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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Neider. Kleingeister, die Savi anschwärzten, weil er hart gearbeitet und seine Träume verwirklicht hatte. Savi zog sich in sein Séparée zurück und schenkte sich ein Glas Champagner ein. Vor Weibergetratsche musste er sich nicht fürchten.
    Morgen würde er diese Rocchi aufsuchen und ihr klarmachen, wohin sie sich das angebliche Belastungsmaterial ihrer Nervensäge von Ehemann stecken konnte. Wenn nicht im Guten, dann im Bösen. Diese Arztgattin hatte ihn tatsächlich um einen Termin gebeten, wollte mit ihm reden: nicht nur, um ihn anzuschmieren, sondern um ihn womöglich noch zur Schnecke zu machen und sich nachher mit ihren Freundinnen im Tennisclub das Maul zu zerreißen. So etwas war mit Savi natürlich nicht zu machen. Savi war der Chef des Tukan.
    Das Tukan by night . Kein Ort für Memmen.

6
Warum sagst du nichts?
    Huhn. Wurst. Knoblauch und Zwiebeln, ein bisschen Safran. Garnelen. Beim ersten Mal hatten sie die Zutaten auf gut Glück zusammengestellt – in den Topf kam, was die Speisekammer hergab. Dann war eine Tradition daraus geworden. Jetzt war die »Notfallpaella« ein Indikator für die Etappen ihrer Beziehung. Und gegebenenfalls auch der Seismograf ihrer Krisen.
    »Arbeitest du morgen?«, fragte Francesca.
    »Ja.«
    »Obwohl erster August ist?«
    »Dafür habe ich übermorgen frei.«
    Continis Haus war ein solider Bau mit dicken, weiß verputzten Mauern und grünen Fensterläden. Es stand ein Stück oberhalb des Dorfes und hatte eine Veranda, von der aus man auf die Lichter von Corvesco blickte.
    »Und du«, fragte Contini, »was machst du morgen Abend?«
    »Ach, weiß noch nicht. Ich glaube, ich bleibe in Locarno.«
    Ab und zu zerriss ein Knall die Stille. Es war der Abend vor dem Nationalfeiertag, und anscheinend war jemand jetzt schon so aufgeregt, dass er es nicht mehr erwarten konnte. Am nächsten Tag sollte auf einer Wiese knapp außerhalb des Dorfs ein riesiger Scheiterhaufen brennen.
    »Morgen gibt’s ein Feuerwerk«, sagte Contini. »Hoffentlich verschrecken sie mir nicht die Füchse.«
    »Hoffentlich.«
    »Neulich ist es mir tatsächlich gelungen, eine Füchsin beim Baden zu fotografieren. Hast du gewusst, dass diese alte Geschichte von den Flöhen stimmt?«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Ja, ich wollte schon lang wissen, was es damit auf sich hat. Die Legende besagt nämlich, dass der Fuchs seine Flöhe loswird, indem er mit einem Stück Moos oder einem Zweig oder ein paar dürren Grashalmen im Maul ins Wasser steigt …«
    Contini pflegte seit seiner Kindheit die Füchse in den Wäldern rings ums Haus zu beobachten. Er fotografierte sie, und die besten Bilder klebte er in Alben mit festem Einband und dem Aufkleber FUCHSFOTOS. »Also«, erklärte er Francesca, »der Fuchs nimmt ein Stückchen Moos ins Maul und geht ins Wasser, ganz langsam, so dass die Flöhe in seinem Pelz Zeit haben, sich auf seinen Kopf zu flüchten. Dann lässt er das Moos los und taucht unter, die Flöhe springen auf das schwimmende Moos – und der Fuchs schwimmt unter Wasser davon. Die Flöhe bleiben auf ihrem Floß zurück. – Das hab ich jetzt mit eigenen Augen gesehen, stell dir vor. Zum ersten Mal in Jahrzehnten.«
    Francesca schenkte sich einen Schluck Wein nach.
    »Willst du die Fotos sehen?«
    »Vielleicht später.«
    Francesca trank ihren Wein. Sie aßen schweigend.
    Contini war kein brillanter Unterhalter, aber das war nie ein Problem zwischen ihnen gewesen. Francesca war um einiges jünger, sie hatte Literaturwissenschaften studiert und unterrichtete jetzt als Vertretungslehrerin an einem Gymnasium. Sie liebte Bücher, Ausstellungen, Reisen. Aber sie war auch gern in Corvesco, trank gern ein Bier auf der Veranda.
    »Ein schöner Abend heute, oder?«
    »Hm.«
    Sie schwiegen.
    Bald blieb Contini nichts anderes übrig, als zu fragen: »Ist irgendwas?«
    »Was glaubst du?«
    Mit ihren langen dunklen Haaren, den braunen Augen und der sonnengebräunten Haut war Francesca im Halbdunkel der Veranda kaum zu erkennen. Sie hatten ein paar Kerzen angezündet, im Haus brannte kein Licht. Contini suchte ihren Blick, sagte aber nichts.
    »Warum sagst du nichts?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ist irgendwas?«
    »Du wiederholst dich.«
    »Ich weiß.«
    Sie schwiegen.
    »Ich finde, es kann so nicht weitergehen. Das ist.«
    »Wie weitergehen?«
    »Früher warst du Detektiv. Na gut, und ich hab studiert und in Mailand gewohnt. Schon das war eine irgendwie absurde Situation. Aber jetzt hast du

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