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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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Enkels in den 80er Jahren. Das Defilee der aus dem Falklandkrieg 1982 siegreich heimgekehrten Truppen nahm nicht die Königin ab, sondern Thatcher. Aber in Gegenwart der Queen reagierte sie bei öffentlichen Anlässen fast devot – da war sie dann wieder Margaret Roberts, die Tochter des Lebensmittelhändlers aus Grantham in Lincolnshire, eine überzeugte Anhängerin der Monarchie, mit einigen Vorbehalten nur gegenüber der gegenwärtigen Trägerin.
    Zwei unterschiedlichere Frauen hätte man sich nicht denken können: die eine, die Konfrontationen liebte und die Gefühle der Zeitgenossen nicht schonte, die andere, die Kollisionen um jeden Preis zu vermeiden trachtete, dank ihres Staatsamtes auch vermeiden musste. Thatcher war eine Aufsteigerin, nicht der Tory-Aristokratie oder der u
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verpflichtet; sie hatte sich hochgearbeitet kraft eigener Anstrengung und Leistung. Die Königin dagegen vertrat den Erbadel auf seiner höchsten Stufe, es war ihr alles in den Schoß gefallen. Nur – solche Unterschiede hatte es zum Beispiel auch zwischen der Monarchin und dem Labour-Premier Harold Wilson gegeben, der aber besonders gut mit der Queen konnte und sie mit ihm. Thatcher zeichnete aus, dass sie ein Klassenrebell in ihren eigenen Reihen war und um nichts in der Welt etwas mit den privilegierten alten Tory-Granden und deren Nähe zum Königshaus zu tun haben wollte. So blieb es zwischen ihr und Elizabeth bei latenter Herablassung in beide Richtungen, die Queen hielt die Thatcher’sche Reforminbrunst eher für etwas Vulgäres, Thatcher ihrerseits den Palast für ziemlich irrelevant und kraftlos. Beide hatten aus ihrer Sicht Recht.
    Das Königshaus, das sich selber nicht öffentlich wehren kann, war auf Freunde angewiesen, die in seinem Namen zu sprechen gewilltwaren. Und so kam es im Juli 1986 zu einer skandalträchtigen Titelgeschichte in der «Sunday Times», inspiriert durch gut unterrichtete Kreise, wie das bei solchen Gelegenheiten heißt. Diese Kreise gehörten zum Hof, und was sie vorzutragen hatten, war schmucklos bis zum Äußersten. Die Queen sei besorgt, so las man da, dass die Regierung den Konsens in der britischen Politik, der nach Ansicht der Königin dem Land seit dem Krieg gute Dienste geleistet habe, untergrabe. Etwas spät diese Besorgnis, so mochten einige Leser denken, denn jenen Konsens hatte Frau Thatcher bis 1986 längst erfolgreich unterminiert, wenn nicht zertrümmert. Aber es kam persönlicher: Elizabeth finde Frau Thatcher «gefühllos, konfrontativ, eine gesellschaftliche Spalterin». Auch bei diesem Urteil konnten die Zeitgenossen nur mit den Schultern zucken: Wie sattsam bekannt das alles doch war.
    Aufregender war daher eher das Resümee der Zeitung selber, die sich auf die Seite Elizabeths schlug: Die Queen sei alles andere als eine Großmutter vom Lande, die am liebsten über Pferde und Hunde spreche. Vielmehr sei sie ein scharfsinniger politischer Kämpfer, der auch vor der Downing Street nicht haltmache, wenn sie sich provoziert fühle. Solche Provokationen kämen entgegen der allgemeinen Vorstellung eher von der politischen Rechten als von der Linken – die Queen stehe mithin eher mitte-links, sorge sich wie ihr Sohn Charles um den Verfall der Innenstädte und die ausbleibende Hilfe für weniger Privilegierte – und natürlich um das Commonwealth. Kurzum: Wäre sie Tory-Mitglied, dann gehörte sie eindeutig zu den «ultra wets».
    War es weit hergeholt, solche Bemerkungen der Königin in den Mund zu legen? Musste man annehmen, eine peinlich auf die Verfassung achtende Frau wie Elizabeth II. würde nie derart politisch werden, auch nicht im Gespräch mit ihrem persönlichen Stab? Hätte sie eine Staatskrise heraufbeschworen, wenn sie als konstitutionelle Monarchin derart gegen die eigene Regierung Stellung bezogen hätte? Gewiss, aber sicher weiß man es nicht. Bei aller Hochachtung vor der Diskretion der Königin ist auch sie nur ein Mensch und wird kaum der gelegentlichen Verführung widerstehen können, ihrem Herzen Luft zu verschaffen, etwa gegenüber ihrem damaligenPressesprecher Michael Shea, den der Chefredakteur der «Sunday Times» Andrew Neil in seinen Memoiren später denn auch als die Quelle der Sensationsnachrichten dingfest machte. Die Hofdiener waren der Angriffe à la Burchill einfach überdrüssig und luden nach – unaufgefordert, aber sie wussten, wovon sie sprachen. Es bestätigte sich hier letztlich, wie tief das Thatcher’sche Skalpell inzwischen

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