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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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jener abfärben, welche der Prinzessin beharrlich dieselbe Freiheit verweigert haben, die den übrigen Mitbürgern offen steht.»
    Zwei Verzichtserklärungen in neunzehn Jahren und aus ähnlichem Anlass: Elizabeth musste sich fragen, ob es nicht an der Zeitsei, Sir Henry Martens Lektion, dass die Monarchie ihr Überleben der Fähigkeit verdanke, sich auf Veränderungen einzustellen – ob es nicht an der Zeit sei, diese Lektion ernst zu nehmen und nach Wegen der Reform zu suchen. Aber die Queen war noch jung, und in den ersten Jahren ihrer Herrschaft wurde sie zum Fixpunkt einer Verherrlichung, ja, fast einer Beweihräucherung «ohne Parallele seit den Tagen von Ludwig XIV.», wie Sir Charles Petrie 1961 in seiner Studie «The Modern Monarchy» rekapitulierte. Davon ließ sich Elizabeth in ihrer nüchternen Art zwar nicht blenden – aber es war auch kein Anreiz für sie da, das Königshaus einer Überprüfung zu unterwerfen, die ihm gut getan hätte. Sie badete in allgemeiner Zustimmung, unbeschadet der Querschüsse aus bestimmten antimonarchistischen Kreisen. Im Übrigen war sie voll damit beschäftigt, sich auf die Regularien ihrer Herrschaft einzustellen und den «top job», wie Diana Spencer 1995 die Position der Königin schmucklos nannte, zu erlernen. Bald aber fühlte sie sich in ihrem Element. Elizabeth Longford berichtet uns in ihrer Biografie «Elizabeth R» von 1983, wie die Queen einer damaligen Freundin verriet: «Es ist erstaunlich, ich fühle mich überhaupt nicht mehr ängstlich oder besorgt. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht, aber ich habe alle meine Schüchternheit verloren in Bezug darauf, Monarchin zu sein und zum Beispiel regelmäßig den Premierminister zu empfangen.»

    Ihre jüngere Schwester fühlte sich nicht in solcher inneren Festigkeit geborgen. Sie wählte den Weg der Extravaganz, umgeben von Schauspielern, Künstlern, von Alta Moda und Demimonde – ein ewiger Wirbel von Namen, Stars und Sternchen, Echo der Welt ihres Onkels Edward VIII., als dieser noch Prinz von Wales war. Wie für diesen bestand auch für Margaret das Problem darin, wie man innerhalb einer alten Institution eine moderne Person sein könne. Dissens und Glamour waren ihre Antwort. Zeitweilig standen eine Soraya, die erste Gattin des Schahs von Persien, und eine Prinzessin Margaret in unfreiwilliger Konkurrenz um die Titelseiten der Hochglanzmagazine. Das Geschwätz der Yellow Press unddie keimende Kultur der Paparazzi profitierten von dem Schmetterling Margaret – und sie von ihnen. Alles, was man sich der Queen gegenüber an Zurückhaltung und Dezenz der Berichterstattung auferlegen musste, konnte man bei ihrer Schwester fallen lassen.
    Margarets öffentliche Laufbahn ab 1953 fiel mit den
angry young men
der 50er Jahre zusammen, mit Jim Dixon in Kingsley Amis’ Roman «Lucky Jim» (1954) und mit Jimmy Porter, der Hauptfigur aus John Osbornes «Blick zurück im Zorn» (1956). Die Prinzessin entsprach dem Kult des Widerspruchs und des Eigensinns, dem Gegenteil des pflichtbewussten England und seiner konformistischen Gesellschaft in der Verkörperung durch die Queen. Kritik blieb der aufmüpfigen Schwester natürlich nicht erspart – sie war eine willkommene Zielscheibe für die nationale Heuchelei, die sich als Moralität maskierte; die u
pper classes
lehnten Margaret als vulgär ab, wie Harold Nicolson in seinem Tagebuch schrieb. Doch ihre bildschöne Erscheinung gab ihr einen zusätzlichen Publicity-Trumpf in die Hand. Eine Zeitung schrieb, wenn die Menschen von der königlichen Familie träumten, «träumen die Frauen, dass die Königin bei ihnen zum Tee erscheint, und die Männer, dass Margaret sich in sie verliebt». Ikonische Bilder entstanden. Die Prinzessin mit ihren Zigaretten, elegant auf einen langen Halter mit silberner Spitze gezogen, erinnerte die Welt an Audrey Hepburn, die dieses Image in dem Film «Frühstück bei Tiffany’s» 1961 unsterblich gemacht hatte.
    Weniger unsterblich – es sei denn gemessen an der Qualität der Streitereien – verlief die Ehe Margarets mit dem Society-Fotografen Antony Armstrong-Jones. Zu der hatte sie sich durchgerungen an jenem Tag im Oktober 1959, an dem Peter Townsend ihr aus Brüssel, seinem neuen Wohnsitz, mitteilte, er werde sich demnächst mit einer Belgierin verloben. Margaret heiratete
on the rebound,
wie das im Englischen heißt, von der Wand eines möglichen Glücks abgeprallt, mit einem noch ungelinderten Schmerz im Herzen. Die Bilder von der

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