Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Griechenland, ehe das Land 1974 per Referendum die Monarchie abschaffte.
Mithin war auch Philips Vater, Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark, als Sohn des genannten Georgs I., nicht von griechischer, sondern von deutscher Abstammung, und so auch Philip; griechisches Blut floss in seinen Adern überhaupt nicht. Dann schon eher englisches, über die Urverwandtschaft mit Königin Victoria. Auch die hatte übrigens bereits Dänemark im Visier, denn sie verheiratete ihren Ältesten, den späteren Edward VII., mit der Dänenprinzessin Alexandra, einer Schwester von Philips Großvater Georg, dem ersten Dänenkönig auf griechischem Thron. Victorias Heiratspolitik war genial und paneuropäisch.
Aber wir müssen hier auf Lord Louis Mountbatten zurückkommen, den Admiral und Heiratsränkeschmied im Nebenberuf, einen Bruder von Philips Mutter Alice und damit Philips direkter Onkel, den er und die Familie immer nur «Uncle Dickie» nannten. Der sollte eine große Rolle spielen bei der Beförderung des englischen Lebenslaufs seines «griechischen» Neffen. Die Unterbringung Philips am traditionsreichen Dartmouth College war solch ein geschickter Schachzug Mountbattens. Man konnte nicht englischer werden, als wenn man sich eine Karriere als Leutnant der Navy baute und dann auch noch im Zweiten Weltkrieg seine Sporen verdiente bei Seekämpfen im östlichen Mittelmeer.
Lord Mountbatten war ein Glücksfall für den griechischen Prinzen aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg – er wurde praktisch Philips Adoptivvater. Denn zum Zeitpunkt von Philips Geburt im Juni 1921 war die Ehe seiner Eltern schon so gut wie gescheitert und brach nach dem Exil völlig zusammen. Die Familie musste nach einem Militärputsch in Griechenland im Dezember 1922 das Land verlassen, evakuiert aus Korfu auf der britischen «HMS Calypso», mit Philip in einem Kinderbett aus Apfelsinenkisten.Die Mutter blieb mit den fünf Kindern zunächst bei Verwandten in Paris, während der Vater später nach Monte Carlo übersiedelte, ein verarmter Charmeur, von reichen Freunden und Freundinnen unterstützt. Die übrige Familie, mittellose geflohene griechische Royals, waren auf Hilfe aus Verwandtschafts- und Freundeskreisen angewiesen. Lady Kennard, mit Philip seit Kindestagen befreundet, bestätigte, dass der Junge nie jammerte oder sich beklagte – «aber er hatte nicht genug Kleidung. So kauften ihm meine Eltern einen Mantel.»
Sehr bald traten bei Philips Mutter, die nach einer frühen Masernerkrankung nahezu taub geblieben war, Zeichen von Schizophrenie auf, sodass sie auf Druck ihrer beiden Brüder Louis und George Mountbatten in psychiatrische Kliniken eingewiesen wurde, kurzfristig zunächst nach Berlin-Tegel, dann in ein Sanatorium in Kreuzlingen, auf der Schweizer Seite des Bodensees. Die Prinzessin litt unter religiöser Manie, hielt sich für die Braut Christi, psychisch fixiert auch auf andere geistige Figuren wie Buddha, wie wir aus Hugo Vickers’ Biografie «Alice, Princess Andrew of Greece», erfahren; es handelte sich um eine sogenannte neurotisch-präpsychotische libidinöse Kondition. Die hielt zum Glück nicht an, Alice wurde nach zwei Jahren entlassen und siedelte nach einem unsteten Leben europäischer Wanderschaft nach Athen über, wo sie sich während des Zweiten Weltkrieges mit karitativen Werken hervortat und 1949 einen Laienfrauenorden gründete. In ihrer Athener Zeit rettete sie auch einer griechisch-jüdischen Witwe und ihren zwei Kindern, die sie während der deutschen Besetzung versteckt hielt, das Leben. Dafür erhob man sie nach ihrem Tod in Yad Vashem zur Ehre einer «Gerechten». Prinz Philip und seine einzige damals noch lebende Schwester Sophie, in zweiter Ehe mit Prinz Georg Wilhelm von Hannover verheiratet, wohnten 1994 der Zeremonie in Jerusalem bei.
«Ich hatte Verwandte in England, die zahlen konnten», beschrieb der unsentimentale Prinzgemahl später den Grund, warum unter allen Möglichkeiten seine Laufbahn eine englische Richtung nahm, finanziell getragen von seinen beiden Onkeln Mountbatten, George und Louis, «Uncle Dickie» dabei an erster Stelle. Englisch hatte der Junge von der Mutter gelernt, die mit ihren Kindern fastnur in dieser Sprache verkehrte; aber Philip beherrscht auch Deutsch und Französisch fließend. Nach der
prep school
in Cheam, Grafschaft Surrey, schob sich in seinem englischen Curriculum 1933 eine kurze deutsche Phase dazwischen, im baden-württembergischen Salem, wo seine
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