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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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neue Erkenntnisse ergäben.
    »Daran ist natürlich Contini schuld«, sagte Gino, ein junger Mann frisch von der Uni. »Wir holen uns einen Exdetektiv, und siehe da, schon haben wir einen mysteriösen Mord!«
    »Und das ist erst der Anfang«, fügte Giorgia hinzu, die andere Journalistin. »Als Nächstes kommt eine hübsche Schießerei, dann vielleicht noch ein Bankraub …«
    »Leute«, sagte Schiavo, »ein bisschen mehr Ernst, wenn ich bitten darf. In Lugano haben sie gesagt, sie geben mir die Titelseite. Das muss tadellos werden.«
    Contini wurde abermals nach Corvesco expediert, diesmal mit Kamera. Er sollte ein paar brauchbare Bilder vom Haus-des-Verbrechens liefern, außerdem eine Ansicht des Friedlichen-Dorfs-in-dem-noch-nie-was-passiert-ist, vielleicht auch ein Bild von der Polizei-beim-Lokalaugenschein. Außerdem sollte er sich hier und dort umhören und vielleicht die eine oder andere geheime Auskunft aus informierten Kreisen einholen. Gino wurde mit einem kurzen Artikel über Enzo Rocchi und ferner mit den nicht zum Mord gehörigen Nachrichten des Tages beauftragt. Giorgia bekam die Aufgabe, zur Erbauung der Leser die jüngsten Verbrechen im Kanton Tessin zusammenzustellen, und Schiavo wollte mit der Polizei reden und den Hauptartikel schreiben.
    Auf der Fahrt nach Corvesco kramte Contini im Handschuhfach nach einer Kassette. Sein Auto war eines der letzten ohne CD-Player: nicht aus romantischer Nostalgie, sondern aus schlichter Faulheit. Wie es überhaupt wohl meistens an seiner Faulheit lag, dass er immer dieselben alten Chansons hörte.
    Er fand eine Kassette mit Jacques Brel, legte sie ein und musste zugeben, dass es ein Fehler war. Zwei Takte genügten, und er war in Gedanken bei Francesca. Seit zwei Tagen herrschte Funkstille. Sie hatte sich nicht gemeldet, und er hatte sie einmal zu Hause angerufen, aber nicht erreicht. Er wusste nicht, ob sie absichtlich nicht ans Telefon gegangen war, er wusste nicht, was sie von ihm erwartete. Er konnte sich nicht für ein Vergehen entschuldigen, das er nicht begangen hatte. Francesca wusste doch, was für einer er war, sie kannten sich ja schon ein paar Jahre. Und sie hatte ihn so genommen, wie er war: Bisher hatte sie nie Anstalten gemacht, in verändernder Absicht an ihm herumzuschrauben.
    In Corvesco angelangt, fuhr er direkt zum Haus Rocchi.
    Die Polizei hatte einen Sicherheitskordon rundherum gezogen. Auf der Wiese standen zwei Autos, und in der Gestalt vor der Haustür erkannte Contini schon von weitem Emilio De Marchi. Der Kommissär hielt sich liebend gern an Tatorten auf.
    Contini schoss zahlreiche Panorama- und Detailfotos, und als er befriedigt die Kamera ausschaltete, sah er zwei Polizisten aus dem Wald kommen. Er ging ihnen entgegen und fragte: »Kann ich vielleicht irgendwie nützlich sein?«
    »Wie bitte?«, fragte der eine Polizist verblüfft.
    »Ich heiße Contini und wohne hier.«
    »Und was wollen Sie mit der Kamera?«
    »Ich bin Fotograf.«
    »Nein, Sie halten sich lieber raus.«
    »Aber ich kenne …«
    »Na los, Abflug.«
    »… diesen Wald sehr gut, und ich könnte vielleicht behilflich sein. Wenn ich eine Leiche zu verstecken hätte …«
    Die zwei wurden sofort misstrauisch.
    »Was für eine Leiche?« und »Was wissen Sie von Leichen?«, fragten sie gleichzeitig.
    »Nichts weiß ich. Ich meine ja nur …«
    Wie kam er nur auf diese dämliche Idee?
    »Wieso reden Sie über Leichen?«, sagte der eine Polizist. »Wir sollten wohl besser den Kommissär verständigen.«
    »Ach, vergiss es«, sagte der andere. »Den kenn ich. Der ist ein private eye .«
    »Ein was ?«
    »Eine Art Detektiv. – Das ist Englisch und steht für private investigator .«
    »Was du alles weißt. – Ja, mag ja sein, sei’s drum. Trotzdem gibt’s hier nichts zu sehen! Ziehen Sie Leine, Mann!«
    Contini zog Leine. Aber nur widerwillig. Das Haus der Familie Rocchi stand, wie sein eigenes, außerhalb des Dorfkerns in einem Waldstück. Und Contini wusste natürlich, dass die Wälder mehr erzählen, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.
    Allerdings nur dem Aufmerksamen.
    Er wartete ein Stündchen, und als die Polizisten abgezogen waren, wagte er sich in den Wald. Wenn man im Wald etwas – oder jemanden – sucht, gibt es nur eine Methode: die Augen offen halten und auf Ungewöhnliches achten – häufig stößt man auf etwas, das nicht an seinem Platz ist, und das deutet immer auf eine menschliche Gegenwart hin.
    Für den Fall, dass sich jemand hier versteckt

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