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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sich an. Kälte bedeutete selten etwas Gutes. Sie machten sich auf den Weg und durchquerten Hand in Hand das Zucchinifeld. Die prallvoll wirkenden, dunkelvioletten Früchte überragten Grog beinahe. Insektenschwärme umkreisten sie zornig, während die ungleichen Gefährten die schmalen Furchen zwischen den Zucchinireihen entlangstolperten.
    Es war ein mühsamer Weg, doch Pirx beschwerte sich diesmal mit keinem Wort. Was auch immer er gefühlt hatte – es bedrückte ihn.
    Der Weg schien kein Ende nehmen zu wollen, und die Insekten scherten sich kaum um die Abwehrzauber, die sie pausenlos vor sich hin murmelten. Zerzaust und zerbissen erreichten sie endlich den Wall und erklommen ihn auf allen vieren.
    Oben angekommen, holten sie tief Atem und blickten hinab auf das Land dahinter, auf den Meeresstreifen – und das, was sich, kaum noch erkennbar, weit am Horizont aus der dunkelblauen Wasserwüste erhob.
    »Der Eiswind kommt von dort«, sagte Pirx und deutete in die Richtung der Insel.
    »Das ist schlecht. Ganz schlecht.« Grog kniff die Augen zusammen. Er glaubte, eine schwarze Rauchwolke im Zentrum des Eilands ausmachen zu können.
    Der Ätna, Zentrum vielfältiger Geschichten und Mythen, war ein Begriff, der selbst ihm Respekt und Angst einflößte. Dort, so befürchtete er, befand sich jener Knotenpunkt, an dem der Getreue lauerte und seine Intrigen spann. Intrigen, die zwei Welten in einer gewaltigen Katastrophe ineinander stürzen lassen sollten.
    Sie schlichen an Bord einer Fähre, die über die »Straße von Messalia« genannte Wasserstrecke führte und fast ausschließlich von Einheimischen genutzt wurde. Sechs schäbige Lastwagen rollten laut hupend in den Bauch des Schiffs, und ein paar Dutzend Passagiere machten es sich, so gut es ging, am Oberdeck bequem. Dunkelbraun gebrannte Menschen mit zerfurchten Gesichtern unterhielten sich lautstark miteinander und gestikulierten dabei wild. Die Hände der Männer waren schwielig und kräftig, die Schultern gebeugt von harter, körperlicher Arbeit. Frauen verbargen den Großteil ihrer dunklen Haarpracht unter schwarzen Tüchern. Sie redeten angeregt und tauschten untereinander Neuigkeiten aus. Ein paar Mädchen jagten mit der Unbeschwertheit der Jugend übers Deck. Hinter hölzernen Gittern eingesperrte Gänse gaben laut schnatternd ihre Meinung zu der ungewohnten Reise kund, und einige wenige Matrosen in abgenutzten Uniformen schlichen mit verdrießlichen Gesichtern umher.
    »Gemüse!«, klagte Pirx. »Ausgerechnet Gemüse! Hättest du denn kein besseres Transportmittel finden können als einen Laster, der mit Salatköpfen beladen ist?«
    »Jetzt halte endlich den Mund!«, fuhr ihn Grog an. »Ich hab deine ewige Jammerei satt!«
    Der Kleine schwieg erschrocken und starrte ihn mit einem herzzerreißend traurigen Blick an. Noch im selben Moment, da er die Worte aussprach, tat es dem Grogoch leid. Doch er konnte das Gelaber seines Begleiters – und Freundes – nicht mehr ertragen.
    Nicht jetzt. Nicht hier.
    Er fühlte das Unglück kommen. Ein Grummein in seinem Bauch kündete es an, und es versetzte seinen Körper in Vibrationen. Grog lüpfte die Plane, unter der sie sich versteckten, und sah durchs Bullauge hinaus übers Meer. Eine Sturmfront näherte sich. Sie entstand wie aus dem Nichts, vom Zorn eines unbekannten Gottes gelenkt.
    »Halt dich gut fest«, sagte er zu dem Pixie, »und sieh zu, dass du nicht von den Salatköpfen überrollt wirst. Ich befürchte, da kommt einiges auf uns zu.«
    »Ich weiß«, sagte Pirx kläglich. Er schob sich an den Rand der Ladefläche und krallte sich mit seinen winzigen Fingern in eine der Holzplanken.
    Hatten bislang lediglich vereinzelte Schäfchenwolken ihre Schatten aufs Wasser geworfen, so verdunkelte sich der Himmel nun mit ungewöhnlicher Plötzlichkeit. Es wurde still. Selbst die Dieselaggregate, die das Schiff in einem wummernden Takt zum Vibrieren brachten, verstummten mit einem Mal. So wie auch die Menschen, deren Geschimpfe und Geschrei vom Oberdeck herab zu hören gewesen war.
    Grog blinzelte entgegen aller Vorsicht unter der schweren Plane hervor. Er ließ sich auf den ölverschmutzten Metallboden fallen und trippelte zum Bullauge. Die Wasseroberfläche verschwand soeben aus seinem Gesichtsfeld. Die Fähre wurde über einen Wellenkamm gehoben – und fiel gleich darauf ins nächste Tal, in eine schwarze Masse, die zu kochen schien.
    »Das ist ... aber gar nicht angenehm!«, sagte Pirx. Auch er kroch unter der

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