Elkes Sommer im Sonnenhof
Sumpf.“
„Stell dich nicht so an!“ Elke sprang mit einem
großen Satz auf eine Krautinsel.
Ach herrje! Einer ihrer Schuhe war beim
Abspringen im Morast steckengeblieben.
Elke lachte, zog auch noch den zweiten Schuh aus
und dazu beide Socken. „Dann muß ich eben barfuß gehen“, sagte sie.
Katje fing an, nach dem verlorenen Schuh zu
suchen, aber da sie nicht denselben Weg wie Elke genommen hatte, war es kaum
möglich für sie, ihn zu finden. Sie gab das Suchen schließlich auf. Elke fand
den Schuh auch nicht, obgleich sie ihn eben erst verloren hatte. Die kleinen
grünen Buckel, auf die sie zurückblickte, sahen alle gleich aus, und sie konnte
nicht mehr sagen, von welchem sie abgesprungen war. Außerdem füllte sich ja
jede Stelle, auf der man eben noch gestanden hatte, sofort mit Wasser.
Elke warf kurz entschlossen auch ihren zweiten
Schuh weg. Ja, das tat sie. Der Verlust zweier guter Schuhe schien ihr nicht
schlimm.
„Wenn wir hier bloß erst ‘raus wären!“ sagte
Katje kläglich, weil sie für ihre eigenen Schuhe zu fürchten begann. Bei Elke
machte es wohl nicht soviel aus, wenn sie ein Paar einbüßte.
„Ja, es ist gräßlich hier!“ gab Elke jetzt auch
zu. „Und zu den Bäumen kommen wir gar nicht hin.“
„Zu was für Bäumen?“
„Auf die wir ‘raufklettern wollten, um Ali zu
necken. Die Bäume stehen mitten im Sumpf drin.“
„Wir auch!“ Katje guckte niedergeschlagen um
sich. „Krieg bloß keine Blutegel an die Füße!“ sagte sie dann.
„Gibt es im Moor Blutegel?“ Elke schüttelte
sich.
Katje wußte nicht, ob es hier wirklich Blutegel
gab, aber sie dachte wohl, daß ein bißchen Angst Elke nichts schaden könnte.
Elke war daran schuld, daß sie hier standen und weder vor noch zurück konnten.
Elke besah sich ihre Beine und Füße. „Ich hab’
noch keine dran“, stellte sie fest.
„Erst sind sie so klein, daß man sie kaum sieht,
aber nachher werden sie ganz groß und dick wie schwarze Schnecken!“
„I, wie entsetzlich!“ Elke schüttelte sich
abermals vor Grauen und sprang tapfer ein neues Stück vorwärts, obgleich ihre
empfindlichen Fußsohlen dabei wehtaten. Katje zog sich nun auch Schuhe und
Strümpfe aus. Mochten die Grashalme pieksen und die Blutegel beißen, das war
immer noch besser, als wenn sie ihre Schuhe verlor!
„Wir sind gleich drüben“, sagte Elke tröstend,
weil Katje gar so mutlos aussah. „Guck! Ali ist schon bei den Stiefmütterchen!“
In den folgenden Minuten redeten die Freundinnen
kein Wort mehr. Sie nahmen ihre ganze Kraft und all ihre Aufmerksamkeit
zusammen, um sich aus ihrer unangenehmen Lage zu befreien. Sie wußten jetzt,
daß sie sehr vorsichtig sein mußten. Ein falscher Tritt, und sie versanken
womöglich im Moor!
Jetzt war es geschafft. Endlich hatten sie
trockenes Land unter den Füßen. Sie atmeten auf. Dann machten sie es wie Ali
und streckten sich der Länge nach in die Stiefmütterchen, um sich von der Sonne
bescheinen zu lassen.
Aber das Liegen hier war nicht so angenehm, wie
sie es gedacht hatten. Der Boden war von den voraufgegangenen Regenwochen her
noch feucht und kalt. Elke besann sich darauf, daß ihre Mutter gesagt hatte,
sie sollten sehr vorsichtig sein beim Lagern auf der Erde. Man könnte sich leicht
dabei erkälten.
„Laß uns jetzt weitergehen!“ schlug sie deshalb
vor. „Wir müssen sehen, daß wir zum Mittagessen nach Hause kommen.“
„Ich bin furchtbar hungrig“, sagte Katje und
begann, sich ihre nassen Strümpfe und Schuhe anzuziehen.
„Ich auch. Aber wir kriegen ja bald was zu essen“,
antwortete Elke.
„Wann wohl ungefähr? In einer Stunde?“
„Spätestens. Wir müssen eben ein bißchen laufen.“
Aber mit dem Laufen war es für Elke gar nicht so
einfach. Barfuß gehen muß man gewöhnt sein, sonst empfindet man alle kleinen
Sternchen und Unebenheiten wie Nadelstiche.
Elke biß die Zähne aufeinander. Sie wollte
tapfer sein. Aber sie zog dann doch ihre Socken über, die schützten wenigstens
ein bißchen. Sie bedauerte auch schon, den zweiten Schuh weggeworfen zu haben.
Sie hätte mit einem Schuh zwar humpeln müssen, aber dann hätte doch wenigstens
nur ein Fuß weh getan.
Nun, es mußte auch so gehen. Die Hauptsache war,
daß sie so schnell wie möglich zum Sonnenhof zurückkamen. Hoffentlich waren sie
auf dem richtigen Weg! —
Ja, hoffentlich! Denn Frau Wendel begann nach
ihnen auszublicken. Achims Unterricht war bereits zu Ende. Wo mochten Elke und
Katje stecken?
Frau
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