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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Mord treibt.
    Ich habe versucht, diese Kate ausfindig zu machen, die Natalia einen Brief geschrieben und ihr von den Erkundigungen ihres Vaters berichtet hat. Ich dachte, dass sie vielleicht eine Prostituierte ist, und habe ein paar Kontakte im Milieu angerufen. Heraus kamen mehrere Kates, aber keine, die je im Tukan gearbeitet hat. Vielleicht muss ich Savi noch mal direkt ansprechen.
    Contini legte den Stift aus der Hand und schüttelte sein Handgelenk aus. Es war schon eine Weile her, seit er zuletzt so ausführlich geschrieben hatte. Er war im Büro, allein, er hatte bis Redaktionsschluss Dienst. Im Fernseher lief ohne Ton ein alter schwarz-weißer Western, und der Computer, der im Ruhezustand war, gab nur ein zartes Summen von sich: Außer dem Ticken der Wanduhr war sonst nichts zu hören. Contini hob den Blick. Noch eine halbe Stunde. Nachdem alles so ruhig war, hatte er Zeit zum Schreiben und Nachdenken.
    Kollegen und Freunde spotteten über ihn und nannten seine Elaborate »Briefe an niemanden«. Contini frankierte sie und schickte sie ab, und die Adresse ließ er niemanden sehen. Francesca hatte ihn anfangs ein bisschen auszufragen versucht, aber bald eingesehen, dass es sinnlos war.
    Contini griff wieder zum Stift. Er hatte den Kopf voller Gedanken und versuchte ein bisschen Ordnung ins Chaos zu bringen. Natalia, das Tukan, Enzo Rocchis Erkundigungen, die Dokumentation darüber, die irgendwo im Wald verloren gegangen war, Francesca und sein zukünftiges Leben – wie gehörte das alles zusammen, wo war der Eingang ins Labyrinth? Contini wusste es nicht. Er wusste überhaupt nichts mehr.

2
Um das Foto
    Peter Mankells Leiche bildete das Zentrum des Büros von Staatsanwalt Bazzi. Der Schreibtisch war leer wie immer, nur in seiner Mitte lag dieses Foto, und natürlich ruhten sämtliche Blicke darauf. Das Gesicht war von der Austrittsöffnung des Projektils entstellt, der Mund zu einer seltsam gefletschten Grimasse erstarrt, als hätte Mankell im Moment des Todes in etwas hineinbeißen wollen.
    Um das Foto scharten sich Kommissär De Marchi, Staatsanwalt Bazzi, der Leiter der Kriminaltechnik Tullio Ferrari und der Chef der Kriminalpolizei Luigi Tettamanti, und wie sie so im Halbkreis um den Tisch saßen, wirkten sie wie Teilnehmer an einer spiritistischen Sitzung.
    Die Stimmung war düster. Es sprach Ferrari von der Kriminaltechnik, und er machte seinen Kollegen wenig Hoffnung.
    »Das wird nicht leicht.« Mit dem Kinn deutete er auf das Foto. »Sicher, wir haben das Projektil, es steckte in der Wohnzimmerwand. Aber das ist ein ganz normales Projektil für eine SIG Sauer P220, mit der die Schweizer Offiziere ausgerüstet sind.«
    »Aber die Pistole?«, fragte Staatsanwalt Bazzi. »Ist die bekannt?«
    »Aus dem Projektil geht hervor, dass die Waffe sauber ist. Vielleicht gehört sie dem Mörder, vielleicht hat er sie neu gekauft.«
    Luigi Tettamanti, der Kripochef, war ein Hüne mit über zwei Metern Höhe, und sein Gesichtsausdruck, schon von Natur der Inbegriff der Trauer, war diesmal aus gegebenem Anlass die reinste Leichenbittermiene. Er räusperte sich und sagte: »Ich würde mich nicht auf die Ordonnanzwaffe als solche kaprizieren.«
    Die Besonderheit der Schweizer Armee ist das Milizprinzip, dem sie folgt: Sie besteht größtenteils aus Soldaten und Offizieren, die einem zivilen Beruf nachgehen und während einer gewissen Anzahl von Jahren nur wochenweise zum Militärdienst eingezogen werden, so dass jeder Soldat eine eigene Waffe besitzt, die er zu Hause aufbewahrt, häufig ein Sturmgewehr SIG 550; im Tessin heißt es Fass 90. Einmal im Jahr müssen die Bürger an einer Schießübung teilnehmen; das ist obligatorisch. Selbstmorde werden nicht öffentlich bekannt gegeben, aber ein mit einer Armeewaffe begangener Mord schlägt in den Medien immer hohe Wellen. Staatsanwalt Bazzi teilte die Auffassung, dass Diskretion erforderlich sei, war sich aber bewusst, dass es dafür zu spät war.
    »Es war Natalia Rocchis Arzt, der erschossen wurde.« Auch er deutete mit dem Kinn auf das Foto. »Spätestens jetzt wird diese Geschichte sich aufblähen. Zumal wir an einem toten Punkt angelangt sind.«
    Bei dem Wort »tot« wanderten abermals alle Blicke zu dem Foto auf dem Schreibtisch. Wieder ergriff Ferrari das Wort.
    »Wie Sie sehen, ist die Wirkung ziemlich verheerend«, sagte er. »Nach dem Schmauchhof im Nacken zu urteilen, war es ein Schuss aus nächster Nähe. Der Mörder hat den Lauf praktisch direkt am Kopf

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