Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
gleich aufgeschlitzt werden!« Zum Beweis ließ er den Haken auf einen hölzernen Bettpfosten niedersausen, auf dem ein fein geschnitzter Zapfen aufgesetzt war, und schlug ihn ab, wobei jede Menge schwarzer Staub freigesetzt wurde. Der Zapfen flog davon und traf genau den Kleinen, der mitgerissen wurde und aufheulend an die Wand knallte.
Drohend richtete Fabio die Hitze ausstrahlende Spitze des Schürhakens auf den Großen. »Nimm deine Kumpane und verschwinde, und wagt es nie wieder, uns zu belästigen!«
Als das Wesen zögerte, schrie er: »Beweg dich!«
Der Einäugige grunzte, packte den wimmernden Kleinen, schulterte den ohnmächtigen Gefährten und sprang durch das Fenster. Einfach durch die geschlossene Scheibe hindurch, ohne sie zu beschädigen; dann waren sie verschwunden. Nur ein kurzes Flackern, und schon lag wieder die normale Aussicht draußen.
Fabio ließ den Haken fallen und hastete zu Nadja, die das Nachtkästchen wegschob und gerade aufstand. Er packte ihre Schultern, tastete ihr Gesicht ab. »Ist alles in Ordnung mit dir? Bist du verletzt?«
»Nein, mir fehlt nichts«, antwortete sie.
Er schloss die Arme um sie und drückte sie fest an sich. »Es tut mir leid, tut mir so leid«, stammelte er außer sich. »Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen, niemals. Ich dachte nicht, dass du so früh zu Bett gehst …«
»Nächstes Mal gehe ich in die Disco«, sagte sie trotzig und mit zitternder Stimme. Sie schmiegte sich an ihren Vater, seine Nähe beruhigte sie und nahm ihr die Angst. »Waren das solche, vor denen du mich immer beschützen wolltest?«
»Ach, die …«, sagte er wegwerfend. Er ließ sie los, strich die Haare aus ihrem Gesicht und küsste sie auf die Stirn. »Das sind nur schwachsinnige Poltergeister.«
»
Poltergeister?
«
»Ja. Allerdings echte Vertreter dieser Gattung und nicht die Märchenfiguren, die die Menschen in ihren Sagen und Geschichten aus ihnen gemacht haben.«
»Aber wie konntest du sie angreifen, wenn sie Geister sind?«
»Dank der Vulkanasche. Sie war in der Glut auf den Schürhaken gedampft, und hier gibt es ja überall genug davon. Der Ätna existiert in allen Welten, demnach auch seine Asche, sie ist wie ein magischer Leiter – ein Stromfeld, wenn du so willst. Damit kann man Geister angreifen. Ich nehme an, dass sie ausspähen sollten, was hier vor sich geht, und jetzt werden es bald alle wissen. Aber das ist egal, wir hätten es sowieso nicht auf Dauer verbergen können.«
»Aber die wollten mich …«
»Erschrecken, Nadja, dir furchtbare Angst einjagen und dich im Idealfall von hier vertreiben.«
»Ach ja? Und wie war das mit dem
Schlitzen?
«, fragte sie, und ein erneuter Schauer glitt über ihren Rücken.
»Na schön«, lenkte er ein, »und dir vielleicht ein paar Wunden zufügen, aber sie hätten dich bestimmt nicht getötet. Niemand wird dich töten, solange du dieses Kind in dir trägst. Alle können fühlen, dass es eine große Veränderung herbeiführen wird, und jeder wird diese auf seine Weise für sich in Anspruch nehmen wollen, um Macht zu erringen.«
»Aber dann muss David der Vater sein«, stieß sie hervor. »Alebin könnte doch niemals so etwas erschaffen …«
»Hast du je daran gezweifelt?«, erwiderte er lächelnd. Er bückte sich, hob den Zapfen und den Schürhaken auf, der inzwischen den Holzboden angeschmort hatte – und erstarrte, als er seine Schwiegereltern im Türrahmen stehen sah. Sie waren noch völlig verschlafen, aber deutlich ungehalten.
»Was geht hier vor sich?«, fragte Antonio.
»Was hast du mit dem Bett angestellt?«, wollte Natalia wissen. Sie entdeckte den Brandfleck und holte Luft. »Und mit meinem Boden?«
»Oh … äh …« Fabio zog ein schuldbewusstes Gesicht.
»Tut mir leid, ich habe schlecht geträumt und ein fürchterliches Chaos angerichtet«, versuchte Nadja zu erklären. »Und Fabio dachte wohl, dass irgendwer bei mir eingestiegen ist, und stürmte wie ein Sittenwächter rein …«
Die beiden verzogen keine Miene, sie blickten weiterhin streng.
»Das muss aufhören«, verlangte Natalia. »Letitia hat hier ein erfülltes Leben gefunden, und du wirst ihr das nicht zerstören, Oreso! Verstanden?«
»Hab ich es doch geahnt, dass du Ärger machst!« Antonio warf seinem Schwiegersohn einen finsteren Blick zu.
»Aber er kann wirklich nichts dafür!«, versuchte Nadja zu vermitteln.
»Sei still, Enkelin! Wir kennen deinen Vater besser und länger als du.«
»Nein, tut ihr nicht!«
Fabio hob
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