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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zähnefletschender Mäuler richtete sie sich – sehr vorsichtig – wieder auf, musste einen kleinen Schwindelanfall abwarten und sah aus den Augenwinkeln, wie zwei weitere Echsen auf die Lichtung heraustraten. Ihre Reiter saßen ab, und einer der Männer eilte zu Graukeil, um den gefesselten Zwerg loszuschneiden. Also doch, dachte sie grimmig. Sie war beinahe so weit gewesen, Gamma Graukeil zu vertrauen, aber am Ende hatte der kleine Drecksack sie doch in eine Falle gelockt. Sie konnte nicht einmal genau sagen, auf wen sie wütender war: auf den verlogenen Zwerg oder auf sich selbst, weil sie so dumm gewesen war, ihm auf den Leim zu gehen.
    Sie stand ganz auf, musste gegen einen weiteren und viel heftigeren Schwindelanfall ankämpfen und hob stöhnend die Hand an die Stirn. Flammenhuf wieherte leise, und Pia warf ihm durch die gespreizten Finger hindurch einen wütenden Blick zu.
    »Falls ich das hier überlebe, unterhalten wir uns, mein Freund«, zischte sie. »Denk schon mal darüber nach, ob dir das Wort Salami etwas sagt.«
    Seltsam: Irgendjemand lachte, und als sie sich das Haar aus der Stirn schob und die Hand sinken ließ, geschah etwas noch sehr viel Seltsameres. Speere und Schwerter wurden gesenkt, und ein erstauntes Raunen erklang. Zwei oder drei der Reitechsen wichen sogar vor ihr zurück, und dann geschah etwas ganz und gar Unfassbares.
    Einer nach dem anderen stiegen die Reiter aus dem Sattel, scheuchten ihre Reittiere zurück und steckten nicht nur ihre Waffen ein, sondern sanken vor ihr auf die Knie und senkten demütig die Häupter.
    »Wie?«, murmelte Pia verdattert.
    Das Lachen wiederholte sich, und jetzt kam ihr die Stimme eindeutig bekannt vor. Zögernd drehte sie sich herum und sah, dass einer der Reiter nicht abgestiegen war, sondern von der Höhe des Echsenrückens her auf sie herabsah. Sie konnte sein Gesicht immer noch nicht erkennen, aber sie sah jetzt, was ihr an der Gestalt so seltsam vorgekommen war. Es war kein Er, sondern eine Sie, wie unschwer zu erkennen war, denn ihre Kleidung bestand im Prinzip nur aus einem Paar wadenhoher Stiefel und einigen dünnen Lederriemen, die bloß das Allernotwendigste verhüllten. Das dazugehörige Gesicht lag weiter im Schatten.
    Wenigstens so lange, bis davor ein winziges Einweg-Feuerzeug aufschnappte und seine Besitzerin einen tiefen Zug aus einem dünnen, schwarzen Zigarillo nahm.
    »Hallo, Piamäuschen«, sagte Alica. »Lange nicht mehr gesehen, wie?«

XI
    A …lica?«, murmelte sie fassungslos. Pia blinzelte. Alica nahm einen weiteren tiefen Zug aus ihrem Zigarillo, der ihr Gesicht nahezu vollständig hinter einem Vorhang aus grauem Rauch verschwinden ließ, schnippte mit einer affektierten Geste noch gar nicht vorhandene Asche von seiner Spitze und schwang sich dann mit einer Bewegung aus dem Sattel, die sehr viel Übung und noch größere Kraft verriet. Die Echse stieß ein unwilliges Fauchen aus und trabte ein paar Schritte davon, und Alica drehte sich gemächlich zu ihr um und nahm noch einen Zug aus ihrem schwarzen Sargnagel. Ihr Gesicht verschwand nun endgültig hinter einem übel riechenden Vorhang, aber es gab keinen Zweifel.
    »Alica?«, murmelte Pia noch einmal und noch immer genauso fassungslos.
    »So ist es«, antwortete Alica. »Und die Leute hier haben sich sogar angewöhnt, meinen Namen richtig auszusprechen ... es hört sich ganz okay an, finde ich.«
    Pia hatte Probleme, ihren Worten zu folgen. Sie starrte Alica an, und ihre Gedanken begannen immer schneller und hektischer zu arbeiten. Alica? Hier? Und nicht nur in Begleitung einer Barbarenhorde und eines leibhaftigen Schattenelben, sondern ganz eindeutig zu ihnen gehörend? Was war hier los!?
    Alica sah sie etliche Sekunden lang auf eine seltsame Weise abschätzend an, und Pia hatte das sichere Gefühl, dass sie auf etwas ganz Bestimmtes wartete. Pia hätte auch gerne etwas gesagt, oder auch nur irgendwie reagiert, aber sie konnte einfach nur dastehen und Alica anstarren, und ihre Gedanken weigerten sich noch immer, sich in halbwegs geordneten Bahnen zu bewegen ... oder auch nur überhaupt. Alles war anders.
    Und dann hielt es Alica ganz eindeutig nicht mehr aus, ließ ein schrilles Jubilieren hören und schloss sie so plötzlich und mitso überschwänglicher Kraft in die Arme, dass ihr nicht nur die Luft wegblieb, sondern sie auch zurückstolperte und mit wild rudernden Armen um ihr Gleichgewicht kämpfen musste, um nicht schon wieder auf dem Rücken zu landen.
    »Pia!«, rief

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