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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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abzudampfen – und sie verliebte sich.
    Der Tag war der 22. Juli und Ort des Geschehens das Navy College in Dartmouth in Devon, wo schon George VI. und sein Bruder David, der abgedankte Edward VIII., vor dem Ersten Weltkrieg ihre Seeoffiziersausbildung erhalten hatten. Es sollte für den König eine nostalgische Wiederbegegnung mit der Stätte der frühen Schulung werden. Langsam schob sich der Dampfer in die Mündung des Flusses Dart, auf das auf einem Felsvorsprung gelegene College zu.
    Schicksal spielte an diesem Tag Lord Louis Mountbatten, als Flottenadmiral Mitglied der Besuchergruppe an Bord der «Victoria and Albert». Mountbatten war ein Verwandter der Königsfamilie, und zwar über seinen Vater, Prinz Louis von Battenberg, der eine Enkelin Königin Victorias geheiratet hatte. Auf sie, die «Großmutter Europas» und ihre neun Kinder, gingen ja letztlich alle Windsors und Battenbergs, gingen russische, jugoslawische, bulgarische und montenegrinische Fürstenhäuser verwandtschaftlich zurück, nicht zu vergessen etliche deutsche Duodezfürstentümer. Noch 1990 konnten Adelsstatistiken 670 lebende Nachkommen von Victoria Regina nachweisen.
    Prinz Louis war naturalisierter Brite. 1917 hatte er, nachdem der königliche Familienname Sachsen-Coburg-Gotha zu Windsor geändert worden war, auch seinen Namen ändern müssen; denn zusammen mit der Änderung im Königshaus wurden auch die deutschen Namen der in Großbritannien residierenden erweiterten Royals anglisiert: Die Brüder von Queen Mary, der Herzog von Teck und Prinz Alexander von Teck, wurden Marquess of Cambridge beziehungsweise Earl of Athlone; die Cousins des Königs, Prinz Louis und Prinz Alexander von Battenberg, mutierten zu Mountbatten und wurden Marquess of Milford Haven und Marquess of Carisbrooke. Milford Haven hatte bereits 1914, noch als Prinz Louis Mountbatten, seine Stellung als «Erster Sealord» verloren: Ein Deutschgebürtiger in so herausragender Position war im Krieg gegen die «Hunnen» nicht akzeptabel. Die in Deutschland lebenden königlichen Verwandten, jetzt im Feindeslager, traf esnoch härter: Sie wurden aller britischen Titel und königlichen Erbansprüche entkleidet. «Aus der deutschen Puppe schlüpfte ein britischer Schmetterling», wie Piers Brendon und Phillip Whitehead in «The Windsors – A Dynasty Revealed» es formulieren. Kaiser Wilhelm parierte den Vorgang der Namensänderung im Hause seines Vetters George V. – sie waren beide Enkel der großen Victoria – mit einem gekonnten Bonmot: Er freue sich darauf, nächstens Otto Nicolais komische Oper «Die lustigen Weiber von Sachsen-Coburg-Gotha» besuchen zu können.
    Lord Louis Mountbatten, der Flottenadmiral an Bord der «Victoria and Albert», ein gut aussehender, schneidiger 39-Jähriger, hatte längst über die Zukunft der Prinzessin Elizabeth nachgedacht und wer sie einmal freien würde; er lag ähnlichen Gedanken in der engeren Königsfamilie um etliche Knoten voraus. So wusste er auch, wer damals gerade in Dartmouth zum Marineoffizier ausgebildet wurde: sein achtzehnjähriger Neffe, «Cadet Captain» Prinz Philip von Griechenland. Ein Stück Herrschaftswissen, wie man heute sagen würde.
    Ein Ausbruch von Mumps und Windpocken am College hatte dessen diensthabenden Arzt bewogen, davon abzuraten, die beiden Prinzessinnen am Protokoll zu Beginn des königlichen Besuches teilnehmen zu lassen. Stattdessen wurde Kadett Philip, der griechische Prinz, abgestellt, die beiden Mädchen zu unterhalten. Amors große Chance. Man sprang auf dem Tennisplatz über das Netz, wobei Philip, wie Crawfie später schrieb, «ziemlich angab», während Elizabeth die ganze Zeit über «ihre Augen nicht von ihm lassen konnte». Man erzählte sich Geschichten, Philip mit Abstand die farbigsten, war er doch «teils dänisch, teils deutsch, teils russisch», wie Crawfie ihn in ihrem Erinnerungsbuch schildern wird; dabei fiel auch der Satz: «Ich kann in jedem Land Europas einen Verwandten finden, der mich aufnimmt.» Wenn das nicht abenteuerlich klang.
    Man spielte auch Crocket – ein Foto zeigt Philip, wie er in der Uniform eines Fähnrichs zur See, den Kopf leicht geneigt, sich auf ein Crocket-Tor konzentriert, während Elizabeth, adrett in ihrem zweireihigen beigen Mantel, ihn neugierig fixiert. Beim Abschiedsdinner,so verzeichnet Marion Crawford, verspeist der immer hungrige Blondschopf eine große Menge Crevetten, zum Staunen der Mädchen. Ein blaublütiger Heimatloser, ein hungriger

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