Elizabeth II.: Das Leben der Queen
seit 1947 anbahnte, öffentlich. Townsend war 1944 als Equerry – das männliche Pendant zu den Ladies-in-waiting, den Kammerfrauen – in den Dienst Seiner Majestät getreten und hatte die Königsfamilie unter anderemauf deren Südafrika-Reise 1947 begleitet. Die drei Monate unterwegs brachten ihn der damals sechzehnjährigen Margaret näher, eine Beziehung zunächst auf Abstand – Hofbeamte hatten Eunuchen zu sein, persönliche Beziehungen zur Familie des Herrscherhauses waren streng tabu. Im Übrigen war Townsend seit 1941 verheiratet, in einer typischen Kriegsehe – schnell geschlossen, bald erkaltet und in Townsends Fall zudem ein Opfer der immensen Beanspruchung, die der Dienst bei Hof mit sich brachte.
George VI. schätzte seinen Adjutanten sehr, seine diskrete Art, die auch mit den häufigen Zornesausbrüchen des Königs besser fertig wurde als andere Bedienstete in der Umgebung. Pilot in einem «Hawker Hurricane» und Teil der berühmten Schwadron 43, hatte Townsend sich mehrfach in der «Battle of Britan» ausgezeichnet. Schon 1950 machte George VI. seinen tüchtigen Equerry zum stellvertretenden Leiter der inneren Organisation des Palastes, von dort holte ihn die Königin an ihre Seite, als Controller ihrer Geschäfte, praktisch ihr Finanzchef. Seine Ehe hielt dieser Dauerbelastung nicht stand, er wurde 1952 schuldlos geschieden, da seine Frau eine Beziehung zu einem anderen Mann eingegangen war. Der überaus geschätzte Townsend und der Hof – das sah dagegen nach einer langen, stabilen Beziehung aus.
Dies änderte sich, als Margaret und er sich Elizabeth noch vor der Krönung eröffneten und ihre Liebe gestanden, er darüber hinaus auch gegenüber seinem unmittelbaren Vorgesetzten, Sir Alan Lascelles, dem Privatsekretär der Queen. Er müsse «entweder verrückt oder verrucht sein», so dieser zu seinem Untergebenen, wenn er glaube, nach 1936 sei auch nur daran zu denken, ein prominentes Mitglied der Königsfamilie könne einen geschiedenen Mann heiraten. Wenn die Regierung dies gestattete – und sie, zusammen mit den leitenden Figuren des Commonwealth, hatte wie schon 1936 das Sagen –: warum dann die Aufregung um Edward VIII., warum sein Rücktritt?
Die Queen gab sich verständig, lud beide zum Dinner zu viert in den Palast ein. Townsend spricht in seinen 1978 erschienenen Memoiren von der «informal supportiveness» der Monarchin, was einen Grad diffuser klingt als «support», Unterstützung. Und wassollte «informal» heißen? Man hört förmlich die Qual der Wahl heraus, vor die sich Elizabeth gestellt sah, sie musste jetzt die Rolle Stanley Baldwins spielen und mochte das überhaupt nicht. Am liebsten, so dürfen wir annehmen, wäre sie davongelaufen. Townsend nennt ihre Worte denn auch «opaque», unklar, undurchsichtig, er schreibt, selber reichlich gedrechselt (die Höflichkeit des Exbediensteten), von ihrer «sehr bewegenden einfachen und mit Sympathie gemischten Hinnahme der beunruhigenden Tatsache der Liebe ihrer Schwester zu mir». Philip spricht das Problem offener an, man einigt sich aber erst einmal auf Verschwiegenheit bis nach der Krönung; für Elizabeth ist dies alles etwas viel, wo auch gerade noch im März 1953 ihre Großmutter, Queen Mary, gestorben ist.
Die Unachtsamkeit Margarets, der Flusen vom 2. Juni, war natürlich gegen die Verabredung zur Verschwiegenheit, und so bekamen die Medien eine satte Affäre frei Haus, allerdings mit Zeitverzögerung und auch erst via die amerikanische Presse, die wieder einmal schreiben durfte, was das Diktat der Ehrerbietung auf der Insel zunächst nicht erlaubte. Aber ausländische Presse kolportieren durfte man dann doch: Am 13. Juli 1953 präsentierte der linke «Daily Mirror» auf seiner Titelseite einen Fragebogen «Für oder gegen eine Heirat Prinzessin Margarets mit Group Captain Peter Townsend». Es trafen über 70.000 Zuschriften ein, Resultat: 67.907 für eine Heirat, 2.235 dagegen. Der Presserat sah sich genötigt, das Blatt wegen «Impertinenz» zu rügen. Ungefragt über das Königshaus zu spekulieren, war ein Staatsverbrechen. Als ein Fotograf einmal den jungen Charles auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier in Schwarz-Weiß-Aufnahme erwischte, ließ der Chefredakteur der Zeitung im Palast anfragen, ob man ihm die Farbe des Mantels mitteilen könne, nur um brüsk zurückgewiesen zu werden: «Die Farbe des Mantels ist eine private Angelegenheit.» Und erst eine Prinzessin «in love»! Was die Medien angeht, befinden wir uns
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