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Elixir

Elixir

Titel: Elixir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Duff
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nicht länger als ein, zwei Minuten stillhalten, ohne sich kaputtzulachen. In anderen Nächten lebte ich ein Jahrhundert später als Catherine in England auf dem Lande, wo ich ohne Sattel über Felder und Wiesen galoppierte, während der Mann von den Fotos sein Pferd antrieb, um mit mir mitzuhalten. Wieder in anderen Nächten nahm Anneline mich mit auf Frankreichs beste Bühnen des neunzehnten Jahrhunderts oder Delia versetzte mich ins Chicago der Prohibitionszeit.
    Es ging mir so auf die Nerven, dass ich kurz davor war, meine Therapeutin anzurufen, um ihr davon zu erzählen, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Ich hasste es, wie hilflos ich diesen Träumen ausgeliefert war, andererseits hatte ich das merkwürdige Gefühl, sie behüten zu müssen. Sie gehörten mir. Dieser Mann gehörte mir. Beides wollte ich mit niemandem teilen. Warum, verstand ich selbst nicht, aber so war es eben.
    Nach einer Woche geschah etwas noch Seltsameres: Es störte mich nicht mehr, dass ich die Träume nicht kontrollieren konnte, sondern ich begann mich auf sie zu freuen. Das ging nicht von einem Tag auf den anderen, aber je mehr Zeit ich in meinen Träumen mit dem Mann verbrachte, desto mehr fühlte ich mich zu ihm hingezogen und desto weniger legte ich Wert darauf, alles im Griff zu haben.
    Er hatte so eine ganz besondere Art an sich. Wie sehr ich mich auch vor ihm versteckte, er sah mir immer direkt ins Herz und konnte in mir lesen wie in einem Buch. Und während er ja eigentlich vier anderen Frauen den Hof machte, so waren diese anderen Frauen, solange ich schlief, doch immer ich. Sie sahen aus wie ich (mit Ausnahme der kleinen Lücke zwischen den Zähnen, wenn ich Anneline war), sie klangen wie ich und sie hatten dieselben tiefsitzenden, unausgesprochenen Ängste.
    Diese Ängste störten den Mann nicht im Geringsten. Im Gegenteil– er liebte mich dafür, wie auch für die seltsamen Schutzmechanismen, die ich entwickelt hatte, um sie zu kaschieren. Es war, als wäre er für mich gemacht. Er gab mir das Gefühl, ganz und gar geliebt und angenommen zu werden, wie ich es im echten Leben mit einem Mann noch nie erlebt hatte. Er trug sogar mein Zeichen– zumindest sah ich es so: Auf seiner Brust befand sich eine kleine Tätowierung… eine Tätowierung in Form einer Schwertlilie.
    Irgendwann war es mir egal, dass die Träume nur meiner Fantasie entsprangen– sie waren einfach unwiderstehlich. Ich ließ mir Ausreden einfallen, um früher und früher ins Bett zu gehen, und machte sogar einen Mittagsschlaf, wenn ich es nicht mehr ohne ihn aushielt. Das Aufwachen brach mir jedes Mal das Herz. Immer, wenn ich mich im Bett aufsetzte und feststellte, dass ich allein war, kam es mir vor, als hätte man mir einen Teil meiner selbst weggenommen. Ich hielt mich an den Traumfetzen fest, so lange es ging, doch sie verblassten viel zu schnell und ließen mich traurig und leer zurück– und mit dem Verlangen nach mehr. An ihn zu denken, war nicht dasselbe– es fühlte sich nicht so greifbar und echt an. Aber da das alles war, was ich hatte, um die Lücke zwischen den Träumen zu schließen, tat ich auch das ununterbrochen.
    » Schluss damit«, sagte Rayna und schloss meinen Laptop. Es war eine Woche vor der Reise nach Rio und wir saßen zusammen in der Küche an der Kochinsel und brüteten über Hausarbeiten.
    » Rayna«, beschwerte ich mich, » die ganze Arbeit hätte futsch sein können!«
    » Also bitte. Du hast in der letzten Stunde kein einziges Wort getippt. Dies ist eine Ein-Personen-Intervention: Wer ist er und warum hast du mir nichts von ihm erzählt?«
    Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. » Wer ist wer?«
    » Ist das dein Ernst? Willst du mich veräppeln? Clea, es ist offensichtlich. Du bist wie im Delirium. Du bist eine Million Meilen weit weg, seit wir zurück sind aus–« Sie riss die Augen auf und packte mich am Arm. » Oh! Mein! Gott! Es ist Ben, oder? Ich habe euch wirklich gestört an dem Abend, als wir aus Paris zurückgekommen sind. Es ist Ben und du hast mir nichts erzählt, weil du nicht wolltest, dass ich sage: › Ich habe es doch gleich gesagt. ‹ Du Schisser!« Sie schleuderte mir die Beschimpfung mit einem so breiten, freudigen Strahlen ins Gesicht, dass es mir fast schon leidtat, ihr die Wahrheit zu sagen.
    » Nein, Rayna. Ben ist es nicht. Da ist niemand.«
    » Lügnerin.«
    » Also gut, es ist keine reale Person.« Ich schnitt eine Grimasse.
    Sie sah mich noch immer skeptisch an. Aus dieser Nummer

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