Elizabeth II.: Das Leben der Queen
entsprechend schnell seine bürokratischen Hürden, während die königliche Gesellschaft noch ihren Staatsbesuchspflichten in Südafrika nachging. Doch musste man die Hunde von der Fährte «Verlobung und Heirat» abbringen. Schon wurde im Unterhaus gefragt, warum diese Bewerbung mit solcher Priorität behandelt werde. Darauf hatte die Regierung durch ihren Innenminister eine Standardantwort bereit: «Weil Philip eine Karriere in der Royal Navy anstrebt.» Das war durchaus glaubhaft, schließlichhatte die britische Marine während des Krieges viele ausländische Seeleute an Bord genommen, die jetzt ebenfalls beschleunigt naturalisiert wurden. Mitte März gab Prinz Philip von Griechenland, Dänemark und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg seine sämtlichen königlichen Titel auf, konvertierte, griechisch-orthodox getauft, zur Church of England und wurde einfacher Brite unter dem Namen Philip Mountbatten, Leutnant, RN.
Elizabeth und Philip nach Bekanntgabe ihrer Verlobung im Buckingham Palast, 10. Juli 1947
Am 10. Juli 1947 löste der Hof endlich die allgemeine Spannung und gab die Verlobung bekannt. Die Hochzeit wurde auf den 20. November festgelegt. Es war kein gutes Jahr für prunkvolle Anlässe, ökonomisch ein wahres Jahr des Schreckens. Rationierung herrschte, eine neue Labour-Regierung arbeitete an ihren Verstaatlichungsplänen, die hohe Verschuldung, ein Erbe des Krieges, drückte, die Arbeitslosigkeit auch, selbst Flutlicht am Buckingham Palast war aus Ersparnisgründen nur in zwei Nächten erlaubt, am 19. und 20. November. Die Kritiker lagen auf der Lauer, was die Monarchie sich zu leisten beabsichtigte.
Aber wie so oft bei königlichen Anlässen, die im Vorfeld skeptisch analysiert, wenn nicht abgewertet werden, löste auch dieser am Ende nationales Wohlgefallen aus. Wie konnte es anders sein, wenn man einen Star wie die junge Elizabeth und ihren gut aussehenden Leutnant in der Bühnenmitte bewundern konnte. Selbst der Erzbischof von York – nicht Canterbury diesmal –, der die Trauung vornahm, ließ sich von rührender Begeisterung hinreißen. Zu dem Brautpaar gewandt sagte er: «Die eine von euch beiden, Tochter unseres geliebten Königspaares, hat durch Charme und einfache Grazie bereits die guten Wünsche und die Zuneigung aller erworben. Der andere, ein Seemann – wie viel wir doch dem starken Schutzschild unserer Marine verdanken!» Ein Trostpflaster der Epoche, eine Glanznummer der Zeit, hellte die Hochzeit an diesem trüben Novembertag die Gemütslage der Gesellschaft für Tage auf, eine Woche lang feierte auch der Mann auf der Straße auf seine Weise mit. Zahllos die Feste, denen sich der Hof und aus aller Welt angereiste Potentaten und Königliche Hoheiten hingaben, viele von ihnen von ihrem Volk davongejagt. Die Queen sprach später gerne ironisch von ihren «Fabergé-Tanten», wenn sich wieder einmalVerwandte von Philips Seite, weibliche Ex-Durchlaucht aus europäischen Fürstenhäusern, diskret herablassend über ihre nur halbadelige Herkunft (die schottische Mutter besaß ja kein blaues Blut) äußerten.
Aufsehen, auch kritisches, hatte zunächst das Hochzeitskleid erregt. War der Stoff mit seiner fünf Meter langen Schleppe etwa in Frankreich genäht statt in heimischen Landen, wo Arbeitsplätze rar waren? Die Aufregung legte sich bald, als bekannt wurde, dass 350 Damen und Mädchen sieben Wochen lang in Braintree in Essex fleißige Arbeit geleistet hatten an dem Traum aus Seide – nur etwa ein Meter Stoff war in Frankreich gewirkt worden. Nächste Aufregung: die Seidenwürmer. Doch nicht etwa aus Rotchina oder gar Feindesländern wie Japan oder Italien? Nein, keine Sorge: Nationalchina, Taiwan, zeichnete verantwortlich. 10.000 Zuchtperlen aus den USA schmückten das Kleid, entworfen in schlichter Manier vom Hofausstatter Norman Hartnell. Aufgesetzt waren Stickereien, die von Botticellis Gemälde der
Primavera,
des Frühlings, inspiriert waren – das richtige Gegenstück zum Monat November –, die Perlen waren nach dem Muster der weißen Rose von York arrangiert, verbunden mit Ähren von Weizen.
Ein schönes Bild der Welt von damals liefert die Liste der 2500 Geschenke, vor allem in ihren Spitzenstücken. Von Mahatma Gandhi kam ein Tuch aus Spitzen, eigens von ihm gewoben und gedacht für ein größeres Tablett. Es fand freilich die Missbilligung von Queen Mary, Elizabeths Großmutter, die es für ein Lendentuch hielt. Der Aga Khan, berühmt für seine Vollblutpferde,
Weitere Kostenlose Bücher