Elkes Sommer im Sonnenhof
warme Decken —“
„So? Die waren da gerade? Und ihr habt eine auf
Abzahlung gekauft? Hoffentlich habt ihr nicht noch mehr solche Geschäfte
laufen!“
„Findest du das mit der Decke schlimm?“ fragte
Elke, betroffen über den etwas unwilligen Ausdruck in Onkel Hannes’ Gesicht.
„Schlimm will ich nicht gerade sagen, aber es
wäre mir lieb, wenn es bei dieser einen Sache auf Abzahlung bliebe“, erwiderte
Herr Wendel.
Die Kinder waren froh, daß der Vater jetzt
wußte, welches Geschenk sie Hinnerk gemacht hatten. Sie hatten sich schon
Gedanken darüber gemacht, wie es mit dem Abzahlen werden sollte. Die Enten
legten nämlich jeden Tag weniger Eier, bald würde das Legen ganz aufhören. Nun
wußte Onkel Hannes alles, und er würde ihnen sicher helfen, wenn es notwendig
werden sollte. —
Wendels bekamen in diesen Tagen einen Brief aus
Stuttgart. Elkes Onkel Bernhard schrieb, daß er wieder nach Schweden reisen
müßte und daß er die Absicht habe, auf dem Hinweg im Sonnenhof einzukehren.
Auf dem Sonnenhof herrschte große Freude über
diese Nachricht. Achims Eltern schätzten Bernhard Zeißler sehr; in ihrem Hause
hingen zwei wunderhübsche Schwarzwaldbilder, die er gemalt hatte.
Elke war ganz aus dem Häuschen. Sie kannte schon
alle Züge auswendig, mit denen ihr Onkel in Kleinfeld ankommen konnte, so
eifrig studierte sie den Fahrplan. Zu schade nur, daß Onkel Bernhard Tag und Stunde
seiner Ankunft nie genau angab. Er sagte oder schrieb immer: „Wenn ich da bin,
bin ich da — bitte, keine Umstände meinetwegen!“
Elke wagte sich kaum mehr vom Sonnenhof fort,
weil sie fürchtete, ihr Onkel könnte gerade in ihrer Abwesenheit eintreffen.
Mußte sie aber doch einmal weggehen, so hinterließ sie genau Bescheid, wo sie
zu finden war.
Heute nachmittag zum Beispiel mußte sie mit
Katje endlich einmal wieder zu Hinnerk gehen. Sie hatten ihn das letztemal vor
zwei Wochen besucht, damals, als Elkes Mutter das Kleiderpaket geschickt hatte.
Da hatte Hinnerk lächelnd gesagt, daß er nun auch wisse, wo das Fünfmarkstück
auf einmal hergekommen sei. Und da war Elke lachend weggelaufen.
Es war ein gewitterschwüler Tag. Die Mädchen
waren ganz leicht angezogen, es war ihnen aber trotzdem noch zu heiß.
Als sie vor Hinnerks Haus ankamen, saß der Alte
ganz zusammengesunken auf der schmalen Holzbank vor seinem Stubenfenster und
hatte den von Ulf geerbten Wintermantel an. Außerdem lag die Wolldecke, die die
Kinder ihm geschenkt hatten, über seinen Knien.
Die Mädchen lachten, weil er an diesem heißen
Tag so eingemummelt dasaß. Aber als Hinnerk dann traurig sagte, ihn fröre immer
so, es ginge wohl bald mit ihm zu Ende, da schlugen sie ihm fürsorglich den
Mantelkragen hoch und deckten ihm auch die Füße zu. Dann saßen sie rechts und
links neben dem Alten und waren ganz still.
Nach einer Weile schien etwas mehr Leben in den
Schäfer zu kommen. Er begann davon zu sprechen, wie sehr er sich über den
Mantel freute und daß er am letzten Sonntag gern in ihm zur Kirche gegangen
wäre. Aber er käme jetzt ja kaum mehr bis zum Hühnerstall und zurück. Schade,
er möchte auch das Singen in der Kirche so gern hören, überhaupt alles Singen.
Elke und Katje könnten wohl nicht singen?
Ach, wenn die beiden das gewußt hätten, daß
Hinnerk gern Gesang hörte! Sie hätten ihm längst alle die schönen Lieder
vorgesungen, die sie kannten.
Dann saßen sie da und sangen Volkslieder, und
Elkes helle Stimme und Katjes weiche, dunkle Altstimme klangen wie Glocken
durch die stille Luft und in des alten müden Mannes Herz hinein.
„Wir kommen morgen bestimmt und singen wieder!“
sagte Elke zum Abschied.
Hinnerk nickte schwach, und in seine
trübgewordenen Augen trat ein kleiner glücklicher Schimmer. - -
Als die beiden Freundinnen und Achim am
Spätnachmittag des folgenden Tages wiederkamen, trat eine ältere Frau ihnen aus
der Küche entgegen. Es war Hinnerks Tochter. Sie sagte, ihr Vater läge im Bett,
er sei zu schwach zum Aufstehen. Wenn sie aber vielleicht mit in die Stube
kommen und ihm guten Tag sagen wollten, dann würde ihn das sicher freuen.
Elke hatte ihre Glückslocke mitgebracht, und
ganz heimlich strich sie mit ihr über die buntgewürfelte Bettdecke des Alten.
Dann standen die Kinder da und wußten nicht, was sie sagen sollten.
Hinnerk bewegte die Lippen, als wenn er sprechen
wollte, und seine Tochter neigte ihr Ohr an seinen Mund. Sie konnte aber nichts
verstehen.
„Vater will irgend
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