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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu sagen –, spreizte aber gehorsam die Flügel und griff noch gewaltiger aus. Sie war jetzt sicher, Funken unter seinen Hufen sprühen zu sehen. Und wenn sie geglaubt hatte, Flammenhuf wäre schnell , dann musste sie wohl ein neues Wort für das erfinden, was sie nun erlebte. Der Pegasus jagte der brodelnden schwarzen Wolkenun tatsächlich so rasch wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil entgegen, und wäre es nur um seine Geschwindigkeit gegangen, dann hätten sie es zweifellos und ohne Schwierigkeiten geschafft.
    Unglücklicherweise ging es nicht darum.
    Die Ungeheuer begannen zu schreien.
    Zuerst war es nur ein dünner, allenfalls leicht unangenehmer Laut, der aber binnen Sekunden sowohl an Lautstärke als auch zerstörerischer Intensität zunahm und zu reinem Schmerz wurde, lange bevor sie den Schwarm auch nur erreicht hatten.
    Und es wurde schlimmer, mit jedem Sekundenbruchteil, der verging, Das schreckliche Geräusch füllte ihren Schädel aus, ließ jeden einzelnen Knochen in ihrem Leib vibrieren und wurde immer noch lauter und schriller. Die Schmerzen wurden unerträglich. Ihre Zähne fühlten sich an, als würden sie alle gleichzeitig (und ohne Betäubung) gezogen, ihr Schädel würde in spätestens drei oder vier Sekunden einfach explodieren. Blut lief aus ihrer Nase, ihren Ohren und ihren Augenwinkeln, und auch Flammenhuf warf mit einem gepeinigten Kreischen den Kopf in den Nacken – rosafarbener Schaum tropfte aus seinen Nüstern, und aus seinem eleganten Dahinrasen war längst ein mühseliges Torkeln und Stampfen geworden.
    Dann waren die Ungeheuer herangekommen. Flammenhuf schlug wie eine weiße Faust in die Masse der Tiere, sprengte sie einfach auseinander und watete hindurch, bevor sie es auch nur richtig registrierte. Ein halbes Dutzend fliegender Monster prallten gegen Flammenhufs Leib oder seine gewaltigen Schwingen, und eines traf sie mit solcher Gewalt an der Schulter, dass sie um ein Haar aus dem Sattel geschleudert worden wäre.
    Aber sie waren hindurch. Flammenhuf schlug noch einmal mit den riesigen Schwingen und katapultierte sich weiter in die Höhe, und endlich ließ auch das Kreischen und Schrillen zwischen ihren Schläfen nach.
    Vielleicht auch nicht, und sie spürte es nur nicht mehr, weil sie das Bewusstsein verlor.

IX
    E s war wie eine getreuliche Wiederholung des ersten Mals, nur unangenehmer: Sie lag auf dem Rücken auf etwas Weichem, das nach Moos und Wald duftete, ein Chor aus Rascheln und Trippeln und Vogelgezwitscher und Huschen hüllte sie ein, und das Allererste, was sie sah, als sie die Augen aufschlug, war ein weißes Pferdegesicht, das auf sie herabblickte.
    Immerhin verzichtete Flammenhuf diesmal darauf, sie vollzusabbern. Stattdessen senkte er den Kopf noch weiter und leckte ihr ein paarmal mit seiner warmen und nassen Zunge quer durch das Gesicht, als hätte er eine Identitätskrise und hielte sich für einen Hund, nicht für ein Pferd.
    Außerdem hatte sie entsetzliche Kopfschmerzen, und ihre Zähne fühlten sich an, als hätte ihr Kiefer unangenehme Bekanntschaft mit Flammenhufs Hufeisen gemacht.
    Pia verscheuchte den albernen Gedanken, setzte sich mit einem Ruck auf und hob schon einmal in Erwartung der kommenden Kopfschmerzen die Hand an die Stirn. Mit der anderen schob sie Flammenhufs Nüstern von sich weg oder versuchte es wenigstens. Der Pegasus reagierte nur mit einem hörbaren Schnauben, nach dem ihre Hand deutlich nasser war als zuvor.
    »Tu das nicht«, nuschelte sie mühsam. »Du hast da was falsch verstanden. Ich habe dich Fury genannt, nicht Rin Tin Tin.«
    Flammenhuf schnaubte noch einmal und klang jetzt eindeutig enttäuscht, trat aber gehorsam ein kleines Stück zurück, und Pia blieb reglos und mit zusammengebissenen Zähnen sitzen, bis die hämmernden Schmerzen hinter ihrer Stirn und in ihrem Kiefer halbwegs nachließen.
    Oder gut, wenigstens die zwischen ihren Schläfen.
    Behutsam fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Zähne, stellte beinahe erstaunt fest, dass sie alle noch an Ort und Stelle zu sein schienen und nicht einmal wackelten (allerdingsschmeckten sie nach Blut), und öffnete zum zweiten Mal und sehr behutsam die Augen.
    Flammenhufs missmutiges Pferdegesicht war verschwunden, aber das Licht war immer noch zu grell, und sie war immer noch im Wald, in dem es wahrscheinlich Orks gab und fliegende Ungeheuer, und wenn sie ganz viel Pech hatte, sogar Spinnen.
    Pia lächelte über ihre eigene Albernheit, schüttelte (sehr vorsichtig) den

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