Elizabeth II.: Das Leben der Queen
ist, welches von der Mehrheit der «Untertanen» angenommen und geschätzt wird;das muss immer wieder von neuem sichergestellt werden. Unter allen Verantwortungen, die auf den Schultern des jeweiligen Monarchen ruhen, ist dies die vielleicht größte. Im November 1997 legte Elizabeth II. auf einem Bankett, das der Lord Mayor der Londoner City aus Anlass ihres Goldenen Hochzeitsjubiläums gab, fast so etwas wie ein Geständnis in dieser Frage ab: «Wie die Regierung existiert auch die Monarchie einzig aufgrund der Unterstützung und des Konsenses in der Bevölkerung», trug sie vor, um mit einem fast neidischen Blick auf die Welt der Politik fortzufahren: «Die Zustimmung zu Politikern wird an der Wahlurne entschieden. Für uns aber, die königliche Familie, ist die Botschaft oft schwieriger zu lesen, kann sie doch verdunkelt sein durch Ehrerbietung, Rhetorik und die widerstreitenden Strömungen in der öffentlichen Meinung. Aber lesen müssen wir sie.»
1997 war auch das Jahr des traurigen Endes der Prinzessin von Wales, Lady Diana Spencer. Es war das Jahr einer großen Lehrstunde für die Windsor-Familie, und die Botschaften, die damals zu lesen waren, gehören zum bleibenden Bestand der britischen Königsgeschichte der jüngsten Ära.
XII
Charles, Diana und die Zäsur von 1997
«Der englische Thron ist nun identifiziert
mit einem vorbildlichen Familienleben.»
Die «Times» über die Hochzeit von Charles und Diana, Juli 1981
«Es gab drei in unserer Ehe,
es war also ein bisschen eng.»
Diana in einem BBC-Fernsehinterview, November 1995
«In Diana sah die Welt eine neue Monarchie, spontan und ansprechbar,
unbesorgt um das Protokoll, besorgt um die Menschen.»
Die «Times» am 4. September 1997
«Millionen von Menschen, die sie nie getroffen haben, aber fühlten,
dass sie sie kannten, werden sie in Erinnerung behalten.»
Elizabeth II. in ihrer Fernsehansprache am 5. September 1997
«Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit», so beginnt Jane Austen ihren Roman «Stolz und Vorurteil», «dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau.» Das traf in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf niemanden mehr zu als auf Charles, den Prinzen von Wales: nicht irgendein Junggeselle, sondern der Erbe einer alten Institution, der britischen Monarchie. Charles hatte sich nach Beendigung seiner Karriere in der Marine in einen erotischen Reigen gestürzt, der ihm den Namen eines «Playboy Prince» eintrug. Einige seiner Liebschaften passierten sogar den «Balmoral Test», die Musterung durch die strengen Augen der Queen währendder traditionellen Hochsommerwochen in der königlichen Residenz im schottischen Hochland. Doch es fand sich keine rechte Paarung – sei es, dass die Damen vor der Vorstellung eines Lebens im goldenen Käfig des Hofes zurückschreckten, wofür Charles viel Verständnis hatte, sei es, dass sie spürten, wem schon damals die eigentliche Liebe des Prinzen galt – Camilla Shand. Die aber war seit 1973 verheiratet, die Zuneigung, die beide füreinander seit ihrem ersten Treffen im Sommer 1971 empfanden, hatte Charles nicht in ein Eheversprechen verwandeln wollen oder können. Der 1948 Geborene fühlte sich zu jung, Camilla stand in der aristokratischen Rangordnung nicht hoch genug, und klare Entschlüsse waren ohnehin nie die Stärke des Prinzen.
Als er im Sommer 1973 von einer mehrmonatigen Navy-Dienstverpflichtung in der Karibik heimkehrte, sah er, was sein Zögern angerichtet hatte: Camilla hatte sich mit einem Rivalen von ihm vermählt, einem Offizier bei den Royal Horse Guards, Andrew Parker-Bowles. Doch das Ehepaar Parker-Bowles sollte, trotz seiner zwei Kinder, eine «offene» Ehe führen, ein
laisser-faire
der außerehelichen Ausflüge, und so konnte Charles weiterhin zu der Frau finden, an die er, wie er seinem Biografen Jonathan Dimbleby gegenüber zugab, «fast beim ersten Anblick das Herz verloren» hatte – nicht anders als seine Mutter das ihre beim ersten Anblick von Philip 1939.
Im Sommer 1980 kam es während einer Poloparty bei Freunden in Sussex zu einer Begegnung mit Diana aus der Familie der Grafen Spencer, die in Althorp in Northamptonshire ihren Stammsitz hat. Charles kannte die Spencers, war er doch eine Zeitlang mit Dianas älterer Schwester Sarah liiert gewesen. Die Jüngere schmeichelte dem Prinzen mit ihrem Mitleid für die Tragödie, die im Vorjahr über die Windsors gekommen war und die Charles noch immer nicht
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