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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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verschrien. Die ideale Besetzung, um Privatdetektive in Schach zu halten. Und Journalisten.
    Aber Pech kommt immer in Strähnen: Inzwischen war Contini Journalist geworden.
    Und wenn man den Teufel nennt – da stand er, Contini in leibhaftiger Gestalt, vor dem Gartentor der Familie Rocchi. In einem absurden weißleinenen Hemd mit Strohhut wie ein Sommerfrischler.
    »Herr Kommissär, genau Sie hab ich gesucht!«
    De Marchi fiel ihm unwirsch ins Wort: »Hier kommt keiner rein!«
    »Aber Sie gehen doch rein.«
    »Mit Ihnen rede ich nicht.«
    »Aber Sie reden doch.«
    De Marchi, der auf dem Weg zum Haus war, blieb abrupt stehen und sagte: »Mann, Contini, gehen Sie mir bloß nicht auf die Nerven!«
    »Nervös sind Sie ja schon …«
    Der Kommissär hätte ihn am liebsten angebrüllt, um ihn loszuwerden, aber er wollte auch nicht mehr Schaulustige anlocken als nötig. Contini wohnte in Corvesco – vielleicht konnte er ihm nützlich sein. De Marchi kam noch einmal zurück und duckte sich unter dem gelben Absperrband hindurch. Er fasste Contini scharf ins Auge und sagte: »Sie wohnen doch hier, oder? Tun Sie mir einen Gefallen – reißen Sie sich zusammen und setzen Sie keine Gerüchte in die Welt. Hier hat ein Unfall stattgefunden, und wir wollen nicht, dass im ganzen Kanton darüber getratscht wird.«
    »Ein Unfall oder ein Verbrechen?«
    »Contini!«
    »Schauen Sie, ich frage nicht aus persönlicher Neugier – mich interessiert das nicht. Aber meine Zeitung schickt mich, ich soll hier mal rumschnüffeln. Praktisch als Vorhut, bevor ein echter Reporter hier aufkreuzt.«
    »Wollen sie etwa noch einen schicken?«
    »Herr Kommissär, seit wann lassen Sie sich von einem Unfall hinter dem Ofen hervorlocken?«
    Es war sinnlos. De Marchi wandte sich ab. Er wies einen in der Nähe postierten Polizisten an, den Exdetektiv im Auge zu behalten, und marschierte aufs Haus zu.
    Im Vorraum erwarteten ihn zwei Mitarbeiter der Kriminaltechnik und Paolo Pessina, der Rechtsmediziner.
    »Und?«, fragte De Marchi.
    »Sehr viel kann man noch nicht sagen«, antwortete Pessina. »Jemand hat sie geschlagen, und sie ist tot.«
    »Und das sagt die Wissenschaft!«, sagte ein Kriminaltechniker. De Marchi warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Das Opfer weist diverse geschlossene Traumata auf«, präzisierte Pessina, »sowie zwei Läsionen an der Schläfe, verbunden mit einem Aufplatzen der Haut.«
    De Marchi nickte. Etliche Schläge, zwei Verletzungen, blutend, übersetzte er sich.
    »Womit wurde sie geschlagen? Gibt’s eine Tatwaffe?«
    »Am Schreibtisch finden sich Blutspuren«, sagte ein anderer Kriminaltechniker. »Auf den ersten Blick stimmt die Kante mit der einen Verletzung überein.«
    »Das heißt?«
    »Ich würde sagen, jemand hat sie gegen den Schreibtisch geknallt.«
    »Und zwar mehrfach«, fügte Pessina hinzu. »Es sind mehrere Läsionen ersten Grades sowie einige Hämatome zweiten Grades festzustellen. Wahrscheinlich liegt auch ein Bruch der Nasenscheidewand vor.«
    Sie waren vor der Tür zum Arbeitszimmer angelangt, vor der ein Beamter stand.
    »Die Leiche ist schon abtransportiert?«, fragte De Marchi.
    »Noch nicht.«
    »Tun Sie’s bitte diskret. Ich will keinen Menschenauflauf.«
    Fotografen und Techniker hatten ihre Arbeit bereits weitgehend abgeschlossen. Der Rechtsmediziner hatte die Lage der Leiche dokumentiert und die ersten Befunde erhoben; jetzt stand das Zimmer dem Kommissär zur Verfügung. Der aber wusste nichts damit anzufangen.
    Er trat ein und sah sich noch einmal um.
    Die ersten Spuren erzählten die Geschichte eines geplanten Raubüberfalls. Vielleicht hatte jemand gehört, dass der Eigentümer des Hauses verstorben war, und wähnte die Witwe allein zu Haus und eine leichte Beute … Aber in Corvesco passiert doch so was nicht. Ein geplanter Raubüberfall … Und warum die Frau gleich töten? Noch dazu auf diese brutale Art. De Marchi hatte das Gefühl, dass dahinter eine ganz andere Geschichte stand.
    Das Zimmer verriet nichts dergleichen. Ein Arbeitszimmer, ziemlich geräumig, mit Bücherregalen an den Wänden, einem kleinen offenen Kamin und einem Globus, der antik zu sein schien. Alte Fotos von Corvesco und ein paar Stiche mit Ansichten des Luganer Sees.
    Alles sehr ordentlich und sauber. Bis auf die Leiche vor dem Schreibtisch.
    Der Kommissär, die Hände in den Hosentaschen, drehte eine Runde durchs Zimmer. Sein Gefühl sagte ihm, dass er in eine hässliche Sache hineingeraten war. Die Erfahrung sagte:

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