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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Gangformationen, als ob sie von Künstlerhand gemeißelt worden wären, mit Rillen und Einschlüssen und in leuchtenden Blauschattierungen, von fast Glasklar bis Azur, je nach Sonneneinfall. Die Luft war kalt und uralt, aber so sauber, dass sie Tanners kranke Lungen mit purer Gesundheit zu füllen schien.
    Wenn es absolute ästhetische Schönheit gab, so war sie dort zu finden – von Naturkräften geschaffen, völlig unberührt und von klarer Reinheit, eingebettet in würdevolle Stille.
    Wie gebannt stand Tanner da und ließ seinen Tränen freien Lauf. Er hätte nicht geglaubt, nach aller Verderbtheit, nach Schmutz und Verwahrlosung jemals so einen Ort zu erblicken. Dabei spielte es keine Rolle, ob er in der Menschenwelt lag oder anderswo. Dies war wie der Anbeginn der Zeit, der Ursprung von allem. Die Erinnerung an eine Welt, in der es noch keinen Tod oder Leiden gab.
    Darby, der sonst so grobe Klotz, schien zu verstehen, was in ihm vorging, denn er schwieg und trat mit Cara leisen Schrittes voran. Er ließ Saul diesen stillen Moment der Erleuchtung, des Friedens, des Einsseins mit dem Universum.
    Tanners Atem dampfte und legte sich als zarte Kristallschicht auf dem Eis nieder. Statt Blut hinterließ er nun eine Spur, die wie ein Teil dieser Schichten war, sich daran anpasste und vermischte. Die ewig bleiben würde.
    Mit einem tiefen Seufzer kam Saul wieder zu sich. Er schüttelte Sentimentalität und Tränen ab, fegte sie achtlos beiseite und legte sie ab wie unnützen Ballast. Danach atmete er einmal kräftig ein und aus und folgte dem Schotten und dessen Elfenhund.
    Durch die engen, gewundenen Gänge ging es tiefer hinab, und der Amerikaner war einmal mehr froh um seine gute Ausrüstung. Die Steigeisen waren Gold wert. Leise kratzend verhakten sie sich im Eis und verschafften ihm einen guten Halt. Abgesehen von seinem Atem und den Bewegungen seiner Begleiter vorn waren es die einzigen Geräusche in dieser Stille. Vorsichtig tastete er sich an den Wänden entlang, zwängte sich durch enge Spalten und wusste bald, dass er ohne Führung in diesem Labyrinth rettungslos verloren war. Es war hell, immerhin ein Trost, dennoch nicht weniger beengt und verwirrend. Selbst die unterschiedlichen Blauschichten waren keine Orientierungshilfe, da sie ständig wechselten. Kein Gang sah aus wie der andere, und trotzdem hätte Tanner nicht sagen können, durch welchen sie gekommen waren und welcher wieder hinausführte.
    Cara ging witternd und zielsicher voran. Nur selten hielt sie inne und schien überlegen zu müssen, welchen Weg sie als Nächstes einschlagen sollten. Es dürfte Tausende dieser Gänge geben, und das Gebiet musste nicht einmal groß sein. Vermutlich genügte ein Hektar, um dennoch nie wieder herauszufinden.
    Bald hatte Tanner nicht einmal mehr eine Orientierung, ob es nach oben, unten, links oder rechts ging. So viele Windungen, die keinerlei Rückschlüsse und Richtungssinn mehr zuließen, und das Licht kam von allen Seiten. Genauso gut hätten sie in absoluter Finsternis wandern können. Die Helligkeit half ihm lediglich, eine Panik zu vermeiden, machte aber sonst keinen Unterschied.
    Immerhin nahmen Darby und Cara Rücksicht auf ihn, weil er langsamer war. Seine sechsundfünfzig Jahre merkte er nun. Man konnte sich noch so fit halten, der Körper war einfach nicht mehr jugendlich, sondern im Verfall begriffen. Tanner spürte seine Lendenwirbel, den ungebetenen Freund Ischias; sein Atem ging keuchend, seine Beinmuskeln fingen an, sich zu verkrampfen, und über die Knie brauchte er erst gar nicht zu reden.
    In dieser Bewegungsart war er schlicht ungeübt. Er konnte nach wie vor bei guter Lungenverfassung zehn Kilometer oder mehr am Stück joggen und hatte früher mehrmals am New-York-City-Marathon teilgenommen, immer vorn unter den ersten Plätzen. Aber dieses ständige Bergauf, Bergab, die andauernde Gefahr, zu rutschen und haltlos irgendwohin zu schlittern, das manchmal mühselige Hindurchzwängen durch Engpässe … Es forderte ihm alles ab. Außerdem war der Rucksack inzwischen so schwer wie eine Schubkarre voller Ziegelsteine, eine zusätzliche Belastung, wie er sie sich zuletzt als Soldat angetan hatte. Er schwitzte in seiner Montur, doch es war zu kalt, um etwas davon abzulegen. Immerhin wurde der Großteil des Schweißes nach draußen transportiert, sodass Saul seinen eigenen Nebel produzierte und von Dunst umgeben dahinstapfte.
    Darby und Cara blieben kühl, die Grundtemperatur von Elfen war wohl

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