Elfriede im Salon (German Edition)
Unmuth Elfriede. “Ich wollte kein Spielverderber sein, aber es war halt belanglos, so wie es beim ersten Mal schockierend war. Verstehen tue ich das auch nicht. Ich hatte sicherlich etwas anderes erwartet”, verteidigte sich Professor Hügel. „Hattest du erwartet, wieder schockiert zu sein?”, fragte Robert Unmuth. “Irgendwie schon, obgleich ich mehr Mut hatte als beim ersten Mal. Beim ersten Mal ging alles so schnell” - “Für mich war es weder belanglos noch schockierend. Es war geil, erregend und hat Spaß gemacht” - “Robert, bei deinem Vorleben ist das ja auch kein Wunder.” Der Professor sah sich in eine Verteidigungsrolle gedrängt, dabei wollte er den Salon mit seiner Erfahrung bereichern. Das Erleben von Sex war eine äußerst relative Angelegenheit. Er und ein Trotzkopf. Wenn jemand ein Trotzkopf war, dann war es Elfriede. Was konnte er dafür, dass die Orgie nicht ihren gewünschten Verlauf nahm. “Während ich es tat, dachte ich über so etwas wie die Relativitätstheorie des Sexes", sagte er. “Immerhin etwas, aber ich vermute, du kriegst das nicht mehr zusammen” - “Ich war etwas durch die Titten abgelenkt.” Robert Unmuth fasste zusammen. “Wir stellen fest: Sex kann schockierend, belanglos oder auch einfach geil sein.”
Obgleich kein Zentrum der Konterrevolution auszumachen war, schien der weitere Verlauf der Revolution ins Stocken zu geraten. Vielleicht übertrieb Professor Hügel etwas, in dem er behauptete, sein letzter Beischlaf mit der Nutte wäre eher belanglos gewesen. Man hatte den Mut zur Nacktheit gefunden, nun aber schienen die Nackten eher zaudern zu wollen. Eine Nackte hatte allerdings Geschäftliches im Kopf; wenn keine weitere Kohle floss, hatte sie bei den merkwürdigen Männern nichts mehr verloren. In ihrem geschäftstüchtigen Köpfchen formte sich ein Sonderangebot, um die vielleicht schon entkräfteten Philosophen zum Weitermachen zu bewegen. Ob für die Preisgestaltung Lulus Hirn alleine verantwortlich war oder ob gar ihre Titten sich an der Preisarithmetik beteiligten, sei der Phantasie überlassen. Die Titten wussten - das ist zu vermuten - wie bedeutend und wertvoll sie waren; stolz leisteten sie Widerstand gegen die Erdschwere. Lulu sollte sich ja nicht unter Preis verkaufen. Lässt man sich auf das Gedankenspiel ein, dass Lulus Titten außerirdischen Ursprungs waren - und wenn man sie betrachtete und sich von ihnen hypnotisieren ließ kam einem dieser Gedanke nicht mehr so abwegig vor - so war die kosmische Botschaft, die man von den exotischen Nippeln ablesen konnte, die, dass nichts im Universum umsonst war. Wenn neugierige Philosophenhände weiter mit den Titten spielen wollten, wenn sich die Finger in den erregenden Massen vergraben wollten, so hatte das seinen Preis. Selbstverständlich würde die Hauptarbeit von Lulus Fötzchen geleistet, welches überhaupt keine Lust auf Philosophenständer hatte. Rechnet man alle Beiträge zusammen, käme ein saftiger Preis zustande, wäre da nicht das verrückte Hausmädchen, deren ebenso nicht unerheblichen Erdtitten sich nach Berührung sehnten und die alles in allem eine Geilheit entwickelt hatte, die jedes Geschäft ruinieren konnte. Elfriedes Titten, die mit Sicherheit von Mutter Erde hervorgebracht worden waren, waren Dumpingtitten. Wie viel war den alten Ständern noch zuzutrauen? Sich unter Wert verkaufen wollte Lulu nicht, aber ihr geschäftstüchtiges Hirn formulierte ein Sonderangebot. Sie dachte an dreihundert Mark, die sie für einen weiteren Verbleib verlangen würde, wobei maximal dreimal ihr Fötzchen in Anspruch genommen werden durfte. Diesen eher weniger philosophischen Beitrag brachte sie auf den Tisch, Gedanken, die ausgesprochen werden mussten, die aber selbstverständlich in der pikanten Situation überforderten. Sie formulierte vorsichtig: “Was ist jetzt mit mir? Soll ich ihnen weiter zu Diensten stehen? Das kostet dreihundert Mark!” Zu Lulus Gunsten sprach, dass im Salon eine ausgesprochen starke Schüchternheit vorherrschte, in dieser Diskussion Elfriedes Lust und Verfügbarkeit mit einzubeziehen. Wozu die leidenschaftslose Lulu bezahlen, wenn eine leidenschaftliche Elfriede darauf wartete, sich den Philosophen hinzugeben? Jeder dachte dran, aber niemand formulierte es, selbst Elfriede nicht, die zwar auch an den Geldbeutel ihrer Arbeitgeber dachte, der es aber irgendwie lieber war, dass Lulu blieb. Dass Lulu im Salon war, war die Ausnahmesituation, alles andere, auch ihre
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