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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bestätigte sie. »Onkel José.«
    Diesmal funktionierte es. Es hielt zum zweiten Mal mitten in der Bewegung inne, starrte sie eine endlose Sekunde lang durchdie schwarzen Gläser seiner Sonnenbrille hindurch an und lächelte plötzlich. Allerdings ein bisschen nervös. »Und?«, fragte er. »Wie sitzt es sich hier vorne?«
    »Ziemlich eng. Manche finden das ja vielleicht gut. Ziemlich eng, meine ich. Onkel José zum Beispiel. Aber mir gefällt das nicht.«
    Das Lächeln des Polizisten wurde noch eine Spur nervöser. Sie konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Also dann … werde ich noch einmal ein Auge zudrücken«, sagte er zögernd. »Aber richten Sie Senhor Peralta aus, dass er das nächste Mal bitte nicht direkt vor dem Eingang parken möchte. Die Leute beschweren sich, und dann müssen wir umsonst rauskommen.«
    »Das werde ich«, versprach Pia. »Und vielen Dank auch für Ihr Verständnis.«
    »Kein Problem«, antwortete er. »Richten Sie Ihrem Onkel meine Empfehlungen aus.« Er berührte noch einmal seine nicht vorhandene Mütze, lächelte ihr zu und wollte sich aufrichten, und Pia konnte regelrecht hören, wie es hinter seiner Stirn klick machte und eine ganze Batterie misstönender Alarmsirenen zu schrillen begann. Seine Hand zuckte zum Gürtel, und Pia rammte den Rückwärtsgang hinein und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Der Bentley machte einen gewaltigen Satz nach hinten. Der Streifenbeamte brachte sich mit einem erschrockenen Sprung in Sicherheit, und das Heck des Bentley bohrte sich mit einem gewaltigen Krachen in die Kühlerhaube des Polizeiwagens. Beide Scheinwerfer und die Windschutzscheibe zerbarsten klirrend, und die Sirene, die bisher keinen Mucks von sich gegeben hatte, stieß einen einzelnen, jämmerlichen Heulton aus und verstummte dann, als die gewaltige Wucht des Aufpralls das Blaulicht vom Dach fegte. Funken stoben, und die Erschütterung war so stark, dass Pia das Gefühl hatte, der ganze Wagen müsste einfach in Stücke brechen. Trotzdem nahm sie den Fuß nicht vom Gas, sodass die ungezählten PS des Bentley den Streifenwagen einfachweiterschoben, und das so schnell, als wäre er nicht schwerer als eine Seifenkiste.
    Hinter ihnen erscholl ein gellender Schrei, dann ein peitschender Schuss. Die Kugel prallte vom Kotflügel des Bentley ab und heulte als Querschläger davon, und Pia versuchte ebenso verzweifelt wie vergeblich, das Gaspedal noch weiter in das Bodenblech hineinzurammen.
    Der Bentley war allerdings auch so schnell genug, und er wurde sogar noch schneller, während er die abschüssige Zufahrt hinabraste. Der tapfere Streifenwagen tat sein Bestes, um ihn aufzuhalten, indem er sich auf qualmenden Reifen querstellte, aber der tonnenschwere Bentley schob ihn völlig unbeeindruckt weiter. Einer der Reifen flog in einer Rauchwolke davon, und Funken – und nur den Bruchteil einer Sekunde darauf Flammen – stoben unter dem Wagen hervor. Pia sah eine schemenhafte Gestalt, die auf dem Beifahrersitz haltlos hin und her geworfen wurde, und hinter ihnen krachte ein zweiter Pistolenschuss. Die Kugel schlug unmittelbar vor ihr gegen die Windschutzscheibe und prallte davon ab, ohne mehr als einen winzigen Kratzer zu hinterlassen.
    Pia schickte ein kurzes, aber ehrlich gemeintes Dankgebet in Peraltas Richtung, dass er paranoid genug gewesen war, den Oldtimer mit kugelsicheren Scheiben versehen zu lassen, und kurbelte wie wild am Lenkrad, als sie das Ende der Zufahrt erreicht hatten und rückwärts auf die Straße hinausschlitterten. Der Streifenwagen verlor auch noch einen zweiten Reifen, löste sich aber endlich von ihrem Heck und verwandelte sich in einen zu groß geratenen Kreisel, der Funken sprühend auf die Straße und in den fließenden Verkehr rutschte. Angesichts der späten Stunde floss dieser nur noch spärlich, aber er floss, und es reichte für mindestens zwei weitere unsanfte Kollisionen, die die Straße hinter ihnen in einen einzigen Wust aus Blech und zersplitterndem Glas verwandelten. Dann traf irgendetwas den Bentley mit solcher Wucht, dass Pia nach vorne geworfen wurdeund unsanft mit der Stirn gegen das Lenkrad prallte. Blitze aus rotem Schmerz zuckten vor ihren Augen, und sie biss sich auf die Zunge und schmeckte Blut. Irgendetwas, das sehr viel kleiner war als der Bentley, schlitterte davon und prallte seinerseits gegen einen Wagen, dessen Fahrer nicht mehr schnell genug reagieren konnte (und auch keine Chance dazu bekam), und für einen Moment

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