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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Polizisten auf Streife sehen können, ohne dass ihm der Atem stockte und der Schweiß aus allen Poren brach.
    Zu Hause, nach den zwei Whiskeys, hatte er sich unter die Dusche gestellt. Obwohl er ewig unter dem heißen Wasserstrahl stand, begann er, kaum abgetrocknet, zu frösteln. Er schaltete den Fernseher ein und zappte sich durch verschiedene Kanäle, aber es kamen nur unverständliche Filme und nackte Mädchen.
    Mit der Whiskeyflasche ging er ins Bett. Ihm war so kalt, dass er zwei Decken brauchte und im langärmeligen T-Shirt schlief. Warum fror er dermaßen? Und wie sollte er den nächsten Tag überstehen? Und den übernächsten?
    Zweifellos würden die Zeitungen den Tod dieser Frau melden. Die Zeitungen? Natürlich auch Radio und Fernsehen – alle würden es erfahren. Ob der Verdacht auf ihn fiele? Gute Frage. Savi wälzte sich schlaflos im Bett und ging im Geist fieberhaft die Berührungspunkte zwischen ihm und der Frau des Doktors durch.
    Erstens: Der Doktor hatte Nachforschungen über ihn und das Tukan angestellt, und die Unterlagen darüber waren seiner Witwe in die Hände gefallen, die ihn daraufhin angerufen hatte. Aber diese Unterlagen waren nicht Beweis genug, um ihn des Mordes zu überführen.
    Zweitens: Die Frau des Doktors hatte Savi angerufen, und er war nach Corvesco gefahren. Aber es hatte ihn niemand gesehen, weder bei der Hin- noch bei der Rückfahrt; und sie hatte behauptet, sie habe ihn nicht von zu Hause aus angerufen – in der Aufstellung der geführten Telefonate dürfte seine Nummer also nicht aufscheinen.
    Drittens: Dieses Mädchen.
    Sie hatte ihn gesehen. Und hier gab es keinen Ausweg.
    Sie hatte beobachtet, wie er die Frau des Doktors umgebracht hatte. Savi wusste nicht mal, wer sie war – er konnte nur vermuten, dass sie die Tochter war. Jedenfalls hatte sie sein Gesicht sehr genau gesehen und würde ihn selbstverständlich wiedererkennen. Deshalb war er ihr nachgerannt, als sie die Flucht ergriffen hatte. Bis sie ihm entwischt war.
    Dieses Mädchen! Schwitzend und frierend zugleich, wie im Fieber, wälzte sich Savi unter seinen Decken. Dieses Mädchen würde gegen ihn aussagen, und dann käme die Polizei ins Tukan und nähme ihn fest.
    Was tun? Fliehen? Blöde Idee – damit lenkte er den Verdacht doch sofort auf sich. Sich stellen? Er hatte schon alles verloren – er konnte jetzt nicht auch noch sein Lokal aufs Spiel setzen, seine Arbeit, die Frucht jahrelanger Kämpfe und Mühen. Vielleicht konnte er überzeugend nachweisen, dass er die Frau ja gar nicht hatte umbringen wollen, dass ihr Tod die Folge eines bedauerlichen Wutanfalls war, also nur fahrlässige Tötung und nicht Mord? Gab es dafür Strafmilderung? Aber er wollte keine Strafmilderung! Er wollte so weiterleben wie bisher.
    Also erst einmal abwarten. Und am nächsten Tag die Zeitungen studieren, in aller Ruhe, dann käme ihm schon eine Idee. Vielleicht konnte er einen Anwalt zu Rate ziehen. Nein, lieber nicht. Anwälte machen immer Ärger. Im Grunde war es doch so, dass sein Wort gegen das des Mädchens stand.
    Das schaffst du, dachte Savi. Nur Mut.
    Dann dachte er an Rosalba, die ohne ein Wort der Klage gestorben war. Er dachte daran, wie sie gelitten hatte. Er entkorkte die Flasche und trank daraus, ohne sich aufzusetzen. Er dachte an die Frau des Doktors, an ihre Versuche, sich zu wehren. Was hab ich getan, was hab ich nur getan. Sie hat es nicht verdient, so zu sterben. Gut, im Grunde war sie selber schuld, dass es passiert war, trotzdem hat es niemand verdient, so zu sterben. Auch er verdiente nicht, im Gefängnis zu enden. Er hatte sein Lebenswerk. Er musste in Freiheit bleiben. Schon aus Selbstachtung. Und aus Liebe zu Rosalba.
    De Marchi war sauer. Er wurde den Gedanken nicht los, dass ihm der Staatsanwalt mit Absicht diesen Fall aufgebrummt hatte. Nicht umsonst hieß Arno Bazzi »der Blutsauger«. Irgendwie schaffte er es immer, die Fälle zu bekommen, die er haben wollte, und dafür die Polizisten einzuspannen, die er sich aussuchte.
    Eine Leiche in Corvesco. Wen schicken wir hin? Schauen wir mal, wer dort wohnt … Elia Contini, dieser Halbirre, der eine Zeit lang Detektiv war. Weißt du noch, wie er damals, vor ein paar Jahren, mit Commissario De Marchi wegen dieser Mordsache in Malvaglia aneinandergeraten ist? Und davor wegen der Familie Ruggeri? Dieser Contini klebte an ihm wie ein Schicksal.
    Der Commissario, ein stämmiger Mann mit tiefliegenden Augen und rasiertem Nacken, war als harter Knochen

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