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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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ich diesen Savi treffen. Weißt du, Corrado hat vielleicht Recht. Ich habe ihm keine Einzelheiten genannt, nur die Sache als solche erwähnt, und er meint, ich soll die Finger davon lassen. Er ist Anwalt, er weiß, wovon er spricht, aber aus den Unterlagen geht hervor …«
    »Mama …«
    »Schon gut, schon gut. Jedenfalls mache ich nur noch einen Termin mit Savi, und danach …«
    Sonia, die ein angriffslustiges Funkeln im Blick ihrer Tochter wahrgenommen hatte, verstummte. Mit einem Klaps auf Natalias Bein wandte sie sich ab und ging auf das Haus zu. Unter der Tür drehte sie sich noch einmal zu Natalia um. Eine braun gebrannte, magere Gestalt mit schwarzer Lockenmähne um den Kopf. Lange Beine. Sie wird einmal eine schöne Frau, dachte sie. Das leicht eckige Gesicht und die blauen Augen hatte sie von Enzo. Sie hatte den gleichen Dickkopf wie er und den gleichen angespannten Ausdruck, wenn sie sich konzentrierte oder wenn sie sich ärgerte. Lassen wir sie erwachsen werden, dachte sie, an die Fenstertür gelehnt.
    Drinnen war es kühler. Sonia hatte die Briefe, Notizen und Dokumente, die sie bei ihrem Mann gefunden hatte, auf dem Küchentisch ausgebreitet. Wie es aussah, besaß Enzo zwar noch nicht genügend Beweise, um Anzeige zu erstatten, doch was er gesammelt hatte, reichte aus, um ordentlich Staub aufzuwirbeln.

    Schweizerische Eidgenossenschaft
Confédération Suisse
Confederazione Svizzera
Confederaziun svizra
    A 7 Aufenthaltsgesuch für ausländische Artisten, Tänzerinnen und Discjockeys (im Rahmen des den Begrenzungsmaßnahmen nicht unterstellten Aufenthaltes, gemäß Erläuterungen auf der Rückseite)Der Arbeitgeber bestätigt, dass ein von ihm unterzubringender Künstler einen gesunden, heizbaren Schlafraum mit Tageslicht erhält und die hygienischen und sanitären Einrichtungen den zeitgemäßen Anforderungen genügen (fließendes Kalt- und Warmwasser, Bade- oder Duschgelegenheit). Er verpflichtet sich, diese Ansprüche dem Künstler vertraglich zuzusichern.Familienname, Vorname(n) des Künstlers: VALINSKI VIKTORIA
Unterschrift des Arbeitgebers: Luciano Savi
    Auf der Rückseite des amtlichen Formulars stand eine Anmerkung von Enzo:
    »Die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung hinsichtlich der Identität und der Eignung für Nachtarbeit müssen für wenigstens fünf Jahre aufbewahrt werden.«Corrado fragen!!
Gesetz? → Art. 73 Abs. 1 lit. i und Abs. 2 OLL 1 // Praxis?
Überweisungen auf Savis Konto nachprüfen – unmöglich – Erpressung? – Hilferuf?
    Im selben Bündel fand sich ein weiteres Dokument:
    Sektion Bewilligungen und Einbürgerungen, Bellinzona Gesuch Niederlassungsbewilligung (C) oder Gesuch Aufenthaltsbewilligung ohne Erwerbstätigkeit, Kurzaufenthalt zum Zweck einer Heilbehandlung, eines Studiums, bis zur Wiederaufnahme einer Erwerbstätigkeit, Unterbringung bei …......, Pflegschaft/Adoption etc. für die nachfolgend genannten Bewilligungen vom Typ (B) (Ci) (F) (L) (N)
Ausländer/in (Personalien)
Familienname, Vorname: VALINSKI VIKTORIA
Grund und Zweck des Aufenthaltes: KURZFRISTIGER AUFENTHALT/STUDIUM
    Es bedurfte keines besonderen Spürsinns, um zu erkennen, dass hier etwas faul war. Diese Viktoria Valinski wurde erst als »Künstlerin« engagiert und beantragte dann eine dreimonatige Aufenthaltsbewilligung »zu Studienzwecken«. In einer Plastikmappe fand Sonia ein aus einem Schulheft herausgerissenes Blatt mit einer Namensliste und beigelegt unscharfe Fotos von einem übel zugerichteten Mädchen und einem schummrig beleuchteten Zimmer.
    Ferner fand sie auf verschiedene Namen ausgestellte Ausweispapiere, auf denen von einem »Sprachaufenthalt« die Rede war und die Ausweisinhaberin sich verpflichtete, »ihre Ankunft in der Schweiz innert acht Tagen nach der Einreise dem Kanton zu melden, in dem sie sich niederlässt«. Mit Büroklammern waren diverse Bescheinigungen – über Sprachkenntnisse, Angehörige beziehungsweise Vormunde, den Gesundheitszustand – angeheftet. In einem Umschlag steckten zwei Anträge auf »Erteilung einer zeitweiligen Arbeitserlaubnis«.
    Wie das alles zusammenhing, war Sonia noch nicht ganz klar, aber fest stand jedenfalls, dass mit Luciano Savis Lokal etwas nicht stimmte. Mädchenhandel? Gesundheitsgefährdung? Ausbeutung Minderjähriger? Zuhälterei? Sonia zügelte ihre galoppierende Fantasie. Vielleicht war Enzo einfach ein verwaltungsrechtlicher Verfahrensfehler aufgefallen – schließlich stand nirgendwo ein anklagendes Wort. Sicher war

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