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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder einmal bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte.
    Und genau das war der Moment, in dem ihre Erinnerungen endgültig und komplett zurückkamen, und das mit solcher Wucht, dass sie einen halben Schritt zur Seite stolperte und am ganzen Leib zu zittern begann. Es war alles wahr. Die Orks. Hernandez und seine Lizard-Reiter. Die apokalyptische Schlacht zwischen seinen Orks und den Polizisten. Nichts davon war nur ihrer überreizten Fantasie entsprungen, wie sie sich verzweifelt einzureden versuchte, und das bedeutete, dass sie sich auch Alica nicht eingebildet hatte, die auf dem Rücken des geflügelten Hengstes gekommen war, um sie zu retten! Aber wo war Alica?
    Und vor allem: Wo war Jesus?
    Pia war mit einem einzigen Schritt wieder bei dem Pegasus und dann an ihm vorbei, sah sich gehetzt und mit einem Gefühl allmählich aufkeimender Verzweiflung um und musste gegen eine regelrechte Panikattacke ankämpfen, als ihr klar wurde, dass Flammenhuf und sie allein waren. Weder von Jesus noch von Alica war irgendetwas zu sehen. Sie waren nicht da, und man musste auch nicht über das Talent eines Sioux-Indianers im Fährtenlesen verfügen, um zu erkennen, dass sie auch nicht hier gewesen waren. Rings um Flammenhuf und sie herum bildeten Unterholz und Farn eine nahezu undurchdringliche Barriere, durch die absolut niemand kommen konnte, ohne Spuren zu hinterlassen. Aber die einzige Spur, die sie sah, war der Abdruck ihres eigenen Körpers im weichen Moos.
    Sie konnte ein eisiges Frösteln nicht mehr ganz unterdrücken, als sie das Gewirr knorriger Wurzeln und spitzer Zweige und Äste ringsum sah. Wäre sie auch nur einen halben Meter weiter rechts oder links vom Rücken des Pegasus gefallen, dann hätte sie jetzt wohl eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sich das neu erworbene Prachtstück eines Schmetterlingssammlers fühlte ...
    Der Gedanke war nicht im Geringsten komisch, aber irgendwie half er ihr trotzdem, die Panik niederzukämpfen und sich zu wenigstens halbwegs logischem Denken zu zwingen. Jesus und Alica waren nicht hier, und das war schlecht, aber längst nicht das Schlimmste, wäs hätte passieren können. Wenigstens hatte sie nicht ihre Leichen gefunden.
    Pia sah sich noch einmal aufmerksam um, redete sich mit einigem Erfolg ein, wirklich angestrengt nachzudenken, und marschierte dann in die einzige Richtung los, die sowieso nur infrage kam: dem Licht und damit dem Waldrand entgegen.
    Flammenhuf schnaubte, und Pia machte nach kaum drei Schritten wieder kehrt, ging noch einmal zu der Stelle zurück, an der sie aufgewacht war, und bückte sich, um den Elfendolch aufzuheben. Sehr behutsam schob sie ihn in die improvisierte Scheide an ihrer Hüfte, spießte den Pegasus mit Blicken regelrecht auf und marschierte dann zum zweiten Mal los; nachdem sie trotzig den Kopf in den Nacken geworfen hatte, versteht sich. Prompt verfing sich ihr Haar in einem tief hängenden Ast, und es kostete sie eine gute Minute (und etliche Strähnen ihres hüftlangen weißen Prinzessin-Gaylen-Haars) sich wieder zu befreien.
    Diesmal war sie sicher, dass Flammenhufs Schnauben schadenfroh klang.
    Der Waldrand war nicht wirklich der Waldrand. Vor ihr fiel der Boden nur so steil ab, dass nicht einmal die Wurzeln der zähen Urwaldbäume Halt gefunden hatten, sondern es nur ein Gewirr aus Farn- und Blütengewächsen und knorrigen Büschen (größtenteils dornigen) gab, zwischen denen spitze Steine und abgestorbene Wurzeln herausragten. Vielleicht dreißig odervierzig Meter unter ihr begann der Dschungel wieder, und selbst über diese kurze Distanz hinweg betrachtet wirkte er wie eine undurchdringliche Mauer; und war es auch.
    Pia betrachtete das schimmernde Messer in ihrer Hand und spürte, wie ihr Mut noch mehr sank. Sie war sicher, mit der magischen Klinge sogar einen der turmhohen Urwaldriesen fällen zu können, wenn es denn sein musste – aber der Gedanke, sich mit diesem Messerchen einen Weg durch diesen undurchdringlichen Dschungel zu hacken, war trotzdem schlichtweg lächerlich.
    Pia steckte die Waffe weg, belegte sich selbst in Gedanken mit einer ganzen Anzahl wenig schmeichelhafter Bezeichnungen und sah sich nicht nur noch einmal und sehr viel aufmerksamer um, sondern zwang sich auch – so gut es eben ging – sich von dem, was sie sah, nicht entmutigen zu lassen, sondern es vor allem analytisch zu betrachten.
    Sie war vielleicht nicht in WeißWald, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit doch in der Elfenwelt, und das bedeutete

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