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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht schaffen würden. Wahrscheinlich war mittlerweile die halbe Polizei von Rio hinter ihnen her. Vielleicht auch schon die ganze.
    Wie auf ein Stichwort blitzte es am Ende der Straße vor ihnen rot und blau auf, und zwei Streifenwagen stellten sich quer und blockierten die Fahrbahn.
    Pia drückte das Gaspedal grimmig weiter durch, visierte ganz instinktiv den richtigen Winkel an und rammte sie aus dem Weg. Beide Scheinwerfer des Bentley zerbarsten, und der rechte Kotflügel wurde einfach abgerissen und flog davon.
    »Ja«, seufzte Pia. »Onkel José wird mich umbringen.«
    Neben ihr begann Jesus lautstark zu würgen, beugte sich im letzten Moment nach hinten und übergab sich ausgiebig in den Fond des Wagens. Pia kurbelte hastig das Seitenfenster ein Stück nach unten, riss mit beiden Händen am Lenkrad und steuerte den Wagen in einem Manöver um die nächste Ecke, das seinen Konstrukteuren vermutlich nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen eingefallen wäre. Wie durch ein Wunder war die Straße vor ihnen leer. Sie sah weder Blaulichter noch Streifenwagen oder sonst irgendetwas Bedrohliches … aber zweifellos nur, damit das Schicksal hinter der nächsten Abzweigung mit einer noch größeren Überraschung auf sie warten konnte; vielleicht mit einer kompletten Panzerkompanie, oder einem ausgewachsenen Schlachtkreuzer, dessen Schiffsgeschütze auf sie zielten …
    Jesus ließ sich stöhnend wieder auf den Sitz zurückfallen und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »O Gott«, stöhnte er. »Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«
    »Warum sagst du nicht einfach, wenn du meinen Fahrstil zum Kotzen findest?«
    »Verdammt, ich meine es ernst. Wieso ist plötzlich die halbe Stadt hinter uns her, und was … hast du mit mir gemacht?«
    Nicht genug, dachte Pia niedergeschlagen. Nicht einmal annähernd so viel, wie ich dir schuldig bin. Sie tippte vorsichtig auf die Bremse, ließ den Wagen auf kreischenden Rädern um die nächste Kurve schlittern und stellte mit einem Gefühl sanfter Überraschung fest, dass auch die nächste Straße leer war. Keine Schiffsgeschütze, die auf sie zielten. Keine Panzersperren. Nicht einmal ein klitzekleines Minenfeld.
    Dafür erschien plötzlich wie aus dem Nichts ein Streifenwagen mit heulender Sirene neben ihnen, versuchte den Bentleyin einem rasanten Spurt zu überholen und landete mit einem gewaltigen Knall in einem Schaufenster auf der anderen Straßenseite, als Pia kurz und hart am Steuer riss.
    »Nicht … schlecht«, brachte Jesus mühsam heraus. »Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine Hubschrauberstaffel, die uns verfolgt.«
    Pia zerbrach sich den Kopf über eine möglichst schlagfertige Antwort, und die Straße vor ihnen versank in einem Meer aus gleißendem Licht, das direkt vom Himmel herabstürzte.
    »Achtung!«, dröhnte eine lautsprecherverstärkte Stimme. »Hier spricht die Polizei! Fahrer des silbernen Bentley! Halten Sie auf der Stelle an und steigen Sie mit erhobenen Händen aus dem Wagen, oder wir machen von der Schusswaffe Gebrauch! Dies ist die erste und letzte Warnung!«
    »Ich glaube, die meinen das ernst«, murmelte Jesus.
    »Tust du mir einen Gefallen?«, fragte Pia.
    Jesus sah sie fragend an.
    »Halt die Klappe, okay?«
    Jesus schwieg, und Pia schaltete in einen niedrigeren Gang, versuchte – vergebens – dem Scheinwerferkegel des Polizeihubschraubers zu entkommen und bog an der nächsten Kreuzung nach links ab.
    Es war eine gute Wahl. Noch während der Bentley auf kreischenden Reifen um die Kurve schlitterte, sah sie aus den Augenwinkeln, dass in der anderen Richtung mindestens sieben oder acht Streifenwagen auf sie warteten, die die Straße auf ganzer Breite blockierten.
    Vor ihnen waren es nur fünf.
    Pia trat tatsächlich mit beiden Füßen auf die Bremse und brachte den Wagen auf qualmenden Reifen zum Stehen.
    »Und jetzt?«, fragte Jesus; vollkommen überflüssig. Seine Stimme klang fast amüsiert, jedenfalls kam es ihr im ersten Moment so vor. Dann wurde ihr klar, dass es wohl eher hysterisch war.
    Bevor sie antworten konnte, richtete sich der Scheinwerferstrahl des Helikopters direkt auf die Windschutzscheibe, sodasssie geblendet die Hand über die Augen hob, und die Lautsprecherstimme erklang noch einmal: »Achtung! Das ist die unwiderruflich letzte Warnung! Steigen Sie mit erhobenen Händen aus dem Wagen, oder wir eröffnen das Feuer!«
    Pia konnte in dem Meer aus Licht, in das der Scheinwerferstrahl den Wagen tauchte, kaum etwas

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