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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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seinen krummen Straßen, den dunklen Mauern und erleuchteten Fenstern darin, den Fernsehstimmen, die aus den Innenhöfen drangen, kam ihr Cadro bei Nacht wie ein verwunschenes Dorf vor. Es schien ihr, als könnte sie die ganze Nacht laufen, um Ecken biegen und durch enge Gässchen schlüpfen und dabei doch keine Stelle zweimal passieren. Diesmal aber sah sie sich nicht um. Sie kannte Peters Abendroute auswendig. Jeden Abend ging er denselben Weg: Die Wiederkehr des Immergleichen beruhigte und tröstete ihn.
    Am alten Waschhaus fand sie ihn. Er stand im Schatten eines Pfeilers und starrte ins Wasser; Agnese erspähte das Weiß seines T-Shirts. Sie trat zu ihm in den Laubengang und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Hier ist es aber finster«, sagte sie.
    Peter gab keine Antwort. Das Gewölbe des Waschhauses steigerte das Plätschern des Wassers zum Rauschen eines kleinen Wasserfalls.
    »Lass dich nicht unterkriegen, Peter …«
    Er schnaubte nur.
    »Das schaffen wir schon. Wir schaffen das auch diesmal. Wirst schon sehen.«

9
Kates Zweifel
    Kate blieb im Bett liegen, während er duschte. Durch den offenen Spalt der Badezimmertür hörte sie das Wasser rauschen. Er war ein ganz gewöhnlicher Mann. Er hatte seine Kleidungsstücke gefaltet auf einen Stuhl gelegt. Kate schätzte Ordnung, aber sie war auch nicht naiv: Die Ordentlichsten waren oft die Schlimmsten.
    Vickys Stammkunde zum Beispiel. Der war präzise wie ein Uhrwerk, bei dem hatte jedes Ding seinen Platz, und dort lag es auch. Nur dass er nebenbei gern Frauen verprügelte. Gewalttätige Männer waren eine Pest; wenn es in Hotels passierte, hatte man auch noch den Ärger am Hals. Deshalb wählte Kate die Männer, mit denen sie ins Hotel ging, mit allergrößter Sorgfalt aus.
    In den Nachtclubs gab es wenigstens die Security-Leute. Obwohl sie für Vicky nicht viel getan hatten … Am Ende war es wieder nur ihre Schuld. Sie hatten sie rausgeschmissen, hatten sie gezwungen, nach Hause zurückzukehren.
    Und auch Kate war rausgeflogen.
    Dank ihren Kontakten schlug sie sich einigermaßen durch, aber ohne feste Arbeit und ohne Unterstützung konnte sie wohl nicht mehr lang so weitermachen. Zumal sich der Druck, unter dem sie stand, allmählich bemerkbar machte, es gelang ihr kaum noch, Gedanken und Gefühle zu kontrollieren. Manchmal, im Halbschlaf, träumte sie, dass sie ein Meer von Tränen vergoss, die sich nicht stoppen ließen. Tagsüber passierte nichts, aber nachts, im Traum, flossen ihre Tränen wie eine Sintflut. Eine grundlose Trauer hielt sie gefangen, und dazu gesellte sich ein brennendes Schamgefühl: Diese Weinkrämpfe überfielen sie immer in der Öffentlichkeit, im Restaurant oder mitten auf der Straße. Deshalb brauchte sie einen Tapetenwechsel. Sie wollte weg aus der Schweiz.
    In ein Handtuch gewickelt, kam er aus der Dusche. Seine Haut war rosig, die Haare hingen ihm in die Stirn. Er bewegte sich vorsichtig, sehr darauf bedacht, sich keine Blöße zu geben. Kate musste lächeln. Sie schälte sich aus dem Laken und trat auf ihn zu. Sie war nackt. Er starrte sie blinzelnd an.
    »Hast du gesehen?«, fragte Kate. »Draußen regnet es.«
    »Wie bitte?«, stotterte er.
    Kates dunkle Haut bildete einen scharfen Kontrast zum Weiß des Handtuchs.
    »Du wirst nass werden …«
    Kate griff nach dem Handtuch und zog es ihm weg.
    »He!«
    Kate grinste. Dann verschwand sie im Bad und schloss die Tür hinter sich. Sie trank einen Schluck Wasser aus dem Hahn und musste wieder an Vicky denken. Eigentlich hatte sie allen eine ziemliche Angst eingejagt, sogar Savi fürchtete sich vor Vicky, weil sie zu viele Fragen stellte. Sie hätte den Mund halten und sich nicht einmischen sollen in diese obskuren Geschäfte mit der Polizei, den gefälschten Papieren – sie hätte nicht schlecht verdient dabei, mehr jedenfalls als mit ihrer Wahrheitsliebe.
    Sie hatte ja versucht, mit ihr zu reden. In unserem Beruf, sagte sie, kannst du nur scheitern, wenn du alles ans Licht der Öffentlichkeit zerrst. Aber stur, wie sie war, hatte Vicky nicht auf sie gehört, und dann passierte natürlich diese schlimme Sache. Am Ende war sie gefeuert worden.
    Kate hatte versucht, sich für sie einzusetzen. Sie hatte sich an den Arzt gewandt, der Vicky untersucht hatte, aber das war ein Fehler gewesen, denn der hatte gleich mit Savi darüber gesprochen. Kate hatte noch einen Versuch gewagt und Dr. Rocchi kontaktiert, einen Kollegen von Vickys Arzt, aber wieder war Savi dahintergekommen und

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