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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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dasselbe Bild, das mir letzte Nacht so schreckliche Angst eingejagt hatte, aber jetzt fühlte ich nichts dergleichen. Ich vergrößerte das Foto und zoomte auf seine Augen.
    » Ich wünschte, du könntest dich mit meinen Augen sehen«, hatte er in meinem Traum gesagt und ich versenkte mich tiefer und tiefer in diese dunklen Teiche, die mich unwiderstehlich anzogen, als könne ich mich wirklich darin erkennen, so wie ich in seiner Vorstellung war…
    Bis ich plötzlich losprusten musste. Was war los mit mir? Ich benahm mich plötzlich wie Rayna: Ein schöner Traum und schon gab ich mich einem Hirngespinst hin.
    Realitäts-Check: Träume sind eine Methode des menschlichen Gehirns, Dinge zu bewältigen, die wir im Wachzustand nicht in den Griff bekommen. Mit einem Phantom-Stalker war tatsächlich nicht ganz leicht umzugehen, also hatte mein Gehirn, um ihm den Schrecken zu nehmen, aus uns ein Liebespaar in den wilden Zwanziger Jahren gemacht, dessen Liebe unter einem schlechten Stern stand. Und es hatte funktioniert– ich hatte keine Angst mehr vor ihm, was wiederum bedeutete, dass ich die Sache mit den Fotos jetzt mit Logik angehen konnte.
    Als Erstes musste ich mir den Gedanken, dass es sich um etwas Übernatürliches handeln könnte, aus dem Kopf schlagen. Das war das Einzige, bei dem ich mehr nach meiner Mutter kam. Dad war zwar Wissenschaftler gewesen, hatte jedoch großes Interesse an Dingen, die » jenseits der Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft« lagen. So kam es auch, dass er einige der lächerlichsten und aussichtslosesten Unterfangen der Welt finanziell unterstützt hatte und sich Fantasien hingab über Dinge wie die alles verändernden Möglichkeiten eines real existierenden Jungbrunnens oder heilende Grotten oder unentdeckte uralte Kreaturen, die noch immer existierten und durch die man das Geheimnis eines extrem langen Lebens entschlüsseln könnte.
    So kam es auch, dass er sogar für einige interessante archäologische Funde verantwortlich war, aber als die New-Age-Jünger das Internet mit ihrem Gewäsch über ihre kosmische, transzendentale Bedeutung überschwemmten, klinkten Mom und ich uns aus. Wir kannten die Wahrheit: So etwas wie » jenseits der menschlichen Vorstellungskraft« gab es nicht. Letzten Endes ließ sich alles logisch erklären. Die Bilder auf meiner Kamera mochten auf den ersten Blick völlig unrealistisch erscheinen, doch das lag nur daran, dass ich nicht die richtigen Informationen hatte, um sie zu verstehen… noch nicht. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus, als ich von unten etwas klappern und scheppern hörte, doch dann entspannte ich mich wieder. Es war Piri. Sie war wie eine verrückte ungarische Großmutter für mich und versorgte mich gleichermaßen mit mächtigen, traditionellen Nachspeisen (Strudel und Torte) und mächtigem, traditionellem Aberglauben (setz dich immer hin, wenn du ein Baby besuchst, sonst raubst du ihm seine Träume…). Mom und ich haben dabei immer die Augen verdreht, aber Dad hat das alles natürlich gierig aufgesogen, in seinem Büro niedergeschrieben und katalogisiert, zusammen mit all seinen anderen Forschungsprojekten über alte und moderne Mythologie.
    Seit seinem Tod versuchte ich, Piri ein bisschen aus dem Weg zu gehen. Es klang absurd, aber sie schien es noch schwerer zu nehmen als wir anderen. Sie senkte den Kopf, wann immer sie etwas von ihm berührte, ständig stiegen ihr Tränen in die Augen und ihre Seufzer hallten durch das Haus. Manchmal machte es mich wütend, wie sehr sie sich in ihrer Trauer suhlte, während der Rest von uns versuchte weiterzumachen, aber meistens ignorierte ich es und sah zu, dass ich eine Beschäftigung hatte und mich von ihr fernhielt.
    Dass sie jetzt kam, war der perfekte Anlass, das Haus zu verlassen. Außerdem brauchte ich eine Pause, um den Kopf frei zu bekommen. Und ich hatte Hunger. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon ein gutes Stück nach Mittag war. Kein Wunder, dass ich hungrig war– ich hatte so lang geschlafen wie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr.
    Ich ging zum Telefon und rief Ben an.
    » In einer Stunde bei Dalt’s?«, fragte ich.
    » Abgemacht«, sagte er. » Bringst du das Spielbrett mit?«
    » Kommt drauf an… Brauchst wohl eine Niederlage?«
    » Bring es mit.«
    » Bis dann.«
    Ich legte auf und stellte mich unter die Dusche. Dreißig Minuten später war ich zur Tür hinaus, das Cribbage-Brett unter dem Arm.
    » Tschüs, Piri!«, rief ich. Ich war schon im

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