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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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und legte einem blassen, sehr ernst dreinschauenden Jungen die Hand auf
die Schulter.
    Achim Wendel war im selben Alter wie Elke und
Katje und war so groß wie Katje, also einen halben Kopf kleiner als Elke. Er
hatte einen länglichen, schmalen Kopf, glatte hellbraune Haare und graue, etwas
tiefliegende Augen.
    Achim machte jetzt eine Verbeugung, die seiner
guten Erziehung durchaus zur Ehre gereichte, aber den Freundinnen und auch
seiner Mutter wäre es lieber gewesen, wenn er eine weniger tadellose Verbeugung
und dafür ein froheres Gesicht gemacht hätte.
    Achim war ein etwas sonderbarer Junge. Er war
als kleines Kind viel krank gewesen und schien überhaupt nicht lachen zu
können.
    Elke übergab jetzt Frau Wendel den Schein für
ihr aufgegebenes Gepäck, und wenige Minuten später konnte die Wagenfahrt zum Sonnenhof
losgehen.
    Die beiden Freundinnen sahen sich mit
leuchtenden Augen an. Fabelhaft, dieser blanke Jagdwagen mit den braunen
Pferden davor, die kaum erwarten zu können schienen, daß sie loslaufen konnten!
    Klapp, klapp, klapp! ging es nun in flottem Trab
die lindenbestandene Landstraße entlang. Rechts und links dehnten sich weite,
saftiggrüne Wiesen und Saatfelder, da und dort waren hübsche, saubere
Häusergruppen. Obstbäume blühten, dunkle Waldstreifen und lichtgrün schimmernde
Hügelketten zogen sich am Horizont hin, und über allem wölbte sich ein
vergißmeinnichtblauer Sonnenhimmel.
    Elke saß im Wagen neben Frau Wendel, Katje mit
Achim auf dem Rücksitz. Ali hatte auf Elkes Schoß Platz gefunden.
    Frau Wendel erklärte in ihrer freundlich
munteren Art dieses und jenes und deutete auf Kirchtürme und Windmühlen und
einmal auch auf einen kleinen See. Die Kinder waren schweigsam.
    Achim machte ein verschlossenes, ja, geradezu
steinernes Gesicht, und wenn die Freundinnen ihn ansahen, verging ihnen die
Lust zum Reden ganz von selbst. Aber eigentlich hatten sie gar nicht das
Bedürfnis, viel zu sagen. Es war so herrlich, durch den Sonnenschein
dahinzufahren, auf dem Lande zu sein und zu wissen, daß sie den ganzen Sommer
hierbleiben sollten.
    Gewiß, daß Achim so sonderbar steif und fremd
war, das war nicht schön, aber sie brauchten sich ja nicht um ihn zu kümmern.
Elke und Katje hatten darüber beide dieselben Gedanken.
    „So, jetzt sind wir gleich zu Hause!“ sagte
Achims Mutter, als der Weg eine Biegung machte und der Wagen in ein Dorf
einfuhr, das rechts und links an einer mit uralten Eichen bestandenen Straße
lag. Die Pferde fielen in Schritt, denn es ging etwas bergauf.
    „Das ist Eichhagen“, erklärte Frau Wendel. „Dies
hier ist die fünfhundert Jahre alte Kirche mit ihrem schiefen Turm. Und da
hinten die hohe, weiße Holzpforte, die führt in den Sonnenhof hinein!“
    Elke und Katje blickten aufmerksam um sich.
Dicke, alte Bäume überall, etwas Wald war da, Strohdachhäuser. Dort lief ein
Bach, Hühner spazierten überall herum. Und dies war also der Garten vom
Sonnenhof! Oh, wie groß der war! Überall standen Gebüsche mit dicken weißen und
rosa und lila Blütenbüscheln.
    „Rhododendron!“ sagte Elke, die von ihrem
Vorgarten von zu Hause her diese Pflanzen gut kannte.
    Nun hielt der Wagen vor einem großen weißen,
ziemlich niedrigen Haus mit vielen hohen Fenstern und einem grauen Dach. Eine
breite Steintreppe führte zu einem runden, ungedeckten Vorbau hinauf, auf
welchem leuchtend bunte Liegestühle standen.
    „Die hat Achim für euch dahin gestellt“, sagte
Frau Wendel, ihrem Sohn freundlich zunickend.
    In diesem Augenblick kamen durch eine hohe
Glastür zwei Herren aus dem Innern des Hauses heraus. Der eine war rundlich und
hatte graue Haare — es war Achims Vater — , der andere war klein und sehr dünn
und trug eine große dunkle Hornbrille. Es war Herr Berge, Achims Hauslehrer.
    Beide begrüßten den angekommenen Besuch, Ali
eingeschlossen, mit großer Freundlichkeit.
    Elke sah sich Herrn Berge genau an. Der scheint
in Ordnung zu sein, stellte sie dann bei sich fest. Schimpft wohl nicht gleich
los, wenn man mal ein bißchen was von seinen Schularbeiten nicht gemacht hat.
Wir wollen uns hier doch nicht totbüffeln!
    „Erst mal müßt ihr sehen, warum wir hier
überhaupt ,Sonnenhof’ heißen.“ Herr Wendel hakte die beiden Mädchen unter, noch
ehe sie Mütze und Mantel abgelegt hatten. „Wir gehen auf den Aussichtshügel.“
    Achim und sein Lehrer folgten den dreien.
    In einer Entfernung von wenigen Minuten zog sich
im Westen und Nordwesten eine Hügelkette

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