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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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was in ihre Reichweite geriet, sondern bewegten sich mit fast militärischer Präzision und bildeten eine dicht gestaffelte Reihe aus muskelbepackten Körpern, rostigem Eisen und spitzen Stacheln vor der Gasse.
    Dann trat der Reiter hinter ihnen aus den Schatten.
    Er saß nicht auf einem Pferd, sondern auf einer Kreatur, die wieder pure Albtraum eines Pferdes aussah, größer als ein Schlachtross, aber mit einer glänzenden Schuppenhaut und einem muskulösen, spitz zulaufenden Reptilienschwanz, den es waagerecht ausgestreckt hatte, um die Balance zu halten. Die Gelenke in seinen kräftigen, in großen Krallenfüßen endenden Beinen schienen irgendwie falsch angeordnet zu sein, und es hatte einen langen, biegsamen Schlangenhals, von dessen Ende aus ein zu einem boshaften Reptiliengrinsen verzogenes Albtraumgesicht auf sie herabgrinste. Kleine, tückische Augen, in denen eine Mischung aus beunruhigender Intelligenz und reiner Bosheit schimmerte, folgten jeder ihrer Bewegungen, und aus seinem Raubtiergebiss tropfte grüner Sabber in langen Fäden zu Boden.
    Und doch war der Schrecken, den sie beim Anblick dieses Geschöpfes empfand, nichts gegen das, was sie spürte, als sie ins Gesicht seines Reiters blickte.
    Er war groß – nicht so riesig wie ein Ork und nicht annähend so massig, aber fast so hochgewachsen wie Jesus –, trug einen Umhang aus schwarzem Leder und darunter eine Rüstung aus polierten schwarzen Eisenplatten und nietenbesetztem Leder derselben Farbe. Auf seinem Kopf thronte ein monströser, ebenfalls schwarzer Helm, dessen Form an den Schädel seines bizarren Reittieres erinnerte.
    Aber trotz seiner so radikal veränderten Aufmachung erkannte Pia ihn sofort; und Jesus auch.
    »Hernandez?«, murmelte er. »Aber das kann doch …«
    Pia fuhr herum, riss ihn mit der schieren Kraft der Verzweiflung in die Höhe und spurtete los, und irgendwie gelang es Jesus, mit ihr Schritt zu halten, obwohl ihnen kein Fluchtweg mehr offenstand. Rings um sie herum hatte das Gemetzel seinen Höhepunkt überschritten und näherte sich seinem blutigen Ende, und es fielen nur noch vereinzelte Schüsse. Ein weiterer Streifenwagen hatte Feuer gefangen, und Pia hörte die verzweifelten Schreie der Besatzung, die bei lebendigem Leibe darin verbrannte. Selbst der Helikopter hatte das Feuer eingestellt; vielleichtwar den Männern die Munition ausgegangen. Überall waren Orks. Es stank nach Blut und Tod.
    Hinter ihnen stieß der Lizard ein helles Zischen aus. Sie hörte das harte Klacken seiner Krallen auf dem Asphalt und dann Hernandez’ Stimme: »Wartet! Bleibt stehen, Erhabene! Wir sind nicht Eure Feinde!«
    »Sicher«, knurrte Pia. »Und außerdem ist die Erde eine Scheibe und Männer sind intelligente Wesen!« Sie wich einem Ork aus, der ihr den Weg versperren wollte, scheuchte einen zweiten mit einem drohenden Wedeln des Elfendolches davon und schlug einen verzweifelten Haken nach links. Das Scharren der Lizard-Krallen auf dem Asphalt wurde lauter und kam rasend schnell näher, und die Welt schien sich in ein einziges irrsinniges Kaleidoskop aus grünen Schuppen und blitzenden Waffen verwandelt zu haben.
    Und dann war da plötzlich noch ein anderer, heller Schemen, ein gigantischer weißer Schatten, der wie ein Racheengel unter die Orks fuhr und sie mit eisenharten Hufen und peitschenden Schwingen beiseiteschleuderte. Das Kreischen des Lizards wurde lauter. Pia roch verbranntes Horn, als seine Krallen Funken aus dem Asphalt schlugen, und sie konnte das flappende Geräusch hören, mit dem Hernandez’ Umhang wie ein Paar riesiger schwarzer Flügel hinter ihm im Wind flatterte.
    »Pia! Hierher!«
    Eine schmale, aber erstaunlich kräftige Hand griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. Pia ihrerseits klammerte sich mit aller Kraft an Jesus, und es hätte eigentlich unmöglich sein müssen – aber irgendwie gelang es Alica, sie beide auf den Rücken des riesigen weißen Hengstes hinaufzuziehen. Hinter ihnen brüllte Hernandez vor Wut und Enttäuschung, und sie hörte das schreckliche Geräusch, mit dem eine Klinge aus ihrer ledernen Scheide glitt.
    »Nimm die Pistole!«, schrie Jesus, und Pia griff automatisch zu, als er ihr die Magnum in die Hand drückte. Was zum Teufelsollte sie mit dieser lächerlichen Waffe? Gegen die Orks war sie nicht viel hilfreicher als ein Zahnstocher.
    Sie schob die Waffe unter ihre Jacke und suchte verzweifelt Halt an Jesus. Da bäumte sich Flammenhuf auch schon mit einem schrillen Wiehern auf. Seine

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