Elizabeth II.: Das Leben der Queen
dreizehnjährige Elizabeth,
als diese am 22. Juli 1939 dem griechischen Prinzen begegnete
«Er war wie ein Hund, immer auf der Suche nach seinem Korb.»
Alexandra von Jugoslawien über Philip, ihren Vetter
«Weil ich auf die Dinge nicht als Romantiker schaue,
sagt man mir nach, ich sei gefühllos.»
Prinz Philip zu Vorwürfen seines Sohnes Charles gegen ihn, 1994
Wie angenehm, einmal in einem Land zu sein, wo nicht das Volk regiert.»
Philip bei einem Besuch in Paraguay zu Präsident Alfredo Stroesser,
dem starken Mann des Landes, 1969
1939, das Unheil rückt heran. Hitler hat im März die «Resttschechei» überfallen und in das deutsche Protektorat Böhmen und Mähren verwandelt: Damit ist das Sudetenabkommen vom Herbst 1938 hinfällig. Wie viel der König mit Premierminister Neville Chamberlain in die Hoffnung investiert hatte, dass der Krieg verhindert werden könne. Wie zuversichtlich der Premier das berüchtigte Abkommen mit Hitler bei der Rückkehr aus München auf dem Flugplatz Heston, wie Heathrow Airport in seinen Anfängen hieß, geschwenkt hatte. George VI. und seine Queen waren am Abend dieser Rückkehr, es war der 30. September 1938, sogar so weit gegangen, Chamberlain im Buckingham Palast zu empfangen und unter der Begeisterung der Menge mit ihm aufden Balkon zu treten, die Bühne für königliche Auftritte damals und seitdem. Später, wieder in seinem Amtssitz, trat Chamberlain an ein Fenster, um sich noch einmal an die Jubelnden draußen zu wenden: «My good friends, dies ist das zweite Mal in unserer Geschichte, dass von Deutschland in die Downing Street ein Friede in Ehren zurückgekehrt ist. Ich glaube, es ist Friede für unsere Zeit.» «Peace for our time», elf Monate vor Ausbruch des Krieges. Das Balkon-Foto vom Buckingham Palast aus dem Jahr 1938 findet man nur ganz selten in den britischen Medien, lieber holen sie das Bild mit Churchill an gleicher Stelle aus den Archiven, das ihn am VE [Victory in Europe]-Day, dem 8. Mai 1945, zeigt. Zu tief sitzt noch immer die Beschämung über das Appeasement-Kapitel der britischen Geschichte.
Der Empfang für Chamberlain war ein Verfassungsbruch, wie selbst die Queen Mother später zugeben musste. Der Monarch hat neutral zu sein und darf sich nicht auf die Seite einer spezifischen Politik stellen. Aber wie William Shawcross 2009 in seiner offiziellen Biografie der großen alten Dame berichtet, war die Königin der Meinung, dass es sich eher um eine «lässliche Sünde» gehandelt habe, denn es ging ja nicht um Parteipolitik, sondern um eine alle Schichten des Volkes erfassende Erleichterung über das Abkommen von München, ein überparteiliches Phänomen also. «Aber natürlich», so fügte die ältere Elizabeth einsichtig hinzu, «war es nur für uns eine Erleichterung, nicht für die Tschechoslowakei.» Es war allgemein bekannt, dass das Königspaar der Politik der Beschwichtigung zuneigte, wie weite Kreise der Aristokratie und der Politik auch, wo man die Grundüberzeugung der Bevölkerung «Nie wieder Krieg!» im Tiefsten teilte. Ganz abgesehen davon, dass viele britische Deutschlandreisende der Entwicklung in Berlin mit einigem Verständnis gegenüber traten, schon deshalb, weil man im Bolschewismus die weitaus größere Gefahr zu erkennen meinte.
Noch im Mai 1939 teilte George VI. dem Außenministerium mit, er plane einen persönlichen Brief an Hitler zu schreiben, «as one ex-serviceman to another», als ein Exsoldat an einen anderen, in der Annahme, damit könnte der Krieg vielleicht doch noch vermiedenwerden. Das Foreign Office fand die Idee nicht sehr attraktiv und untersagte dem König den Brief.
«Friede für unsere Zeit»: Zwischen Queen Elizabeth und George VI. Neville Chamberlain und seine Frau Annie Chamberlain auf dem Balkon des Buckingham Palasts, 30. September 1938
Doch in all diesen unheilschwangeren Wochen konnten und wollten die Briten von Elizabeth, der Nummer Eins in der Thronfolge, nicht lassen. Ein aufmerksamer Bildredakteur schrieb unter ein neues Foto des Mädchens im April, dem Monat ihres 13. Geburtstages: «Prinzessin Elizabeth wächst heran.» Mehr musste auch nicht gesagt werden, die abgebildete Figur sprach für sich. Vom Kind zur Frau, von Kniesöckchen zu Seidenstrümpfen – man glaubte, eine neue Haltung, eine neue Grazie an ihr zu erkennen. Im Juli des Jahres klappte Elizabeth ihre Schulbücher zu, um mit Margaret und den Eltern an Bord der königlichen Yacht«Victoria and Albert» in die Ferien
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