Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
ein, der tabu ist?«, rief Rian von unten herauf. Ihre Stimme klang dünn und erschöpft. »Was hat er dir versprochen? Er kann es ja doch nicht halten.«
»Dieses schon«, behauptete der Frostriese. »Wenn ich euch aufhalte, wird das Zeitalter der Götter enden, und die Riesen kehren zurück!«
»Ein ziemlich bescheuertes Angebot«, fand David und suchte in seinen Taschen. »Wie will Alebin Ragnarök denn einleiten?«
»Er ist soeben dabei«, dröhnte der Frostriese. »Und jetzt genug!« Er ließ die Keule niedersausen, und Rian kam gerade noch um Haaresbreite davon.
David hörte sie fluchen und konnte sich denken, wem dies galt: ihm. Sicher hätte sie ihn gern gefragt, was er die ganze Zeit da machte. Aber gleich würde sie es wissen.
Endlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte. Ein paar Krümel Erde, die sich immer irgendwie im Gewebe einfingen, und ein bisschen Sand. Einiges davon stammte von seinem Sturz auf dem isländischen Hof. Er blies alles in das Loch, das er ins Bein des Angreifers gebrannt hatte, und murmelte einen weiteren Spruch.
Es war ein starker, vernichtender Zauber, den er noch nie eingesetzt hatte. David war immer für den offenen Kampf mit dem Schwert gewesen, doch nun blieb ihm keine Wahl. Immerhin brachte er genug Kraft dafür auf; an diesem Ort war schon die Luft reine Magie.
Wie durch ein Wunder lebte Rian am Erdboden immer noch, wenngleich der Frostriese langsam die Geduld zu verlieren schien. Die Prinzessin setzte sich inzwischen ebenfalls mit Magie zur Wehr und schuf kleine Prallfelder, die den Schwung der Keule ablenkten. Sie schleuderte Schlingen gegen den Riesen, um ihn in der Bewegung zu hindern, und verschaffte sich mit einem Zauber kurzzeitig die Möglichkeit, schneller und weiter zu springen.
Davids Werk war getan. Er hängte sich an den Dolch, riss so lange mit seinem Gewicht und Schwung daran, bis er sich endlich aus dem Bein löste, und stürzte zu Boden. Hastig rollte er sich zur Seite, als der Riese den Fuß hob, um ihn zu zertreten, sprang auf und rannte auf Rian zu.
»Weg hier, schnell!«, schrie er. Sie stellte keine Fragen, sondern warf sich herum und folgte ihm.
»Bleibt stehen!«, schrie der Frostriese. »Ihr könnt nicht mehr zurück. Stellt euch endlich eurem Schicksal, wie es sich gehört!« Er setzte zu einem Schritt an – doch in diesem Moment wirkte Davids Zauber, und sein Bein explodierte! Der Riese verlor den Halt, stürzte brüllend hinab. Als er auf dem Boden aufschlug, zersprang er in Tausende Eissplitter und starb sekundenschnell.
Die Zwillinge waren überrascht; anscheinend war der Riese schon uralt gewesen und hatte sich einzig noch durch Magie zusammenhalten können, deren Kreislauf durch die Beinverwundung unterbrochen worden war.
David hielt sich nicht lange auf. Er griff nach Rians Hand und schlug einen Bogen, wieder auf die Brücke zu.
Völlig außer Atem und am Rande ihrer Kräfte tauchten sie in den glitzernden Nebel ein. Sie sahen den hochragenden Bogen Bifrösts strahlend im Sonnenschein vor sich und am anderen Ende das Idafeld von Asgard.
Hand in Hand betraten die Geschwister die Brücke und gingen sie langsam hinauf.
Nicht weit vor ihnen lag eine riesige Waberlohe quer über die ganze Brücke, und davor stand eine gewaltige Gestalt. Sie war gut und gern drei Meter hoch, in glänzender Rüstung und mit Flügelhelm. Das Visier war offen, und David blickte in die sturmgrauen Augen eines außergewöhnlich schönen, männlichen Antlitzes. Erhabenheit und Göttlichkeit strahlte der Mann aus, der sie auf sein Langschwert gestützt erwartete.
»Edler Heimdall«, sagte David und verbeugte sich tief, ebenso Rian. »Wir bitten Euch, lasst uns passieren.«
Der Gott betrachtete sie schweigend, ohne sich zu rühren. Er war der Wächter der Brücke, der Neungeborene, den selbst die anderen Götter bewunderten, mit Ausnahme vielleicht des Allvaters. An seiner Reinheit und dem Edelmut konnte kein Zweifel bestehen; er war der einzige von allen Göttern, der niemals Lug und Trug anwendete. Als Hüter der Brücke bewahrte er das Gleichgewicht.
»Ich bin Dafydd …«, setzte der Prinz an.
Doch nun sprach der Gott. Seine Stimme war dunkel und erstaunlich weich. »Ich weiß, wer ihr seid, Kinder der Unsterblichen. Und ich weiß, was dich hierher treibt, Prinz. Jedoch mein Herz ist schwer.«
Davids Unterlippe zitterte. »Bitte lasst mich zu meiner Frau«, flehte er. »Sie braucht mich jetzt, und ich muss sie schützen.«
»Wenn ich euch
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