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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dschungel erhoben, kam aber zu keinem eindeutigen Ergebnis. Etliche Kilometer, aber es konnten ebenso gut fünf wie fünfzig sein. Sie war noch nie sonderlich gut in so etwas gewesen.
    Aber wozu hatte sie schließlich ihren Privatjet dabei?
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, kam Flammenhuf in diesem Moment aus dem Wald und trabte auf sie zu. Er war zuvorkommend genug, eine seiner riesigen Schwingen auszustrecken, sodass sie bequem in den Sattel klettern konnte, und er tat noch ein Übriges und trabte ohne Aufforderung und sogar in die richtige Richtung los.
    Mehr aber auch nicht. Pia wartete darauf, dass sich der Pegasus in die Luft erhob, doch stattdessen faltete er die Flügel eng an den Flanken zusammen und verfiel in einen fast schon gemächlichen Trab. Von Flammen unter seinen Hufen war nicht die kleinste Spur zu sehen. Nicht einmal der winzigste Funke.
    »Also, ich will ja nicht drängeln«, sagte Pia, »aber das ist wirklich ein gehöriges Stück, weißt du?«
    Flammenhuf schnaubte zustimmend, wurde aber nichtschneller, und er streckte schon gar nicht die Flügel aus, um loszufliegen.
    »Ich verstehe«, seufzte Pia. »Also gut. Ich entschuldige mich in aller Form. Was ich gestern gesagt habe, war nicht so gemeint, und es tut mir auch leid. Ehrlich.«
    Flammenhuf schnaubte noch einmal, und seine Ohren drehten sich wie kleine weiße Radarantennen hin und her. Er wurde nicht schneller.
    »Was soll ich noch tun?«, fragte Pia. »Absteigen und vor dir auf die Knie fallen? Ich meine: Du willst doch nicht im Ernst das ganze Stück laufen? Das sind zig Kilometer, noch dazu quer durch den Wald! Und da hinten gibt es bestimmt einen gemütlichen Stall, leckeres Stroh und vielleicht sogar die eine oder andere fesche Stute. Ich an deiner Stelle würde mich ja beeilen.«
    Flammenhuf stand anscheinend nicht auf Stuten oder er war noch viel beleidigter, als sie angenommen hatte. Er wurde nicht schneller und er ließ sich jetzt nicht einmal mehr zu einem spöttischen Schnauben herab, sondern trabte einfach – gemütlich – weiter. Aber er blieb immerhin nicht stehen, um sie absteigen und womöglich wirklich einen Kotau vollführen zu lassen.
    Pia gab auf. Zu Fuß würden sie Stunden brauchen, um die Stadt zu erreichen, aber reiten war immer noch besser als laufen. Und vielleicht hatte der Pegasus ja einen guten Grund, nicht zu fliegen.
    Eine gute Stunde lang trabten sie gemächlich dahin, dann noch eine und schließlich noch eine. Ihr Ziel kam näher, aber nur quälend langsam, und sie gab bald die Hoffnung auf, es noch vor der Dunkelheit zu erreichen. Wahrscheinlich konnte sie von Glück sagen, wenn sie morgen dort ankamen, bei dem Schneckentempo, in dem Flammenhuf dahinschlenderte.
    Pia machte noch eine weitere neue (und unangenehme) Erfahrung, nämlich die, dass Reiten zwar schick aussah und sicher eine prima Sportart war, aber auch äußerst anstrengend. Schon nach einer Stunde tat ihr der Rücken weh, nach zwei der Rücken, die Schultern und der Nacken und nach drei alles . Diesonderbaren Gebäude waren näher gekommen, aber nicht annähernd so sehr, wie sie gehofft hatte, und so war sie mehr als erleichtert, als Flammenhuf plötzlich einen scharfen Schwenk nach rechts machte und einen kleinen See ansteuerte, den sie selbst überhaupt erst bemerkte, als er stehen blieb und den Kopf zum Wasser senkte, um seinen Durst zu stillen.
    Erschöpft glitt sie aus dem Sattel, ließ sich kaum einen Meter neben ihm auf die Knie fallen und tat dasselbe. Danach schöpfte sie sich eisiges Wasser ins Gesicht und wartete auf die erfrischende Wirkung, die sich aber nicht einstellen wollte. Sie war im Gegenteil zum Umfallen müde – dabei hatte die Sonne noch nicht einmal ihren Höchststand erreicht, und ihr Ziel schien nicht sichtbar näher gekommen zu sein. Flammenhuf schnaubte zustimmend, schüttelte heftig den Kopf und bespritzte sie gründlich mit etwas, von dem sie hoffte, dass es nur Wasser war. Vorsichtshalber wusch sie sich trotzdem nochmals das Gesicht, stand auf und setzte zu einer weiteren spöttischen Bemerkung an, als sie eine Bewegung im hohen Gras hinter sich registrierte.
    Augenblicklich waren Müdigkeit und Frust vergessen, und was sie schon einmal erlebt hatte, wiederholte sich: Sie konnte sich nicht erinnern, sich auch nur bewegt zu haben, doch der Elfendolch lag von einem Sekundenbruchteil zum nächsten einfach in ihrer Hand, und es war ihr, als summte die magische Klinge vor Erregung. Flammenhuf hob den Kopf und

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