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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gerade war auch dieses Gefühl nicht wirklich echt, sondern nur ein bloßer Reflex ihres Verstandes und ihrer Erinnerungen.
    Pia schob ihre vermeintliche Gefühllosigkeit auf den Schock und die Furcht und die Schmerzen, die sie gerade erlitten hatte, ließ ihren Blick noch einmal über den verwüsteten Bereich vordem Stolleneingang schweifen und sah endlich Eirann, der zusammen mit Landras dastand und wieder einmal das tat, was die beiden Elben anscheinend nicht nur am liebsten taten, sondern auch am besten konnten: sich streiten.
    Sie ging hin, nickte Eirann grüßend zu und erschrak schließlich doch noch, als sie Eiranns Trex erblickte. Das Tier war ein gutes Stück größer als alle anderen, aber es war so schrecklich zugerichtet, dass sie sich ehrlich wunderte, es noch auf den Beinen zu sehen. Sein gepanzerter Leib war übersät mit schrecklichen Wunden, die meisten seiner Klauen waren abgebrochen, und es hatte gut die Hälfte seiner Zähne und ein Auge verloren.
    »Das Schicksal der Starken«, sagte Eirann, dem ihr prüfender Blick nicht entgangen war. Pia sah ihn fragend an.
    Eirann entließ Landras mit einem Kopfnicken und wartete, bis er gegangen war, bevor er mit einer entsprechenden Geste fortfuhr: »Die meisten jungen Männer wünschen sich nichts mehr, als zu einem besonders mächtigen Krieger heranzuwachsen. Aber die Wahrheit ist, dass die Starken meist eher sterben, weil alle auf dem Schlachtfeld nur sie angreifen.«
    Was ganz offensichtlich auch auf ihn zutraf, dachte Pia. Anders als Landras humpelte er zwar nicht, befand sich ansonsten aber in beinahe noch schlimmerem Zustand. All das Blut auf seiner zertrümmerten Rüstung war bereits eingetrocknet, doch sie war sicher, dass eine Menge davon sein eigenes war. Er hatte große Mühe, den linken Arm zu bewegen, und die Wunde in seinem Gesicht blutete immer noch.
    Pia legte die gespreizten Finger der Linken auf seine Wange und gab ihm etwas von ihrer Kraft, und das rote Rinnsal versiegte. Eirann – der kein bisschen überrascht aussah – nickte dankbar, und sie ließ noch eine Winzigkeit mehr von ihrer Kraft in ihn strömen, um ihm wenigstens die ärgsten Schmerzen zu nehmen, und machte dann einen Schritt zurück.
    »Danke, Prinzessin«, sagte Eirann.
    »Gaylen«, verbesserte sie, aber Eirann schüttelte nur den Kopf.»Solange wir unter uns sind, fühle ich mich geehrt, Euch mit Eurem Namen ansprechen zu dürfen, Erhabene, aber in Gegenwart anderer geziemt es sich nicht.«
    Pia seufzte. »Wie lange seid Ihr jetzt schon mit Alica zusammen, Schild?«, fragte sie.
    »Drei Jahre.« Eirann wirkte verwirrt. »Warum?«
    »Oh, ich wundere mich nur, wie sie es so lange mit Euch ausgehalten hat«, antwortete sie. »Die Alica, die ich kenne, hält nicht besonders viel von Konventionen und steifen Umgangsformen.«
    Eirann dachte einen Atemzug lang über diese Worte nach und nickte dann. »Das muss wohl dieselbe sein, die ich auch kenne, Prinzessin ... Ihr seid unversehrt, wie ich hoffe?«
    Pia legte die Hand auf den Schwertgriff und musste gegen den Impuls ankämpfen, sie fast erschrocken sofort wieder zurückzuziehen, als das Flüstern in ihrer Seele prompt lauter wurde. Sie begann die Worte zu verstehen, die Eiranns Zorn ihr zuflüsterte, aber sie wollte es nicht. »Kann denn jemandem, der das hier trägt, irgendein Leid geschehen?«
    Eirann überging die Frage. »Es ist gut, dass Ihr da seid, Prinzessin. Da ist etwas, worum ich Euch bitten möchte.«
    »Und was?«
    »Ixchel, Prinzessin. Meine Späher berichten, dass sie in spätestens einer Stunde hier sein wird, zusammen mit einem großen Teil ihrer Krieger.«
    »Ich weiß«, sagte sie mit einem Blick in den Himmel. Genau genommen waren die Krieger der Großen Schlange schon überfällig. »Und?«, fragte sie.
    Eirann wich ihrem direkten Blick aus, als er antwortete. »Es wäre besser, sie wüsste nicht, dass Ihr Euch ihrem Wunsch widersetzt habt und zurückgekommen seid.«
    »Das fällt dir ein wenig spät ein, meinst du nicht?«, fragte sie. »Oder war es gar nicht dein Bote, der fast sein Pferd zu Tode geritten hat, um mich zurückzuholen?
    »Ich habe drei Boten losgeschickt, Prinzessin«, antworteteEirann. »Auf unterschiedlichen Wegen und in einem gewissen Abstand. Nur einer hat Euch erreicht?«
    »Das ... weiß ich nicht«, antwortete sie ausweichend. »Ich habe nicht lange gewartet, sondern bin gleich losgeritten. Vielleicht sind die beiden anderen ja später eingetroffen. Es war ein weiter Weg.« Aber

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