Elizabeth II.: Das Leben der Queen
jetzt abgeben. Es ist ganz einfach.
Ich erkläre vor euch allen, dass mein ganzes Leben, ob es lang währt oder kurz, dem Dienst an euch und der großen Familie des Empires, der wir alle angehören, gewidmet sein soll. Aber ich werde nicht die Kraft haben, diesen Vorsatz allein auszuführen, wenn ihr nicht hinzutretet, wozu ich euch hiermit einlade. Ich weiß, dass eure Unterstützung mir unwandelbar gegeben wird. Möge Gott mir helfen, dieses mein Gelöbnis zu erfüllen, und möge Gott alle segnen, die gewillt sind, mir dabei zu helfen.»
Elizabeths Worte, zart aber entschieden vorgetragen, hatten eine religiöse Färbung, sie klangen nach einer Mischung aus Eheversprechen und feierlicher Profess einer Nonne nach Abschluss ihres Noviziats. Der Dienst der Prinzessin war ein unmittelbarer: Die Krone ging nach dieser Zäsur neuen Höhen der Zustimmung entgegen, selbst der Unmut über die Südafrika-Reise des Königs war nach dieser Radiobotschaft wie verflogen. Dass Elizabeths akademische Erziehung eher dürftig ausgefallen war, störte niemanden. Ihr Charakter war es, der beeindruckte: anständig, ehrlich, geradeheraus, pflichtbewusst. Lord Templewood, als Samuel Hoare eine Schlüsselfigur der britischen Politik vor dem Krieg, sprach vielen aus der Seele, als er schrieb: «Wir können uns auf die Zeit Königin Elizabeths freuen». Sie habe die Monarchie gestärkt, die jetzt «in clean hands» sei.
Kapstadt am 21. April 1947 lieferte auch den überwältigenden Beleg für das, was Sir Henry Marten seiner Schülerin 1939 eingeschärft hatte: dass die Monarchie ihr Überleben der Fähigkeit verdanke, «sich auf Veränderungen einzustellen». Welche beiden Veränderungen hatte der Provost aus Eton doch gleich als die wichtigsten in der Moderne heraus gearbeitet? Das Commonwealth – und das Radio. Letzteres sollte sich als wichtiges Instrument beim Zusammenhalt der Völkerfamilie erweisen, die Elizabeth nach altem Brauch noch «Empire» nannte. Doch schon als sich Indien im August 1947 von England unabhängig machte, war das Empire praktisch erloschen, trat das 1931 mit dem «Statut von Westminster» avisierte Commonwealth an seine Stelle. Kopf desselben war der Monarch in London jetzt nicht mehr automatisch. Vielmehr entschied erst der Konsens unter den Mitgliedsländern – in den späten40er Jahren freilich nicht mehr als acht –, ob der Krone diese Stellung anzudienen sei. Das geschah 1949, als George VI. solcherart bestätigt wurde, und es wiederholte sich im Herbst 1952, als der Ministerpräsident der indischen Republik, Jawaharlal Nehru, Elizabeth II. einlud, die Leitung des Commonwealth zu übernehmen.
Wir hören mit dem Jahr 1947 noch in eine Welt hinein, in der Respekt, Höflichkeit, fast eine gewisse Scheu vor der Krone die Regel waren. Das Zeitalter solcher Ehrerbietung und des damit einhergehenden Codex öffentlicher Moral ist längst der Mentalität des «anything goes» gewichen, und der Ansehensverlust von Autoritäten jeder Art hat auch die britische Monarchie erfasst, die sich an schonungslose Behandlung durch die Organe der Öffentlichkeit hat gewöhnen müssen. Ein Satz wie «Ich weiß, dass eure Unterstützung mir unwandelbar gegeben wird» ist daher heute schlechterdings nicht mehr denkbar, wie die Queen selber in ihrem
«annus horribilis»,
dem Schreckensjahr 1992, als ihr alles aus den Händen zu gleiten drohte, in einer denkwürdigen Rede festhielt: «Keine Institution sollte davon ausgehen, frei zu sein von dem prüfenden Blick derjenigen, die ihr Loyalität und Unterstützung geben. Diese Art kritischer Haltung kann, ja, sollte zugleich ein effektvolles Scharnier des Wandels sein.» 1947 «unwandelbare» Unterstützung, 1992 eine Unterstützung unter Konditionen; hier ein verlässlicher Konsens, dort ein Konsens, den sich die Krone immer wieder neu verdienen muss. Und doch verdanken wir beide Reden derselben Person, in der sich Kontinuität und Wandel auf bemerkenswerte Weise begegnen, verklammert durch einen Begriff: Dienst.
Ein französisches Magazin, «France Soir», hatte Ende 1946 bereits behauptet, man wisse von der bevorstehenden Einbürgerung Prinz Philips und einer bald danach anberaumten Hochzeit; das griffen die britischen Medien begierig auf. Der Hof sah sich genötigt zu dementieren – was den Gerüchten nur weitere Nahrung gab. Es musste also schnell gehandelt werden, der Antrag auf Naturalisierung des griechischen Prinzen ohne Griechisch und griechischesBlut nahm
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