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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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Gefühl vermitteln – auch so lässt sich die Technik der Queen bei kontroversen Commonwealth-Treffen beschreiben. Sie ist diplomatisch und doch keine Diplomatin, Therapeutin und Beichtmutter zugleich, oder auch eine «Nanny», wie einer ihrer Privatsekretäre, Martin Charteris, es nannte. So oder so: Lusaka wurde nicht zum befürchteten Menetekel, sondern endete mit der Einigung, im Herbst in London zur sogenannten Lancaster-Konferenz über Rhodesien zusammen zu kommen; dieser Konferenz gelang esdann in drei Monaten, eine Verfassung für den neuen Staat Simbabwe auszuarbeiten. Wie Simbabwe seither unter dem Diktator Robert Mugabe (der 2003 das Land aus dem Commonwealth führte) verhunzt worden ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Anwesenheit der Queen in Lusaka jedenfalls machte nach Ansicht des damaligen Außenministers Peter Carrington einen gewaltigen Unterschied. Auch Kenneth Kaunda spendete Elizabeth ein großes Kompliment: «Die Queen ist einfach ein menschliches Wesen, das zuallererst. Sie geht das Leben pragmatisch an, auf sehr natürliche Weise. Genau damit hat sie die Liebe und den Respekt von uns schwarzen Nationalisten gewonnen.» Selbst Margaret Thatcher konzedierte in ihren Memoiren, dass das Commonwealth «ohne die Queen seine Einheit nicht behalten hätte». Ihre Rolle sei «greater in performance than in theory», wichtiger dadurch, wie sie auftritt, als in dem, was sie theoretisch darf, und zwar «wegen der wunderbaren Person, die sie ist. Sie weiß die Dinge zu glätten.» Was man von Margaret Thatcher nie behauptet hat.

    Nach Winston Churchill im Mai 1940 war Margaret Thatcher im Mai 1979 der zweite britische Regierungschef, «zu dem es keine Alternative gab», wie Sir Geoffrey Howe eingängig kommentiert hat. Das Land war nach dem «Winter des Missvergnügens» 1978/79 am Ende. In einem Akt singulärer Entschlossenheit zerstörte Thatcher den Konsens der britischen Nachkriegspolitik, auf dessen Basis sich in oft nur kurzen Abständen Labour und Tories an der Regierung abgelöst hatten, ohne Vorteile für das Gemeinwohl. Die Konservativen hatten sich bereits 1947 mit einem Grundsatzpapier, «The Industrial Charter», diesem Konsens verschworen, der Elemente der Planwirtschaft mit solchen des freien Marktes verband, ohne den inhärenten Konflikt zwischen beiden aufzulösen. Schon Harold Macmillan war 1938 in seinem Buch «The Middle Way» für einen ähnlichen Kompromiss eingetreten. Margaret Thatcher glaubte durchschaut zu haben, was mit ihrer Partei nicht stimmte und warum sie lange Zeit über reformunfähig gewesen war: Es lagan dem «gequälten sozialen Gewissen der englischen
upper class»,
wie sie im zweiten Buch ihrer Erinnerungen, «The Path to Power» (1995), schreibt. Dieses gequälte Gewissen hinderte ihrer Ansicht nach den britischen Konservatismus daran, dem konsensualen Denken den Kampf anzusagen und die Menschen zu befreien von der wachsenden Kontrolle durch den Staat und seine Organe. Nicht «The Middle Way» oder «The Industrial Charter» wurde ihr Gebetbuch, sondern Friedrich von Hayeks «Der Weg in die Knechtschaft» (1944), das Sir Keith Joseph in den 70er Jahren für sie entdeckte, als Leuchtfeuer auf dem Weg zum ökonomischen Liberalismus und zu neuer Dynamik.
    Elizabeth II. huldigte einer anderen Tradition; sie stand eher links von Madame Thatcher, Konsens war für sie kein Unwort, das es zu bekämpfen galt. Im Gegenteil: Sie war eine klassische Konsenskonservative, Anhängerin der «One Nation»-Philosophie der Tories, die als Erster Benjamin Disraeli im 19. Jahrhundert artikuliert hatte. Wie denn auch nicht – ein Staatsoberhaupt hat die Menschen unter seiner Hoheit zu versammeln, nicht sie zu spalten, wie es Thatchers Politik bald tat, während sie England aus seiner ökonomischen Dauerkrankheit zu befreien suchte. Die beiden Frauen, die elf Jahre lang auf der Insel den Ton angaben, hatten jede für sich ihre eigene Philosophie vom Gemeinwohl, und da es konträre Standpunkte waren, kamen zum ersten Mal Irritationen in die Beziehungen zwischen dem Buckingham Palast und der Downing Street. Thatcher hätte sich nie öffentlich dazu geäußert und der Hof erst recht nicht, angesichts seiner von der Verfassung gebotenen Unterordnung unter die Politik. So ließ man andere über die Bande sprechen.
    Mit dem Commonwealth fing es an. Die Sympathie der Queen für die ärmeren Länder Afrikas galt im Umkreis des neuen Denkens als Überbleibsel alter Sentimentalität

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