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Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel

Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel

Titel: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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abgearbeitet wie er, aber bei Weitem nicht so faltig. Sie trug ein Kopftuch und ein geblümtes Kleid mit Schürze, dazu Holzpantoffeln. Sie mochte etwa Mitte achtzig sein.
    »Dafür ist die Zeit an dir spurlos vorübergegangen, ewig junge Natalia«, erwiderte Fabio, und sie winkte ab.
    »Du hast dich nicht geändert, Schmeichler.«
    »Ich bin froh, dass du mit mir redest. Das war lange Zeit nicht so.«
    »Nun, sie sagte, wir sollen dich willkommen heißen, und das tun wir. Wer sind wir, unsere Tochter ins Unglück zu stürzen, wenn andere das viel besser können.«
    Nadja schluckte. Ihr Vater tat ihr leid. Er stand wie ein geprügelter Hund da, was auch Sesta zu spüren schien, denn sie leckte ihm zärtlich die schlaff herabhängende Hand.
    »Geh schon rein«, forderte Natalia Oreso ihn auf und wandte sich Nadja zu, betrachtete sie einen langen Moment von unten herauf – Nadja mochte einen halben Kopf größer sein als sie – und presste dann die Hände wie zum Gebet aneinander. »Dio mio«, sagte sie erschüttert. »Du bist wahrhaftig ihr Kind. Lass dich ansehen, bella nipote Nadja.«
    »Guten Tag«, sagte Nadja schüchtern. Sie war nie um Worte verlegen gewesen, stets forsch und direkt. Nun aber fühlte sie sich winzig und sprachlos. »Ich … Es tut mir leid …«
    »Sch, es gibt überhaupt nichts, was
dir
leidtun muss, Kindchen.« Natalia berührte Nadjas Wange mit einer faltigen, rauen Hand, die im Vergleich zu ihrem restlichen Körper viel zu groß war. Die alte Frau lächelte. »Komm rein, komm rein. Antonio! Hast du dir deine wunderschöne Enkeltochter wenigstens einmal angesehen?«
    »Ich kenne ihre Mutter! Sie wird nicht anders sein«, scholl es heraus.
    »Alter Grantler!« Natalia lachte aber und zwinkerte Nadja zu. »Er hat Angst, in Tränen auszubrechen, deswegen benimmt er sich so. Seit fünf Uhr früh ist er schon wach und tigert aufgeregt durchs Haus. Er hat gehofft, dass Fabio dich mitbringt. Wir haben euch gestern schon erwartet.«
    »Das Flugzeug hatte ziemliche Verspätung, wir haben es nicht mehr geschafft.«
    Erst jetzt fiel Nadja auf, dass die Unterhaltung gleichzeitig in Deutsch und Italienisch geführt wurde, und zwar im übergangslosen Wechsel.
Alter Grantler
hatte sogar sehr münchnerisch geklungen.
    Nadja ließ sich hineinziehen und fand ein gemütliches Heim vor, das innen größer war, als es von außen wirkte. Schlicht, aber viel Holz, Teppiche und überall Blumen. Der mit Parkett ausgelegte Gang war schmal, und eine ebenso schmale Holztreppe führte nach oben. Unten gab es eine geräumige Wohnküche mit anschließendem Fernsehraum, Toilette, Vorratsraum und Werkstatt. Oben, erzählte Natalia, befanden sich die Schlafzimmer und das Bad. »Ihr werdet hier schlafen, wir haben sehr viel Platz, vier Zimmer.«
    Fabio saß bereits zusammen mit Antonio am großen Holztisch. Durch die kleinen Fenster fiel Sonnenlicht schräg herein und tauchte den Raum in ein dämmriges, staubglitzerndes Halbdunkel. Nadja fühlte sich in eine völlig andere Welt versetzt. Natalia kochte Kaffee und stellte sizilianisches Gebäck auf den Tisch, dazu Gläser und zwei Karaffen mit Wasser und Rotwein.
    Antonio zündete sich eine langstielige Pfeife an und wies auf die Wand hinter sich, wo noch mehrere der kunstvoll handgeschnitzten Rauchgeräte hingen. »Auch eine, genero? Den Tabak hab ich selbst angebaut.«
    »Da sag ich nicht nein.« Erfreut wählte Fabio eine der Pfeifen aus und stopfte Tabak in den Kopf, prüfte, schnüffelte und rauchte dann mit kleiner Flamme an. Nadja sah ihm verdutzt dabei zu; sie hatte ihren Vater nur ganz selten einmal eine Zigarette rauchen sehen. Doch jetzt schien er sehr zufrieden zu paffen, als hätte er es lange vermisst. Der Tabak roch allerdings auch gut, völlig frei von Zusatzstoffen. Antonio goss Wein in an Zahnputzgläser erinnernde Trinkgefäße und schob sie nacheinander zu Fabio, Nadja und dann zu sich. Nadja nahm sich lieber ein Wasserglas, während Fabio dem Wein zusprach, und probierte von den sizilianischen süßen Spezialitäten.
    Schweigen herrschte, als Natalia den Kaffee brachte und sich zu ihnen setzte. Verlegenheit, Unsicherheit. Keiner wusste, wo sie beginnen sollten, die Vergangenheit aufzuholen. Die beiden Männer versteckten sich hinter ihren Pfeifen, und Nadja rührte seit einer Minute den Zucker in ihrem Kaffee um.
    Schließlich legte Fabio die Pfeife ab und begann ruhig: »Über zwanzig Jahre lang habt ihr kein Wort mit mir gesprochen. Ihr habt mich dafür

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