Elke und ihr Garten
kämpfte wie ein Löwe gegen den Doktor. Er wollte siegen, er
wollte sogar glänzend siegen! Alle sollten sehen, daß er erreichen konnte, was
er wollte. Vor allem Elke sollte das sehen!
Außerdem ist es ja wirklich
erstaunlich, was manche Menschen aus sich herauszuholen vermögen, wenn andere
ihnen zuschauen. Achim war einer dieser Art.
Elke hatte gehofft, daß Doktor Falkner
mit Jens zusammen in das entscheidende Endspiel kommen würde, sie hatte es
sogar für möglich gehalten, daß ihr Bruder besiegt werden würde. Nun war sie
nicht wenig enttäuscht. Nein, enttäuscht ist nicht das richtige Wort. Traurig
war sie. So traurig, daß sie den Doktor am liebsten getröstet hätte.
Aber das besorgte Anke bereits. „Na,
hat der Onkel Doktor auch mal Pech gehabt?“ Sie strich ihm über die Backe.
Falkner nickte demütig zerknirscht.
Aber dann lachte er plötzlich hell
auf. Er hatte Elke beobachtet, wie sie aus ihrem Korb mit den „Ehrenpreisen“
ganz heimlich etwas herausnahm und in ihr Taschentuch einwickelte. Oh, der
Schlingel, der sie war!
Falkner war auf der richtigen Fährte.
Elke hatte erkannt, daß die Ehrenpreise an andere fallen würden, als sie
geglaubt hatte, und hielt deshalb eine kleine Änderung für angebracht. Den
hübschen silbernen Drehbleistift hatte sie für Doktor Falkner bestimmt, es war
wirklich überflüssig, daß ein anderer, Achim womöglich, mit ihm über den Deich
ging! Außerdem hatte vorhin wahrscheinlich niemand bemerkt, daß sich der
Drehbleistift unter den Ehrenpreisen befand.
„Worüber lachen Sie denn so?“ fragte
Anke den Doktor.
„Ich — ich —Falkner wußte nicht
gleich, was er antworten sollte, denn er wollte Elke nicht verraten.
„Heraus mit der Wahrheit!“ mahnte
Anke.
Da kam Falkner ein rettender Gedanke.
Der arme Achim mußte herhalten.
„Ich hab’ nur daran denken müssen, wie
urkomisch würdig Achim vorhin mit Elke herumtanzte. Das war ein Anblick für
Götter!“
Jetzt war das letzte Spiel des
großartigen „Turniers“ entschieden worden, und Jens war aus dem harten
Fünfsatzkampf mit 3:2 gegen Ulf als Sieger hervorgegangen.
„Wo ist Elke mit den Ehrenpreisen?“
Elke kam mit ihrem Korb an.
„Der Sieger darf sich aussuchen, was
er haben will!“ erklärte Jens.
„Bitte!“ sagte Elke zuvorkommend.
Jens kramte in dem Korb herum. „Wo ist
denn der silberne Drehbleistift von vorhin?“ fragte er erstaunt.
Elke fühlte zu ihrem Ärger, daß ihr
das Blut in den Kopf stieg.
„Oh, du Scheusal, du!“ Der Bruder
deutete ihre aufgestiegene Röte richtig. „Du hast den Drehbleistift wieder
weggenommen!“
„Der Drehbleistift ist vorhin nur
versehentlich zwischen die Sachen gekommen!“ Elke hoffte, sich herausreden zu
können.
Aber Jens war nicht gewillt, diese
Ausrede gelten zu lassen.
„Du schaffst mir den Drehbleistift
wieder her!“ Er packte die Schwester beim Handgelenk, und das kam für sie so
unerwartet, daß sie ihr Taschentuch mit dem darin eingewickelten Silberstift
fallen ließ.
„Oh, da ist er ja!“ Achim bückte sich
noch vor Elke nieder und hielt seinen Fund triumphierend in die Höhe.
Da hatte Jens ihn sich auch schon
angeeignet!
„Ein sehr hübscher Bleistift — wollen
Sie mal sehen, Doktor?“ rief er Falkner zu, der ein paar Schritte entfernt
stand.
„Warum soll denn ausgerechnet Herr
Doktor Falkner den Bleistift sehen wollen?“ Elke tat unschuldig.
„Goldbückel — du läßt dich wenigstens
nicht verblüffen!“ Jens schlug der Schwester wohlwollend auf die Schulter.
Dann verteilte Elke ihre anderen
Ehrenpreise. Ulf bekam einen Schlips, Kiki eine silberne Nadel und Achim ein
Notizbuch.
Das Sommerfest ging so vergnügt zu
Ende, wie es begonnen hatte. Nach dem Abendessen wurden in der gemütlichen
Bauernstube des Tirolerhäuschens Pfänderspiele gespielt, und alle kamen zu
ihrem Recht. Elke mußte Achim einen Kuß geben, und Doktor Falkner mußte Anke
„seine Liebe erklären“. Es war großartig. Tränen wurden gelacht.
Elke schlief an diesem Abend sehr
zufrieden ein. Alle hatten zu ihr gesagt, daß sie sich auf ihrem Sommerfest gut
amüsiert hätten!
8. Kapitel
NACH DEM ABSCHIED
Und nun war Doktor Falkner wieder
abgereist.
Fast volle zwei Wochen war er der Gast der Familie Tadsen gewesen, und an einem
Sonntagmorgen hatten Ulf, Anke und Elke ihn nach dem Hamburger Hauptbahnhof
geleitet, von wo er nach Wien abgefahren war. In Wien wollte er seine Mutter
besuchen und danach, wiederum etwa vierzehn
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