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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Abdeckung heraus. Er krallte sich an Grogs Hose fest und kletterte an ihm empor, bis er auf den Schultern des Grogochs saß. »Mir scheint, ich hätte den kleinen Zwischendurch-Imbiss im
supermercato
am Hafen
doch
auslassen sollen.«
    »Du meinst diese Orgie, an der mehrere unschuldige Flaschen Fruchtjoghurt, Marmelade- und Honigtöpfe, literweise geschmolzene Schokolade und ein geschätzter Hektoliter Kondensmilch beteiligt waren?«
    »Du übertreibst. Ich habe ganz, ganz wenig Schokolade gegessen«, sagte der Pixie kleinlaut. »Gerade so viel, dass ich den Geschmack erahnen konnte. Burps.« Er rülpste unterdrückt und schnappte nach Luft.
    Die Fähre fiel wieder über einen Wellenkamm und stürzte hinab in die Dunkelheit brodelnden Wassers. Plötzlich einsetzender Regen prasselte mit erschreckender Wucht gegen das Glas des Bullauges. Blitze zuckten über den Horizont. Die Wolkenbänke glühten in einem seltsamen Rot, das in Grog Urängste weckte. Die ganze Szenerie erinnerte ihn an einen von Fanmórs Wutausbrüchen ...
    »Mir ist in der Tat ein wenig übel«, sagte Pirx. Er ließ sich über Grogs Brust hinab zu Boden gleiten.
    Der Kleine sah grauenhaft aus. Sein Gesicht hatte einen lindgrünen Teint angenommen, die Augen waren blutunterlaufen, und die spitzen Zähnchen klapperten in hohem Tempo aufeinander.
    »Das kommt davon!«, sagte Grog. »Deine Fressgier bringt dich eines schönen Tages ins Grab.«
    »Ich schwör dir«, würgte Pirx hervor, »wenn ich den heutigen Tag überlebe, lasse ich in Zukunft die achte und die neunte Zwischenmahlzeit aus. Zumindest an den Feiertagen, die auf ein ungerades Datum fallen.«
    »Hättest du mehr Selbstbeherrschung«, belehrte ihn Grog, »würdest du jetzt nicht leiden. Sieh mich an ...«
    Er schob beide Hände vor den Mund und schluckte das wieder hinab, was sein Magen hochwürgen wollte. Nicht nur da draußen über der See wütete ein Gewitter. Auch in ihm ging es rund – im wahrsten Sinne des Wortes. »Vielleicht sollten wir einen Deckspaziergang unternehmen«, brachte er mühsam hervor. »Die frische Luft tut dir sicherlich gut, und ich passe währenddessen auf, dass du keinen Unsinn machst.«
    »Eine ausgezeichnete Idee«, sagte Pirx.
    Das Lindgrün seiner Haut war über Karmesinrot zu Veilchenviolett gewechselt und bewegte sich nun auf ein Neonblau zu; jener Farbe, die bei einem Pixie das Schlimmste befürchten ließ.
    Grog schnappte seinen kleinen Freund und zog ihn mit sich. Es scherte ihn nicht, ob die Menschen sie sehen konnten. Sie stürmten eine wasserüberschwemmte Treppe empor, an einem verdutzt dreinblickenden Matrosen vorbei. Mit ein wenig Konzentration hätten sie sich unsichtbar machen können–doch wie sollte man sich konzentrieren, wenn alle Kraft darauf ausgerichtet war, den Mageninhalt bei sich zu behalten?
    Die Regentropfen prasselten fast waagrecht auf sie ein, als sie die Tür zum Oberdeck öffneten. Von einer Sekunde zur nächsten waren sie pitschnass. Grog kümmerte es nicht. Er zog Pirx mit sich hinaus ins Freie. Über den tanzenden Boden hin zur Reling, an der bereits ein gutes Dutzend Menschen lehnte und sich vorbeugte. Alle gaben sie gequälte Geräusche von sich, die das Grummeln und Kochen in Grogs Magen noch weiter anfachten, die irgendetwas Schreckliches in ihm auslösten ...
    »Rasch! Rasch!«, rief er und riss den Pixie wie eine Puppe mit sich. Er schaffte es gerade noch zu einem unbeobachteten Platz am hinteren Bereich des Decks und schob den Kopf über die Messingumrandung der Reling, bevor das Drängen in seinem Bauch zu heftig wurde – und er Neptun opfern musste.
    Alles in ihm war ein einziges, wildes Durcheinander. In diesen Momenten war ihm alles einerlei. Ihm war so übel, dass nichts anderes mehr zählte, als sich Erleichterung zu verschaffen.
    Pirx lehnte neben ihm, ebenfalls mit weit aufgerissenem Mund. Einige Dosen Kondensmilch, die der Kleine verschluckt hatte, ohne sie zu öffnen, schossen weit aufs Meer hinaus.
    Indes stürmte und heulte es weiterhin. Regentropfen vermengten sich mit kleinen Hagelkörnern, Windböen verlangten ihnen beiden alle Kräfte ab. Sie klammerten sich an den Messingstangen fest und hakten sich zusätzlich mit den Füßen ein, damit sie ja nicht in den Ozean gerissen wurden.
    »Ich wünschte, das alles hätte ein Ende!«, schrie Pirx, als ihm sein Magen eine Pause gewährte. »Ich hab’s jetzt wirklich, wirklich satt!«
    Plötzlich schoss ein Tentakelarm aus dem Wasser, gleich darauf ein zweiter.

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