Elizabeth II.: Das Leben der Queen
schenkte eines davon, eine Stute, der Pferdenärrin Elizabeth. Auch einer der letzten Nabobs von Indien, der Nizam von Heyderabad, ließ sich nicht lumpen und wartete mit einem Halsgeschmeide aus Diamanten auf, Baumblättern nachgebildet. Die Kolonie Kenia schließlich stellte, in Anbetracht der Jagdleidenschaft der Braut, den Neuvermählten die Sagana Jagdhütte – mehr eine Residenz als eine Hütte – in ihrem heimischen Nationalpark zur Verfügung; dort sollte Elizabeth am 6. Februar 1952 – sie und Philip waren gerade auf Weltreise durchs Commonwealth – vom Tod ihres Vaters erfahren. Pikant der Glückwunsch des griechischen Premierministersschon zur Verlobung an «Seine Königliche Hoheit Prinz Philip». Da Philip damals nicht mehr Prinz und noch nicht «Königliche Hoheit» war, verrenkte sich das britische Außenministerium zu einer Danksagung, die bewusst den Namen des Verlobten vermied, für den Fall, dass die Griechen es als Brüskierung empfunden hätten, wenn man im Namen von «Leutnant Mountbatten» gedankt hätte.
George VI. dagegen hatte sich für Philip ein besonderes Geschenk ausgedacht. Am Vorabend der Hochzeit und mit einigen Tagen Abstand zu seiner Tochter, die er ähnlich ehrte, verlieh er dem Schwiegersohn die älteste Auszeichnung des Königreichs, den Hosenbandorden, sowie das Recht auf die Anrede «Seine Königliche Hoheit» als Präfix zu Leutnant Philip Mountbatten RN und erhob ihn gleichzeitig in den Stand eines Herzogs von Edinburgh, mit dem ausladenden vollen Titel: «Baron Greenwich of Greenwich in the County of London, Earl of Merioneth and Duke of Edinburgh».
1947 war im Übrigen noch ein Ereignis ganz für das Medium Radio, an dem Millionen auch in Übersee lauschten, um sich eins zu fühlen mit dem Glanz aus London. Der Film von der Hochzeit ging danach auf seine weltweite Reise; in einem 4000-Sitze-Kino in der britischen Zone von Berlin war die Vorführung auf sieben Tage ausgebucht. Die drei noch lebenden deutschen Schwestern des Bräutigams, zwei von ihnen mit Nazigrößen verheiratet, bekamen zum Trost für ihre Nichteinladung zur Hochzeit einen 22 Seiten langen Brief der Mutter, Prinzessin Alice, mit genauer Beschreibung der Feierlichkeiten.
In der «Times» las man am Tag nach der Zeremonie in der Westminster Abbey, eine «machtvolle Vergangenheit» habe an diesem Tag «ein neues, hoffnungsreiches Kapitel hinzugewonnnen». Und sah die Braut nicht tatsächlich «glücklich und zugleich überaus kindlich» aus? Wie schon 1937 bei der Krönung von George VI. und dann erneut bei Elizabeths eigener Krönung 1953 unterlegte man dem Prunk demokratische Signifikanz, hob sich das Geschehen doch friedlich von den Unterdrückungen ab, die zur gleichen Zeit aus dem kommunistischen Machtbereich bekannt wurden.«Royalty keeps down communism», hieß es erneut 1953. Im «Farbspritzer» dieser Hochzeit sah vor allem Churchill «eine Propagandasalve gegen den Totalitarismus» zu Beginn des Kalten Krieges. Das Land könne stolz auf die Stabilität seiner Institutionen schauen, die Grundlage seiner Einheit. Diese speise sich aus zwei Quellen: Respekt für die Tradition und Loyalität gegenüber dem Thron.
Vergleicht man einmal die Hochzeit anno 1947 mit dem Jahr 1981, als ein anderer Thronerbe sich vermählte, Prince Charles mit Diana Spencer, dann fällt auf, welch tiefe Bedeutung dem Königtum 1947 noch zukam, eine Bedeutung, die sich unter der Oberfläche des späteren Ereignisses verflüchtigt hatte. In Elizabeth und Philip trafen sich stabile Demokratie und stabile Monarchie zu einer überzeugenden Verbindung. 34 Jahre später, 1981, dominierte dagegen das reine Spektakel, aufgeführt zur dynastischen Bestätigung des Hauses Windsor. Es ging nicht mehr um eine Neuverankerung der britischen
raison d’être,
um ihre konstitutionelle Wurzel. Was zählte, war Unterhaltung, das, was Malcolm Muggeridge, einer der scharfsichtigsten Beobachter, schon 1957 die «royal soap opera» genannt hatte. Wir werden uns noch genauer mit ihr befassen müssen.
Die Hochzeitsreise geht zunächst für fünf Tage zum Landsitz Broadlands in Hampshire, wo die Mountbattens seit langem residierten, dann nach Birkhall, einer Villa auf dem weiten Gelände von Balmoral. Schon im Mai 1948 vertritt das Paar den König auf einem Staatsbesuch in Frankreich; Elizabeth hatte im Januar des Jahres zum ersten Mal vertrauliche Depeschen des Außenministeriums zu lesen bekommen. Die Vorbereitungen zur wahrscheinlichen
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