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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verkümmert), einen muskulösen Schwanz, der nahezu so lang wie sein Körper war, und einen dreieckigen Schädel voller Panzerplatten, Hörner und mit einer Unmenge von Zähnen. Es erinnerte einwenig an die Lizards, auf denen Nandes und seine Krieger ritten, war aber etwas größer und sah eindeutig gemeiner aus.
    Pia überwand endlich ihren Schrecken, konzentrierte sich auf den hochgewachsenen Reiter und war auf eine absurde Art beinahe enttäuscht. Der Mann war groß und ausnehmend kräftig, aber er hatte irgendwie gar nichts Monsterhaftes an sich, er trug nicht einmal eine Rüstung. Er war bewaffnet – Schwert, Speer und Schild – und trug einen Helm, aber er war weder Ork noch Schattenelb. Das allein war natürlich kein Beweis dafür, dass er harmlos war (harmlos? Bei dem Monster, das er ritt?), aber es war verwirrend.
    Ungefähr eine halbe Sekunde lang erwog sie sogar den verrückten Gedanken, den Reiter mit einem beherzten Sprung aus dem Sattel zu holen und sich ein wenig eingehender mit ihm zu unterhalten, verwarf ihn aber genauso schnell wieder, wie er ihr gekommen war. Da war immer noch diese Taschenausgabe eines T-Rex. Das Monstrum sah nicht so aus, als würde es tatenlos dabeistehen, wenn sie seinen Reiter auseinandernahm, und zwei solche Gegner waren vielleicht sogar für sie ein bisschen zu viel.
    Ganz davon abgesehen, dass sie nicht einmal sicher sein konnte, es nur mit diesem einen Reiter zu tun zu haben.
    So duckte sie sich nur hinter eine ausladende Wurzel, wartete mit angehaltenem Atem, bis die monströse Kreatur an ihrem Versteck vorübergegangen war, und beglückwünschte sich im nächsten Moment selbst zu ihrer Umsicht.
    Der Reiter war tatsächlich nicht allein. Eine zweite und kurz darauf auch noch eine dritte Reitechse trampelten an ihrem Versteck vorbei, und die vierte spürte sie schließlich auf.
    Pia erfuhr nie, ob sie ein verräterisches Geräusch verursacht hatte oder die bizarren Reittiere nur über außergewöhnlich scharfe Sinne verfügten. Der letzte Reiter war schon fast an ihrem Versteck vorbei, als sein Tier plötzlich stehen blieb, wie lauschend den Kopf auf die Seite legte – und dann mit einer Bewegung herumfuhr, die angesichts seines massigen Körperbaus schon beinahegrotesk schnell war. Seine gewaltigen Kiefer schnappten nach ihr, verfehlten sie um weniger als eine Handbreit, und den genauso schnell zupackenden Klauen entging sie nur durch pures Glück, indem sie vor Schreck das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel. Ein sonderbar zwitscherndes Bellen erklang, und eisenharte Klauen rissen die Baumrinde über ihr auf.
    Pia war mit einem blitzschnellen Satz wieder auf den Beinen, fuhr herum und rannte Haken schlagend davon, während sich das Bellen/Zwitschern wiederholte und das bizarre Ungetüm zur Verfolgung ansetzte. Pia verschwendete keine Zeit damit, auch nur einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen, aber sie konnte hören, wie entsetzlich schnell die riesige Echse war. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, musste sie den zahllosen Hindernissen und Stolperfallen mühsam ausweichen, die sich in der grünen Dämmerung verbargen, während das massige Ungeheuer einfach hindurchbrach, ungefähr so elegant wie eine Dampfwalze, aber auch genauso unaufhaltsam.
    Das klare Morgenlicht, das ihren Augen gerade noch so geschmeichelt hatte, war plötzlich zu ihrem Feind geworden, denn sie war mit einem Mal von einem Chaos aus Licht und Schatten umgeben, das alles oder auch nichts bedeuten konnte.
    Sie prallte gegen ein Hindernis, das weniger aus dem Nichts auftauchte, als sie vielmehr anzuspringen schien, fand mit einem verzweifelten Stolperschritt ihr Gleichgewicht wieder und warf sich im nächsten Augenblick mit einem Hechtsprung zur Seite, der ihr vermutlich das Leben rettete; denn genau aus der Richtung, in die sie rannte, stürmte eine zweite Panzerechse heran, deren Klauen und Kiefer sie diesmal nur um Haaresbreite verfehlten.
    Pia kam mit einer Rolle wieder auf die Füße, duckte sich unter dem peitschenden Schwanz des Ungeheuers weg und registrierte aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Sie war umzingelt! Eine zweite Echse stürmte mit weit aufgerissenem Maul auf sie zu, und jemand schrie etwas, das sie nicht verstand und im Momentauch gar nicht verstehen wollte. Stahl blitzte, und Pia reagierte ganz instinktiv, indem sie zwar erschrocken zurückstolperte, zugleich aber auch eine ausholende Bewegung mit dem Dolch machte. Sie fühlte nicht einmal Widerstand, doch

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