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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Küssen bedeckte. »Gaylen! Kronn sei Dank, dir ist nichts passiert! Gaylen!«
    Kurz bevor sie endgültig blau anlaufen und in Ohnmacht fallen konnte, gelang es ihr, sich loszumachen und einmal keuchend Atem zu holen, und Lion wirkte mit einem Mal sehr erschrocken und schob sie hastig noch ein Stück weiter von sich weg, ließ ihre Handgelenke aber trotzdem nicht los.
    »Entschuldige!«, stieß er hervor. »Ich wollte dir nicht wehtun!«
    »Hast du auch nicht«, log Pia. Sie versuchte sich loszumachen, schaffte es nicht und ging schließlich zum Gegenangriff über, indem sie abermals die Arme um seinen Nacken schlang, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn so lange und zärtlich küsste, bis sich Alica hinter ihr mehrmals geziert räusperte, jedes Mal ein bisschen lauter, sodass es am Schluss eher nach einem Husten klang. Pia ließ schon aus reinem Trotz noch einige Sekunden verstreichen, bevor sie Lion endlich losließ und sich zu Alica und ihren beiden Begleitern umwandte. »Hi, Alica«, sagte sie ein wenig atemlos. »Toll, dass ihr da seid! So schnell habe ich gar nicht mit euch gerechnet.«
    »Ihr zwei könnt euch gerne ins Zelt verkrümeln, und wir kommen später wieder, wenn es so sehr pressiert«, antwortete Alica missmutig, während ihr Blick zugleich sehr aufmerksam und mehrmals über ihre Gestalt glitt. Was sie sah, schien ihre Laune nicht unbedingt zu heben. Zwischen ihren sorgsam gezupften Brauen erschien eine steile Falte, aber sie vermochte auch einen Ausdruck von Sorge nicht ganz aus ihrem Blick zu verbannen.
    »Wenn Ihr mir eine Bemerkung gestattet, Prinzessin«, sagte sie, »Ihr seht scheiße aus.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Pia.
    »Ja, da wette ich drauf«, antwortete Alica finster, legte den Kopf zuerst auf die rechte, dann auf die linke Seite und musterte sie noch einmal und noch kritischer. Aber schließlich schien sie zu erkennen, dass sich der Schaden ausschließlich auf ihre Kleider (und vielleicht noch ihren Stolz) beschränkte, und zeigte sich einigermaßen besänftigt.
    »Was ist passiert?«, fragte sie trotzdem.
    Pia nahm nicht an, dass Lion sonderlich begeistert auf die Wahrheit reagieren würde, und zerbrach sich angestrengt den Kopf über irgendeine Ausrede, die wenigstens nicht vollkommen gelogen war. Schild Landras sagte: »Prinzessin Gaylen hat uns zum Sieg über Nandes’ Truppen geführt, Ter Lion.«
    Alica runzelte schon wieder die Stirn, und Lion schnappte nach Luft, als hätte er unversehens einen Fausthieb in den Leib bekommen. »Sie hat was ? «, keuchte er.
    »Also ganz so schlimm –«, begann Pia, und der Schattenelb fuhr in stolzem Ton fort:
    »Ohne die Prinzessin und die Macht des Elfenzorns hätten wir die Schlacht verloren.«
    »– war es nun auch wieder nicht«, beendete Pia ihren Satz, der ohnehin niemanden interessierte.
    »Ihr habt zugelassen, dass sie sich einen Kampf mit Orks liefert?«, keuchte Lion und deutete aufgeregt auf das Schwert an ihrem Gürtel. »Damit?!«
    »Ich kann Eure Sorge verstehen, Ter Lion, und sie ehrt Euch«, erwiderte Landras, »doch sie ist auch vollkommen unbegründet. Die Erhabene war keinen Moment in wirklicher Gefahr.«
    Gut, dazu lag ihr dasselbe auf der Zunge, was sie gerade schon einmal gesagt hatte: Ganz so war es nun auch wieder nicht gewesen. Aber diesmal sparte sie es sich gleich, die Worte laut auszusprechen.
    Lion wirkte auch alles andere als beruhigt, sondern fuchtelte nur noch aufgeregter mit beiden Händen auf ihr zerfetztes Kleid. Irgendwie war es ihr zwar gelungen, die ärgsten Risse und Schnitte darin notdürftig zu flicken, aber die nächste Münzwäscherei war ziemlich weit entfernt, und die vorherrschende Farbe war jetzt nicht mehr weiß, sondern ein braunrotes Camouflage aus Orkblut. Und ihrem eigenen natürlich.
    »Das sieht aber ein bisschen anders aus!«, fauchte er. »Ich hatte Euer Wort, dass Ihr kein Haar gekrümmt wird, Schild! Ich habe Euch ihr Leben anvertraut!«
    »Und es war keine Sekunde lang in Gefahr«, mischte sich Pia ein. »Es sieht wirklich schlimmer aus, als es ist, glaub mir. Eiranns Zorn hat mich beschützt.« Sie legte die Hand auf den Schwertgriff und setzte dazu an, die Waffe zu ziehen, aber irgendetwas hielt sie davon ab; und sei es nur das vollkommen blödsinnige Gefühl, dass Lion und der Elfenzorn irgendwie ... nicht zusammenpassten. »Ich glaube, solange ich dieses Schwert trage, kann mir nichts passieren.«
    »Als du es das letzte Mal gezogen hast, bist du im

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