Elke und ihr Garten
Schmiedearbeit!
Und dann die Augen, die so eine Kröte hatte! Sie waren ganz golden und
verfolgten mit großer Aufmerksamkeit, was um sie herum vor sich ging. Nein, es
war wirklich zu verstehen, daß in schönen alten Märchen glückbringende Kröten
vorkamen!
Achim entging die Veränderung in Elkes
Wesen natürlich nicht. Mochte der Grund dafür sein, was wollte: er freute sich,
daß Elke es jetzt nicht mehr ablehnte, neben ihm im Liegestuhl zu liegen und
sich von ihm unterhalten zu lassen. Sonst war sie nach spätestens einer
Viertelstunde wieder aufgestanden und hatte gemeint, daß sie „endlich“ auch mal
wieder etwas unternehmen könnten, aber jetzt schien sich sein ernsterer
Einfluß, wie er sich in seinen Gedanken ausdrückte, ja schließlich doch noch
geltend zu machen. Stand sie ihm ja sogar bereitwillig Rede und Antwort, als er
einmal von ihr zu wissen wünschte, worin sie eigentlich „den Sinn des Lebens“
sähe.
„Der Mensch muß entsagen lernen“, war
ihre große Erkenntnis, und Achim pflichtete dieser ebenso trüben wie
betrüblichen Feststellung mit großem Ernst bei.
Erstens war er durchaus fürs Entsagen,
wenigstens wenn andere sich darin übten, und zweitens war er ja so begeistert
für Freundschaft. Für „echte, wahre, tiefe Freundschaft“, und Elkes Gedanken
von Entsagung erschienen ihm als ein geeigneter Weg, sie reif für eine solche
edle Freundschaft zu machen.
Aber die Tage gingen hin, und mit
ihnen milderte sich auch Elkes Trübsinn. Erstens hatte Doktor Falkner jetzt auf
einer Karte an Ulf geschrieben, daß er hoffe, das schöne Zusammentreffen im
Pitztal von vor zwei Jahren möchte im nächsten Sommer eine Wiederholung finden,
und zweitens rückte ein Ereignis heran, das Elkes Gedanken ganz von selbst in
heitere Bahnen lenkte: Fränzis Hochzeit.
Es ist schon erzählt worden, daß
Fränzi sich verheiraten wollte mit Heinrich Bartels, dem jungen Kutscher vom
Sonnenhof. Der war trotz seiner Jugend wegen seiner Gewissenhaftigkeit und
wegen seines großen Interesses für seinen Beruf der besondere Vertrauensmann
von Herrn Wendel geworden in allen Fragen, die Pferdezucht und Pferdepflege
betrafen, und er verdiente gut.
Heinrich Bartels stammte vom Lande,
vom sogenannten Alten Lande an der Niederelbe, und er war das jüngste Kind
unter sechs Geschwistern, die auf einem mittelgroßen Bauernhof aufgewachsen
waren. Der Vater war vor längeren Jahren beim Kirschenpflücken durch einen
Sturz aus der Baumkrone tödlich verunglückt, und seitdem war Klaus, der
Älteste, Herr auf dem Hofe.
Nun war es so — und das ist auch schon
berichtet worden —, daß Elkes Eltern den Plan gehabt hatten, für Fränzi die
Hochzeit auszurichten. Das Mädel hatte seit dem Tage ihrer Schulentlassung,
also schon über sechs Jahre jetzt, bei ihnen fleißig und treu und stets heiter
ihre Pflicht getan, verdiente also eine besondere Anerkennung. Dazu kam, daß
das Haus in Hemmelwarde mit seinem schönen Garten so gut geeignet war für eine
hübsche, kleine Sommerhochzeit. Aber nein, da hatte Klaus Bartels, der Bruder
des Bräutigams, Einspruch erhoben. Heinrichs Hochzeit sollte Anfang September
im Alten Land gefeiert werden. Eine richtige Bauernhochzeit sollte es werden,
und die ganze Familie Tadsen werde hiermit herzlich eingeladen. Auch an Herrn
und Frau Wendel sei eine Einladung ergangen.
Daraufhin war abgemacht worden, daß
Herr Wendel mit Elke und Achim zu der Hochzeit hinfahren sollte.
Achim, von dem man vielleicht hätte erwarten
können, daß er wenig Lust zu einer Bauernhochzeit hatte, war Feuer und Flamme
für das in Aussicht stehende Fest. Er hatte sich in Hamburg ein Buch gekauft
über alte Sitten und Gebräuche im Alten Land und hatte es sehr gründlich
gelesen. Elke sollte staunen, wie gut er Bescheid wußte über alles, was auf
einer Altenländer Hochzeit gang und gäbe war. Gut, daß dieser Falkner endlich
abgereist war. Solange der da war, hatte es ja doch keinen Zweck gehabt, Elke
viel zu erzählen. Aber jetzt — jetzt sollte sie sich noch wundern! Und sie
wunderte sich wirklich.
„Das ist ja interessant!“ meinte sie,
als Achim ihr wieder einmal allerlei von den Gebräuchen im Alten Land erzählt
hatte. „Wieviel Röcke werden von den Frauen bei ihrer Festtracht übereinander
angezogen, sagst du?“
„Manchmal zwölf, dreizehn.“
„Die müssen doch entsetzlich schwer
sein!“
„Sie haben deshalb unten am Saum einen
dicken Wulst, auf dem sie aufliegen. Dann verteilt sich
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