Elfenzorn
Vielleicht euch.«
Er hatte nicht gesagt, falls sie uns schlagen, dachte Pia beunruhigt, sondern wenn . Sie schwieg.
»Lasst uns allein«, bat Torman.
Landras schüttelte ärgerlich den Kopf. »Ich muss darauf bestehen, dass –«
»Das war keine Bitte, Schild«, unterbrach ihn Torman, um mehrere Grade kühler. Dass seine Stimme dabei vor Schwäche zitterte und er immer größere Mühe zu haben schien, auch nur zu stehen, tat der Wirkung seiner Worte dabei keinen Abbruch. »Ich glaube nicht, dass Prinzessin Gaylen mir etwas antun wird ... oder?«
Das letzte Wort galt Pia, die nur mit einem angedeuteten Kopfschütteln und einem schüchternen Lächeln darauf reagierte. Eigentlich hatte sie nie vorgehabt, ihm etwas anzutun oder ihn gar so schwer zu verletzen, wie sie es getan hatte.
Landras war es wohl seinem eigenen Stolz schuldig, nicht sofort zu reagieren, sondern ihn noch einen Moment lang nichts anderes als trotzig anzustarren, um dann umso zorniger herumzufahren und aus dem Zelt zu stürmen.
Torman sah ihm zwar kopfschüttelnd nach, aber Pia entging auch nicht, dass sich zumindest die Andeutung eines Lächelns auf seine Lippen stahl. »Nehmt es ihm nicht übel, Gaylen. Er ist ein guter Mann, nur manchmal etwas zu eifrig.«
Er schleppte sich weiter, und das so mühsam, dass Pia am liebsten aufgestanden wäre und ihm ihren Platz auf dem einzigen Stuhl in ihrem karg möblierten Gefängnis angeboten hätte, hätte sie sich nicht viel zu elend dazu gefühlt. »Natürlich kann man ihn verstehen. Ihr bringt keine guten Neuigkeiten, Erhabene.«
Pias schlechtes Gewissen rührte sich noch stärker und nun setzte sie tatsächlich dazu an, sich auf den schmalen Lehnen des hölzernen Stuhles in die Höhe zu stemmen, damit er sich setzen konnte, doch Torman hob abwehrend die verletzte Hand und schüttelte zusätzlich so heftig den Kopf, dass sein Haar flog. »Ich bitte Euch, Erhabene. Wollt Ihr meinen Stolz verletzen?«
»Wo ich Euch doch schon übel genug verletzt habe, meint Ihr?«
Torman überging die Bemerkung mit einem Lächeln und verlagerte sein Körpergewicht auf dem Schwert, um etwas bequemer stehen zu können. »Ihr habt das nicht gewollt, nehme ich an.«
Pia schwieg auch dazu. Was sollte sie denn darauf sagen? Natürlich hatte sie es nicht gewollt, aber sie wäre sich ein bisschen lächerlich dabei vorgekommen, ihm das zu sagen, nachdem sie vor gerade einmal einer Stunde mit aller Gewalt auf ihn eingeprügelt hatte.
»Würdet Ihr mir sagen, warum Ihr hierhergekommen seid, Erhabene?«, fragte Torman, gerade als die Stille zwischen ihnen wirklich unangenehm zu werden begann.
Jetzt, im Nachhinein, fragte Pia sich das selbst, ohne wirklich zu einer Antwort zu gelangen. Es war ziemlich dumm gewesen, vorsichtig ausgedrückt.
»Ich bin nicht Euer Feind, Prinzessin Gaylen«, sagte Torman. »Das war ich nie und ich werde es wohl auch nie sein.«
»Als wir uns das letzte Mal gesehen haben –«, begann Pia, und der Schattenelb unterbrach sie:
»– da war ich ebenso wenig Euer Feind, wie ich es jetzt bin. Ich war vorsichtig, das ist alles. Ihr an meiner Stelle hättet nicht anders gehandelt, nehme ich an.«
Das kam der Wahrheit ziemlich nahe, aber sie sah ihn trotzdem so böse an, wie sie nur konnte. »Ich glaube nicht, dass ich versucht hätte, Euch gegen Euren Willen zu verschleppen.«
»Hätte ich es mit Eurem Einverständnis getan, dann wäre es ja kein Verschleppen mehr gewesen, nicht wahr?«, antwortete Torman amüsiert, wurde aber im nächsten Moment sofort wieder ernst. »Vielleicht wäre so manches anders gekommen, hättet Ihr mich damals nach Elfenborg begleitet, Gaylen.«
»Ihr meint, dann würde ich jetzt vielleicht Euer Heer anführen?«, fragte Pia. »Kaum.«
»Vielleicht wäre es nicht notwendig gewesen, dass irgendjemand ein Heer anführt, hättet Ihr mich begleitet, Erhabene«, antwortete Torman.
»Ihr glaubt nicht im Ernst, dass ich Euch nach Elfenborg begleitet und dort die wiedergeborene Prinzessin Gaylen gespielt hätte, damit ihr Eure Macht über die Menschen hier noch ein bisschen festigen könnt, oder?«, fragte Pia.
»Würde ich auch nur einen Atemzug lang glauben, dass Ihr so etwas tätet, dann hätte ich Euch nicht gefragt, Gaylen«, antwortete Torman. Pia war ziemlich sicher, dass er das Prinzessin diesmal nicht nur zufällig weglies. »Und es hat nichts damit zu tun, dass wir unsere Macht festigen wollen.«
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Pia. »Wie komme ich nur auf
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