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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Aber wenn doch alles sowieso schon feststeht, warum tun wir das alles dann überhaupt noch?«
    »Weil es so vorausgesagt wurde«, antwortete Eirann.

XXVIII
    W eder objektiv betrachtet noch (im Nachhinein) subjektiv waren es die längsten zwei Tage ihres Lebens gewesen, aber während sie darauf wartete, dass sie vergingen, kamen sie ihr eindeutig so vor.
    Zu einem nicht geringen Teil lag das vermutlich an ihrer Gesellschaft, die lediglich aus ein paar toten Orks in unterschiedlichen Stadien der Mumifizierung und des Aufgefressenwerdens und einem spitzohrigen Elbenkrieger bestand, der ihr zwar alle paar Stunden frisches Wasser und etwas zu essen brachte, darüber hinaus aber seine Zunge verschluckt zu haben schien.
    Und an einem ziemlich missgelaunten Pegasus, der zwei- oder dreimal den Kopf in ihr Zelt steckte, sie eine Weile missmutig ansah und darüber hinaus kam und ging, wie es ihm gerade passte. Vermutlich nahm er es ihr übel, dass sie ihn in eine ausgewachsene Schlacht geführt hatte. Pegasi neigten offenbar dazu, ziemlich kleinlich zu sein.
    Pia hatte sich noch eine Weile geziert – und sei es nur, um den Schein zu wahren –, dann aber getan, was Eirann von ihr verlangte, und den Bereich vor dem Mineneingang verlassen, um das Eintreffen der Wagenkolonne aus sicherer Distanz zu beobachten – vom gleichen Felssims aus, auf dem sie an diesem Morgen schon einmal gestanden hatte, und zusätzlich in einen Mantel aus unsichtbar machenden Schatten gehüllt … was immer das nutzen mochte. Abgesehen von ihr selbst schien ja so ziemlich jeder hier zu wissen, wie man diesen vermeintlichen Unsichtbarkeitszauber durchschaute.
    Die Wagen, unter deren Planen sich Ixchels Krieger ungesehen dem Lager genähert hatten, waren nahezu auf die Sekunde genau zu dem Zeitpunkt eingetroffen, den Eirann vorausgesagt hatte, aber sie erlebte trotzdem eine Überraschung: Als Eiranns Krieger die Karawane aufgebracht hatten, hatte sie aus fünfWagen bestanden. Jetzt waren es elf. Wie auch immer war es Eiranns und Ixchels Leuten irgendwie gelungen, auch die Wagen ihres eigenen Trosses so herzurichten, dass der Unterschied zumindest aus der Distanz nicht auf den ersten Blick ins Auge fiel.
    Es war ihr trotzdem ein Rätsel, wie Ixchel es geschafft hatte, ihr gesamtes Heer in weniger als ein Dutzend Wagen zu quetschen. Die Typen mochten klein sein, aber sie mussten trotzdem wie Brennholz unter den Planen aufgestapelt gewesen sein, und sie hatte sich fest vorgenommen, Ixchel irgendwann einmal zu fragen, wie viele ihrer kleinen Krieger auf dem Weg hierherauf erstickt oder einfach zu Tode gequetscht worden waren.
    So oder so, die Überlebenden waren jedenfalls sofort und mit nahezu militärischer Präzision ausgeschwärmt und hatten sich zu drei langen Kolonnen formiert, die rasch (und zu ihrer großen Überraschung von Ixchel persönlich angeführt) in der Mine verschwunden waren, bis auf den letzten Mann und ohne dass auch nur einer von ihnen wieder herausgekommen wären, wenigstens nicht in der Zeit, in der sie den Eingang beobachtete. Nicht lange darauf war Landras neben ihr aus den Schatten getreten (und hatte sie zu Tode erschreckt). Seitdem war sie hier. Und rein gar nichts war passiert.
    Ein sehr schweigsamer Schild Landras und zwei noch viel ein- (und eigentlich sogar kein -)silbige Elbenkrieger hatten sie abgeholt und ans andere Ende des Lagers geführt, nahezu genau dorthin, wo sie vor Wochen das erste Mal unsichtbar in diese sonderbare Bergfestung eingedrungen war. Es gab auch hier Spuren erbitterter Kämpfe, wenn auch zu ihrer Erleichterung keine Toten und Verwundeten mehr, und eine Handvoll der kleinen Zelte hatten die Schlacht sogar mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Landras hatte ihr eines davon zugewiesen, ihr ein paar Lebensmittel und etwas Wasser dagelassen und sich mit der Anweisung getrollt, sich nicht von der Stelle zu rühren und auf gar keinen Fall ein Feuer zu entzünden.
    Mehr oder weniger war sie diesem Befehl sogarnachgekommen. Ein paarmal hatte sie das Zelt zwar verlassen, um einem menschlichen Bedürfnis nachzukommen oder auch die nähere Umgebung zu erkunden, war aber jedes Mal schon nach kurzer Zeit zurückgekehrt (und hatte darauf geachtet, unsichtbar zu bleiben, solange sie sich außerhalb des Zeltes befand). Was das Feuer anging, so hätte sie nicht einmal eines entzünden können, wenn sie es gewollt hätte. Den Trick mit den Feuersteinen oder den beiden Stöckchen, die man aneinanderrieb, hatte

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