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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bist gut! Nach allem, was hier ...« Sie sprach nicht weiter, sondern sah kurz einfach nur verwirrt aus und rettete sich dann in ein verlegenes Grinsen. »O ja, entschuldige. Ich kann manchmal ein richtiges kleines Dummerchen sein, ich weiß. Von dem allermeisten hier weißt du ja wahrscheinlich noch gar nichts.«
    »Um nicht zu sagen: von allem«, bestätigte Pia.
    »Hm«, machte Alica. »Also gut. Das alles muss im Augenblick einfach ein bisschen viel für dich sein, aber das kriegen wir schon hin, keine Bange. Um den großen Bahnhof wirst du nicht rumkommen, fürchte ich, aber jetzt besorge ich dir erst mal vernünftige Klamotten, ein heißes Bad und eine anständige Mahlzeit, einverstanden? Du müffelst ein bisschen, Liebes.«
    Ja, Pia konnte sich im Moment kaum etwas Verlockenderes vorstellen als eine Wanne voller kochend heißem Wasser . Sie starrte Alica nur an.
    »Ich ... ähm ... leite dann mal alles Notwendige in die Wege«, sagte Alica. »Bleib einfach hier, und zieh ruhig die warmen Klamotten aus, bevor dich am Ende noch der Hitzschlag trifft. Und keine Sorge, das hier ist das Allerheiligste. Niemand kommt hierher, ohne dazu aufgefordert zu werden.«
    »Das Allerheiligste?« Pia sah noch einmal zu dem wuchtigen Steinquader in der Mitte des Raumes hin, der sie jetzt mehr denn je an einen barbarischen Opferaltar erinnerte. Und warum auch nicht? Schließlich war es einer.
    »Der Audienzsaal, wenn du so willst«, antwortete Alica undmachte eine weitere wedelnde Geste mit beiden Armen, als hielte sie sich für eine Art großen Vogel, der das Fliegen zu lernen versucht. Wieso kam ihr eigentlich ausgerechnet dieser Vergleich?, dachte Pia schaudernd.
    »So, und jetzt fühl dich ganz wie zu Hause, Liebes. Ich bin gleich zurück«, schloss Alica und verschwand, ehe Pia auch nur Gelegenheit hatte, eine einzige weitere Frage zu stellen.
    Nicht dass sie nicht genug davon gehabt hätte. Diese Umgebung flößte ihr mit jedem Atemzug mehr Unbehagen ein. Sie wusste, wo sie war – zumindest kannte sie das Pendant dieses Ortes auf der anderen Seite – und sie hatte auch eine unangenehme Vorstellung von der Bedeutung dieses Raumes und des klobigen Altarsteins in seiner Mitte; aber das war es nicht allein. Sie musste noch einmal an die Sonnenpyramide denken und an das unheimliche Gefühl, dass da etwas war, was sie rief.
    Und es war nichts Angenehmes gewesen.
    Im Grunde nur, um sich abzulenken, trat sie an die Wand heran und betrachtete die kunstvollen Reliefarbeiten, mit denen die gewaltigen Steinquader verziert waren. Im allerersten Moment kamen sie ihr eher vor wie gemalte Bilder, denn anders als die, die sie von Fotografien und aus dem Fernsehen kannte, waren sie in kräftigen Farben gehalten und wirkten auch deutlich kunstvoller. Im Großen und Ganzen zeigten sie auch die gleichen Motive, die sie mit präkolumbianischer Kunst verband, auch wenn es gewisse Unterschiede gab, die sie zwar nicht genau benennen konnte, die aber da waren. Zum allergrößten Teil zeigten die Bilder genau das, was sie erwartet hatte: barbarische Krieger, Könige und Schamanen in prachtvollen Federmänteln, mit gewaltigen Waffen und bizarren Masken. Heroische Schlachten und Siege (oder auch Niederlagen; das kam wohl ganz auf den an, der diese Bilder betrachtete ...), sonderbare Rituale, Tier-, und Jagdszenen. Aber da waren auch Szenen und Bilder, die ihr vollkommen unbekannt waren und Dinge zeigten, von denen sie sich nicht einmal vorstellen konnte, was sie bedeuteten (und es auch nichtwollte), und die sie auf dieselbe Art beunruhigten, auf die sie der Anblick des Tempels auf der Spitze der Sonnenpyramide draußen erschreckt hatte.
    Wäre es nicht das gewesen, dann hätte sie schon allein die pure Größe dieser Arbeit erschlagen. Der Raum war mindestens vier Meter hoch, zehnmal so lang und fünfmal so breit, und es gab buchstäblich keinen einzigen Fleck, der nicht mit Bildern und sonderbar eckigen Ornamenten oder auch Schriftzeichen bedeckt war. Selbst die Decke wies eine Unzahl von Bildern auf, und der Fußboden bestand aus einem einzigen gewaltigen Mosaik, dessen Farben von zahllosen Füßen weggeschmirgelt worden waren, ohne dass seine beeindruckende Schönheit darunter gelitten hätte.
    Immerhin hatte Alica in einem Punkt nicht zu viel versprochen: Es war kühl hier drinnen. Die schmalen Öffnungen in der Decke nahmen dem Sonnenlicht nicht nur ihren Biss, sondern sorgten auch für einen gleichmäßig kühlen Luftzug, der den Schweiß auf

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