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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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Artists Committee in New York ernannte im Januar 1947 Elizabeth zu einer der «most glamorous women in the world». Das «TIME»-Magazin sprach von ihrem «pin-up charm», und der «News Chronicle» sah sie bereits «mit einigem Abstand vor ShirleyTemple, ihrer nächsten Rivalin». Die Medien hatten keineswegs die Celebrity vergessen, die Elizabeth bereits zehn Jahre zuvor unter der geschickten Regie ihrer Mutter geworden war. Die Neugier nahm zu bei der Verwandlung des jungen Mädchens zur Märchenprinzessin der späten 40er Jahre. Wir haben über den Huldigungen für Diana Spencer, die Prinzessin von Wales, und der heutigen Aufmerksamkeit für Catherine Middleton, die Herzogin von Cambridge, vergessen, dass Elizabeth und bald auch ihre Schwester Margaret 40 Jahre vor «Lady Di» wahre Fotomagneten für die internationalen Medien waren, globale Figuren der Bewunderung, wenn nicht Vergötterung. Die Zeitungen machten Auflage, wann immer sie sich mit den Porträts der Prinzessinnen schmücken konnten. Das wiederholte sich bei Diana und wiederholt sich heute bei Catherine spiegelbildlich.

    Der Winter 1946/47 sollte der härteste seit Menschengedenken werden, auf dem europäischen Kontinent wie auch auf der britischen Insel. Seit 1883 waren nicht mehr solche Tieftemperaturen gemessen worden wie in England im Februar/März 1947. Die Versorgung brach teilweise zusammen, weil die Züge buchstäblich in Eis erstarrten und viele Landstriche von jedem Nachschub, ob auf Straße oder Schiene, abgeschnitten waren. Inmitten der Härte dieses Winters brach die königliche Familie, von Hofdienern jeden Ranges begleitet, am 1. Februar auf ihre teure Schiffsreise nach Südafrika auf. Das war nicht populär: 32 Prozent der Bürger lehnten laut einer Umfrage diese Reise zu diesem Zeitpunkt ab, nur 29 äußerten sich positiv, der überwiegende Rest hatte keine Meinung – wohl weil man mit anderen Problemen beschäftigt war als mit der Ratsamkeit eines Weltausflugs der königlichen Herrschaften, der bis Ende April dauern würde.
    Alan Lascelles, inzwischen Privatsekretär von George VI. – wir sind ihm bereits im Kapitel über Edward VIII. begegnet –, staunte über die Entwicklung, die Elizabeth genommen hatte. Ihre Selbstlosigkeit – «kein normales Charakteristikum in dieser Familie», wieer sich notierte – fiel ihm besonders auf. Und wie sie die Routine der zahllosen Auftritte, manche davon von unsäglicher Langeweile, bewältigte, «mit dem gleichen Geschick wie ihre Mutter». Sie kam ihm bereits «extremely business-like» vor. Mehrmals postierte Elizabeth sich hinter die Königin und gab ihr mit dem Sonnenschirm einen diskreten Stich in die Ferse, wenn sich die Mutter wieder einmal in unnötiger Konversation verlor und den Zeitplan damit durcheinander brachte. Auch der König musste sich von seiner Tochter gelegentlich gefallen lassen, zur Pünktlichkeit ermahnt zu werden.
    Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie deutlich sich die kommende Monarchin in Elizabeth ankündigte, dann erbrachte ihn die Rundfunkansprache vom 21. April aus Kapstadt an das Commonwealth und die Menschen zu Hause. Man hatte das Ereignis lange im Voraus angekündigt, ein großes Publikum war der Sprecherin sicher. Es war Elizabeths 21. Geburtstag, sie war also nach damaligem Verständnis volljährig geworden. Die kurze Rede wurde schon seinerzeit als historisch empfunden: Keine der Tausenden von Ansprachen, die Elizabeth seitdem hat halten müssen, kommt dieser frühen gleich, vielleicht höchstens noch ihr äußerst wirkungsvoller Fernsehauftritt nach dem Tod ihrer Schwiegertochter Diana. Fünfzig Jahre zuvor stand sie am Anfang der über sie verhängten Lebensaufgabe, aber wie die junge Frau diese deutete, ließ ihre weltweiten Zuhörer aufhorchen. Man muss den Text in Gänze auf sich wirken lassen, er nimmt die sechzig Thronjahre der Queen leitmotivisch vorweg:
    «Es gibt da ein Motto, das viele meiner Vorfahren geführt haben, ein nobles Motto: ‹Ich dien›. [Der Prinz von Wales trägt diesen deutschen Spruch noch heute in seinem Wappen.] Diese Worte waren eine Inspiration für viele frühere Thronerben, wenn sie sich bei Erreichen des Mannesalters zu ihrer ritterlichen Aufgabe verpflichteten. Ich kann es nicht so machen wie sie, aber dafür erlaubt mir die Erfindung der Technik etwas, was ihnen nicht möglich war: Ich kann meinen feierlichen Akt der Hingabe sprechen, während das ganze Empire zuhört. Diese Verpflichtung möchte ich

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