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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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geschnitten hatte, mit Verwundungen bis ins Königshaus.
    Den Prinzen von Wales da hineinzuziehen, war ebenfalls nicht mehr sonderlich originell, denn Charles war längst dabei, seine öffentliche Rolle zu finden, die eines Mahners und Warners vor den Exzessen einer gedankenlosen Moderne und ihren technologischen Begleiterscheinungen, sei es in der Medizin, der Landwirtschaft, der Umwelt oder der Architektur. Schon 1982 hatte der Thronfolger vor der «verzweifelten Not der Innenstädte» gewarnt und bei Gelegenheit der Neugestaltung des Paternoster Square nahe der St. Paul’s Kathedrale, als er die sieben Finalisten begutachten sollte, in herausforderndem Ton deren konformistischen Modernismus gegeißelt: «Eines muss man der deutschen Luftwaffe lassen – nach der Zerstörung unserer Gebäude hinterließ sie nichts Anstößigeres als Trümmer; da sind wir erfolgreicher.» Charles wurde sogar mit dem Satz zitiert, er werde wohl einst eine «gespaltene Nation» erben.
    Wie tief gespalten, sollte er bald erfahren – aber nicht aufgrund der Politik Margaret Thatchers, sondern wegen seines eigenen Lebens und der Irrungen und Wirrungen seiner Persönlichkeit.

XI
Der Ring des Schweigens – kann sich die Königin erklären?
    «Gerade weil wir nicht wissen, was sie denkt,
ist die Königin so erfolgreich.»

Sir Maurice Shock, britischer Historiker
    «Ich habe diese Art Gesicht, bei dem ich,
wenn ich einmal nicht lächele, sofort sauertöpfisch aussehe.»

Die Queen auf ihrer Weltreise 1953/54
    «Wenn ihr uns nicht mehr wollt, dann lasst uns die Beziehung
auf freundschaftliche Weise beenden.»

Prinz Philip auf einer Pressekonferenz im kanadischen Ottawa, 1969
    Doch wir müssen noch einen Augenblick bei der Mutter verweilen, der immerwährenden Queen, ehe wir uns dem Schicksal des immerwährenden Prinzen von Wales zuwenden. Elizabeth II. ist nicht leicht zu verstehen oder gar auf einen Nenner zu bringen, so sehr verhüllt sich die private Person in ihrer öffentlichen Erscheinung. Aber auch die öffentliche Person macht es uns schwer, sie zu begreifen. Alles an ihr ist wiederkehrender Auftritt, 60 Jahre des immer Gleichen, das Bilderbuchbeispiel einer Aufführung
en suite,
wie sie schon ihre Mutter, die Queen Mum, beherrschte. Paradoxerweise hat das bei beiden nur zur Vermehrung ihrer Popularität beigetragen, denn die Briten, so hat der Historiker und Essayist Paul Johnson geschrieben, besitzen einen außerordentlich hohen Respekt vor Menschen, die über sehr langeZeit hinweg immer genau die gleiche Arbeit verrichten.
The same procedure as every year.
Das wurde seinerzeit zum einhundertsten Geburtstag der Queen Mother gesagt, die auf ihre Weise über die Jahrzehnte ihres Lebens hinweg Königliche Hoheit darzustellen wusste, mit unveränderter Würde, aber eben auch mit unwandelbarem Automatismus, vermenschlicht in ihrem Fall durch das unverzichtbare Glas Gin Tonic in ihrer Hand. Ihre Tochter, die Queen, wandelt mit weniger Beschwingtheit auf der gleichen Spur, auch wenn ihre Präsenz im entscheidenden Moment – wie das vorige Kapitel belegt hat – mehr beinhaltet als nur leere Gesten. Das macht das Gewicht aus, welches mit dem Amt einhergeht und welches die Königinmutter nach dem Tod ihres Mannes 1952 nicht mehr tragen musste.
    Prinzessin Alice, Lady Athlone, Königin Victorias letzte Enkelin, die 1981 im gesegneten Alter von 97 Jahren starb, beschrieb die Kunst – oder die Qual – jener unentwegten Disziplin einmal so: «Nur wer von Jugend an für solche Tortur trainiert worden ist, bringt genügend Liebenswürdigkeit und Beherrschung mit für die Dauer der Strecke.» Das war natürlich auf Elizabeth gemünzt. Dazu gab die Königin in der BBC-Dokumentation «Elizabeth R» 1992, im Jahr ihres 40. Thronjubiläums, einen bemerkenswerten Kommentar ab: «Ich bin von Grund auf überzeugt, dass am Ende wahrscheinlich Training die Antwort auf viele Dinge ist. Man schafft viel, wenn man richtig trainiert worden ist, und ich hoffe, dass das bei mir der Fall war.» Ben Pimlott, der diese Stelle für seine Biografie über die Queen ausgegraben hat, knüpft daran eine sarkastische Bemerkung: «Die Queen spricht hier nicht so sehr als Inhaberin der Königlichen Ställe, sondern vielmehr als Bewohnerin von einer der Boxen darin.»
    Wie ihr Großvater George V. und ihr Vater George VI. verbindet Elizabeth II. in ihrem Auftreten königliche Hoheit mit der Aura persönlicher Schlichtheit. Wer sie hinter der Fassade ist, können nur

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