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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nein«, sie wandte nun doch denKopf und sah Pia leicht spöttisch an, »die Maya haben nicht überlebt. Sie haben sich tapfer gewehrt, und wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was mir Eirann erzählt hat, dann haben sie den Elben weit mehr zu schaffen gemacht als die Maya bei uns den Spaniern. Aber am Schluss haben sie sie dann doch besiegt, und zwar gründlicher als bei uns.«
    Jetzt sah Pia sie eindeutig zweifelnd an und blickte dann noch zweifelnder in die Runde.
    »Was du hier siehst, sind alle, die es noch gibt, Pia«, sagte Alica ernst. »Das ganze Volk der Großen Schlange. Ein paar Tausend, die von einer Kultur übrig geblieben sind, die früher einmal diesen ganzen Kontinent beherrscht hat. Die Elben haben einen Vernichtungskrieg gegen sie geführt, und er war ziemlich effektiv.«
    Pia brauchte kurz, ehe sie genau begriff, was sie gerade gehört hatte. »Und sie haben Eirann und seine Männer trotzdem aufgenommen?«
    »Wir waren zuerst hier«, antwortete Alica. »Wir sind vor zwei Jahren hierhergekommen. Damals war hier überall Dschungel. Die Stadt war verlassen.« Nachdenklich ließ sie ihren Blick in die Runde schweifen, und Pia hatte das sichere Gefühl, dass sie dabei nicht unbedingt dasselbe sah wie sie. »Niemand hat geglaubt, dass es sie überhaupt noch gibt. Ich glaube, Eirann war von allen am meisten überrascht, als sie plötzlich aus dem Wald gekommen sind.«
    Das waren Informationen, die Pia erst einmal verdauen musste. Aber sie erklärten das eine oder andere. Vielleicht waren ihre beeindruckende Größe und ihre Fremdartigkeit ja nicht der einzige Grund, aus dem die Maya den Elbenkriegern so sichtbar aus dem Weg gingen.
    »Und es gab keine … Probleme?«, fragte sie zögernd.
    Alica lachte hart. »Mehr, als du dir vorstellen kannst, Liebes. In der ersten Woche haben wir elf Männer verloren, und sie wahrscheinlich zehnmal so viele. Wenn es so weitergegangenwäre, hätten wir uns zurückziehen müssen.« Sie hob die Schultern. »Oder sie bis auf den letzten Mann umbringen.«
    »Und was ist passiert?«, fragte Pia.
    »Kukulkan ist passiert«, antwortete Alica. »Eines Tages kam er ganz allein in die Stadt marschiert und verlangte mit Eirann zu sprechen. Zwei Stunden später hatten wir so etwas wie einen Waffenstillstand, und zwei weitere Stunden später sind die ersten Krieger aus dem Wald gekommen und haben ihre Familien mitgebracht.«
    »Kukulkan?«, fragte Pia überrascht.
    »Ich habe dir doch gesagt, er ist Pragmatiker«, antwortete Alica. »Und sieh dich doch mal um: Vor zwei Jahren waren sie eine Handvoll Wilder, ein Dutzend Stämme, die sich in den Wäldern verstecken mussten. Jetzt leben sie wieder in ihrer alten Hauptstadt.«
    »Aus der die Elben sie vertrieben haben.«
    »Das ist Jahrhunderte her«, antwortete Alica. Sie hatten das Ende der breiten Straße erreicht, und sie bedeutete Pia, vorsichtig zu sein. Vor ihnen hörte nicht nur der gepflasterte Teil der Straße auf, um sich in einen morastigen Trampelpfad zu verwandeln, in dem es von Wurzeln, Steinen und anderen natürlichen Fallstricken nur so wimmelte, dasselbe galt für die gesamte Stadt. Das Chichen Itza, das sie nun umgab, war eine tote Stadt, vor einem Jahrtausend von seinen Bewohnern verlassen und längst vom Dschungel und der Zeit zurückerobert. Viele Gebäude waren nicht einmal mehr als solche zu erkennen, sondern glichen eher großen steinernen Hügeln, aus und auf denen jahrhundertealte Bäume wuchsen. »Kukulkan ist zwar alt, aber so alt nun auch wieder nicht, dass er dabei gewesen sein konnte. Es sind alte Geschichten. Irgendwann muss man damit aufhören, der Vergangenheit nachzutrauern, und wieder nach vorne sehen.«
    Das wiederum war eine Vorstellung, die so gar nicht zu dem Kukulkan passte, den sie kennengelernt hatte, aber sie sparte sich diese Bemerkung. Der alte Schamane war ihr unheimlich, undallein der Klang, den Alicas Stimme unweigerlich annahm, wenn sie über ihn sprach, machte klar, dass sie damit nicht allein dastand. Aber nicht jeder, der ihr unheimlich war, musste deshalb auch automatisch ihr Feind sein. So wenig wie jeder, der ihr sympathisch erschien, ihr Freund.
    »Von hier aus gehen wir besser zu Fuß weiter.« Alica schwang sich mit einer kraftvollen Bewegung vom Rücken ihres Trex und bedeutete ihr, ebenfalls abzusteigen. »Es ist nicht mehr weit.«
    Pia hatte keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln, aber eigentlich hatte sie für den Rest ihres Lebens genug vom Urwald mit seinen

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