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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwischen den Zähnen ein.
    Pia trat rasch zu ihm, legte die Finger auf seine gewaltige Pranke und löschte den Schmerz aus. Jesus starrte sie verblüfft an, und unter dem Blick, den Gonzales ihr zuwarf, begann sie sich noch schlechter zu fühlen.
    Sie verbot es sich, diesen Gedanken weiterzuverfolgen, und eilte zur Tür, blieb dann aber mit der Hand auf der Klinke nocheinmal stehen und drehte sich herum. Ohne die mindeste Überraschung stellte sie fest, dass der Sith verschwunden war.
    »Wenn ich Ihnen noch einen guten Rat geben darf, Professor, dann vergessen Sie, was Sie gesehen haben, und bleiben dabei, niedergeschlagen worden und bewusstlos gewesen zu sein. Überlassen Sie es einfach Onkel José hier, der Polizei zu erklären, was passiert ist.« Damit stürmten Jesus und sie endgültig aus dem Zimmer.
    Von der fast atemlosen Stille eines nächtlichen Krankenhauses, die sie vorhin empfangen hatte, war nicht mehr viel geblieben. Die kleinen Notlichter hatten ihre Farbe verändert und pulsierten nun in einem bedrohlichen Rot, und eine Alarmsirene heulte, nicht einmal besonders laut und zweifellos nur hier draußen auf den Korridoren, aber auf einer Frequenz, die beinahe in den Zähnen wehtat. Auf halbem Wege zur Sicherheitstür glitt diese auf, und zwei junge Männer in weißer Krankenhauskleidung rannten ihnen entgegen, eine verchromte Bahre zwischen sich herschiebend. Wenn ihnen der Anblick einer jungen Frau in einer Skimontur und eines Zweimeterriesen in einem drei Nummern zu kleinen Anzug komisch vorkam, so ließen sie sich jedenfalls nichts anmerken, sondern scheuchten Jesus und sie nur heftig gestikulierend zur Seite und setzten ihren Weg noch schneller fort.
    Kurz bevor sie den Aufzug erreichten, glitten die Türen der Kabine auf, und ein junger Mann in einer dunkelblauen Uniform trat heraus. Er trug ein albernes Käppi mit dem Emblem einer privaten Sicherheitstruppe, einen gewaltigen Gummiknüppel in der rechten Hand und einen geradezu lächerlich kleinen Revolver am Gürtel, den Pia ohne den leisesten Zweifel als harmlose Gaspistole identifizierte. Als er Jesus und sie heranstürmen sah, erstarrte er für eine halbe Sekunde, reagierte aber dann mit erstaunlicher Schnelligkeit: Er trat einen halben Schritt zur Seite, ließ den Schlagstock fallen und hatte die (Gas-)Pistole in perfekter Combat-Haltung in beiden Händen, noch bevor der Knüppelmit einem lang anhaltenden Klappern auf dem Boden aufschlug. »Keine Bewegung!«, befahl er. »Rührt euch nicht!«
    Pia bleib tatsächlich mitten im Schritt stehen, während Jesus einfach nur verblüfft (wahrscheinlich über so viel Unverfrorenheit) aussah und noch einen Schritt weiterlief, bevor auch er stehen blieb, den Kopf schüttelte und dann fast gemächlich seine Magnum hob.
    »Meiner ist größer, Amigo«, sagte er.
    Der junge Sicherheitsmann ächzte. Seine Augen wurden so groß, dass sie fast aus den Höhlen zu quellen schienen. Zwei, drei keuchende Atemzüge lang starrte er Jesus – und vor allem die gigantische Waffe in seinen Händen – einfach nur an, dann wirbelte er auf dem Absatz herum und raste davon, als wären sämtliche Dämonen der Hölle hinter ihm her.
    »Manchmal spielt die Größe wohl doch eine Rolle«, grinste Jesus.
    Pia räusperte sich unecht und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Revolvers in seinen Händen, und als sein Blick ihrer Bewegung folgte, erschien ein leise erstaunt wirkender Ausdruck in seinem Gesicht. »Oh«, murmelte er.
    Auch Pia war nicht ganz sicher, was den bedauernswerten Jungen nun eigentlich so sehr erschreckt halte: die riesige Waffe, deren Mündung auf sein Gesicht gerichtet war, oder Claudios abgeschnittener Zeigefinger, der noch immer im Abzug eingeklemmt war.
    Jesus schnippte ihn davon und maß Pia mit einem schrägen Blick. »Meinst du nicht, dass ...«
    »Nein«, unterbrach ihn Pia. Die Aufzugstüren wollten sich schließen, und sie trat mit einem schnellen Schritt dazwischen und gab ihm ungeduldig ein Zeichen, ihr zu folgen. »Jetzt nicht. Wir müssen verschwinden! Ich würde mich nicht wundern, wenn irgendjemand die Polizei gerufen hätte.« Sie wartete, bis Jesus an ihr vorbei in die Kabine getreten war, und schlug mit der Faust auf den Knopf für das Erdgeschoss. »Und geh sparsam mitdeinen Kräften um«, fügte sie hinzu. »Es könnte sein, dass sie nicht allzu lange halten.«
    Jesus machte nur ein ratloses Gesicht, setzte zu einer entsprechenden Frage an und sank dann mit einem fast kläglichen

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