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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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ging es hügelabwärts nach Lugano hinunter und zur weiten Fläche des Sees.
    Agnese schloss die Augen. Es war vorbei. Ihr normales Leben war zu Ende. Wie ging es weiter? Was hatte ihr Mann zu erwarten? Der angesehene Dr. Mankell war in Ungnade gefallen, und Agnese war sehr sicher, dass bald etwas äußerst Hässliches geschehen würde.
    Sie atmete tief durch. Auch bei offenem Fenster war der muffige, staubige Dachbodengeruch übermächtig.
    Hinter dem Haus war eine Wiese mit Swimmingpool und weißem Pavillon. Nach der Stunde mit der Logopädin im geschlossenen Raum hatte Natalia das dringende Bedürfnis nach frischer Luft und Bewegung. Sie schlug Giovanni ein Bad im Swimmingpool vor, denn Contini war auf dem Balkon geblieben, wo er grübelte und auf den See blickte.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Giovanni.
    »Ganz gut«, sagte Natalia. »Geht aufwärts.«
    Die Übungen fielen ihr zusehends leichter, doch Arianna sagte, sie seien noch immer sehr nützlich und darum unverzichtbar. Natalia sprach und schrieb inzwischen schon recht gut, hatte aber immer noch Sprech- und Erinnerungslücken, bei deren Überwindung die Logopädin ihr half. Zumal sie auch noch leicht in Verwirrung geriet: Sie näherte sich dem richtigen Wort, zielte – und traf daneben. Manchmal fiel es ihr nicht einmal auf.
    »Möchtest du schwimmen?«, fragte Natalia.
    »Ich hab keine Badehose.«
    Das Wort war Natalia neu, aber sie konnte sich zusammenreimen, was es bedeutete. Sie ging mit ihm ins Haus und ins Schlafzimmer ihrer Eltern; Giovanni lieh sich eine Badehose ihres Vaters aus.
    Sie sprangen kopfüber ins Becken, schwammen und tauchten und breiteten dann ihre Handtücher im Gras aus. Natalia kremte Giovanni ein, der ein knappes Dankeswort brummte. Sie musterte ihn aus dem Augenwinkel. Er kam ihr nervös vor. Normalerweise sah er ihr in die Augen, wenn er mit ihr sprach, und ihre langen Schweigephasen störten ihn nicht. Diesmal war er anders; er wich ihrem Blick aus, redete undeutlich, zappelte unruhig hin und her.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte sie.
    »Ich wusste nicht, ob du was zu tun hast.«
    »Nein. Mir ist langweilig.«
    Giovanni saß im Schneidersitz auf seinem Handtuch, während sie, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, neben ihm lag.
    »Ich versuche für die Schule zu lernen«, sagte Natalia versonnen. »Zumindest soweit ich es verstehe.«
    »Wann fängst du wieder an?«
    »September.«
    Eine Zeit lang schwiegen sie. Giovanni streckte sich aus, und Natalia stellte fest, dass er weniger braungebrannt war als sie, man sah die Umrisse eines T-Shirts. Aber seine Haut war von Natur aus bräunlich. Er war mager, seine Muskeln spröde und wenig sichtbar, die Finger lang und dünn wie der Hals. Natalia sah ihn gern an, und sie ließ verstohlen den Blick seinen Körper entlang wandern.
    Sie hatte auch Fragen zu Giovanni. Ein Teil von ihr wünschte sich, sie hätte ihn nie kennengelernt. Ein anderer Teil konnte sich nicht einmal mehr vorstellen, wie das Leben vor ihm gewesen war: eine Zeit, die ihr jetzt wie im Nebel erschien – dabei hatten doch ihre Eltern gelebt, und sie war ganz normal gewesen, hatte gesprochen, tausend Dinge getan, war gereist … hatte ab und zu mit einem Jungen geflirtet. Jetzt füllte Giovanni ihre Gedanken aus, aber auf eine langsame, einhüllende Art. Natalia wäre gern näher zu ihm gerückt, die Augen wenige Zentimeter von den seinen entfernt, und hätte ihm zugehört, wie er von seinen Druckmaschinen erzählte.
    »Was ist?«, fragte Giovanni mit eigenartigem Unterton. »Geht’s dir nicht gut?«
    Offenbar hatte er gemerkt, dass sie ihn anstarrte.
    »Doch, schon, aber ich bin …« Sie suchte nach dem Wort. »Traurig. Ich bin traurig.«
    Giovanni zwinkerte und wusste sichtlich nicht, was er sagen sollte.
    »Kann ich neben dich?«, fragte sie.
    Er machte ihr Platz auf seinem Handtuch. Natalia war ungeheuer müde und hatte dennoch das Bedürfnis zu reden.
    »Vielleicht erinnere ich mich an nichts.«
    »Was meinst du?«
    »Das, woran ich mich erinnere, ist falsch. Vielleicht sind auch wir falsch.«
    »Wir sind falsch?«
    »Ich weiß nicht. Hoffentlich …«
    Sie brach ab. Er nahm ihre Hand. »Natalia.« Dann verstummte er wieder. »Natalia«, fing er wieder an, »so was darfst du gar nicht sagen. Es ist nichts falsch.«
    Sie betrachtete seine langen Finger, den Verlauf der Adern auf dem Handrücken.
    »Es ist eine schlimme Zeit. Aber wir müssen ja nicht ständig dran denken.«
    »Ja«, sagte Natalia.
    »Die

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